- Behandlung
Insulin-Serie: Pumpentherapie – gut gepumpt ist halb gewonnen
3 Minuten
In dieser Folge unserer Insulin-Serie werden wichtige Fragen rund um die Pumpentherapie geklärt: Analog- oder Humaninsulinen – wWelche Insulinarten finden Verwendung? Sind die Insuline unterschiedlicher Hersteller austauschbar? Gibt es Ausnahmen von der Regel?
Mit welchem Insulin pumpt es sich am besten?
Prinzipiell kommen für eine Insulinpumpentherapie nur schnellwirksame Insuline in Frage. Die Pumpe übernimmt ja durch die passgenaue Abgabe kleiner Insulinmengen die Basalversorgung. Ein Basalinsulin ist also in der Insulinpumpentherapie gar nicht sinnvoll. In einer Insulinpumpe können sowohl Humaninsuline als auch schnelle Analoginsuline verwendet werden. Hierfür stehen entweder Insulinampullen oder Durchstechflaschen mit einer Gesamtmenge von 10 ml zur Verfügung. Aus diesen werden dann die für die jeweilige Insulinpumpe spezifischen Reservoirs befüllt.
Das Fallbeispiel
Christopher F. ist ein 24-jähriger Student der Betriebswirtschaftslehre. Neben seinem Studium jobbt er Freitag/Samstag in der angesagten Diskothek der Stadt. Er hilft dort im Service, teils arbeitet er an der Bar, manchmal auch als DJ. Seit drei Jahren hat er einen Typ-1-Diabetes, der mit einer intensivierten Insulintherapie nicht schlecht, aber auch nicht gut eingestellt ist: Der HbA1c-Wert liegt bei 7,8 Prozent.
Vor allem machen ihm die Blutzuckerabfälle bei körperlicher Anstrengung und in den Nachtstunden zu schaffen; viel zu oft muss er daher Kohlenhydrate essen, obwohl er dies nicht möchte, und ärgert sich, dass ihn die starken Blutzuckerschwankungen doch behindern. Nachdem auch mehrmals das Insulin gewechselt wurde, aber sich die Situation nicht verbesserte, entscheidet er sich zusammen mit seinem Diabetes-Team, eine Insulinpumpe zu beantragen.
Nach einigen Wochen erhielt er von seiner Krankenkasse die Genehmigung für eine Insulinpumpentherapie. Nun muss er sich natürlich mit dem Gebrauch einer Insulinpumpe vertraut machen. Eine der ersten Fragen für ihn ist, mit welchem Insulin er die Pumpe befüllen soll. Für welches Insulin er sich entschieden hat und warum das so ist, erläutern wir in diesem Teil der Insulinserie.
Analoginsuline sind Humaninsulinen überlegen
Da der Wirkeintritt von Analoginsulinen deutlich schneller ist als bei Humaninsulin und die Wirkdauer kürzer, sind Analoginsuline bei den meisten Patienten das Mittel der Wahl. Die Pumpentherapie wird einfach effektiver, wenn man Analoginsuline verwendet.
Es gibt aber eine Ausnahme, die nur sehr wenige Patienten in Deutschland betrifft: Rund 100 Patienten sind in Deutschland mit einer intraperitonealen Insulintherapie versorgt; hier wird über einen speziellen Katheter das Insulin direkt in die Bauchhöhle gegeben. Dazu benötigt man einen DiaPort, der in einer kurzen Operation implantiert wird. Vergleichbar ist die Operation mit der Anlage eines Katheters für die Bauchfelldialyse; diese Patienten mit einem DiaPort dürfen keine Analoginsuline verwenden.
Hier wird empfohlen, nur das humane Insulin mit dem Namen Insuman Infusat zu verwenden. Die Erklärung ist, dass dieses Insulin mit den Materialien des DiaPorts harmoniert. Andere Insuline, insbesondere die schnellen Analoginsuline, führen nicht selten zu Katheterverstopfungen, die zum Funktionsausfall des Systems führen. Bei der intraperitonealen Insulingabe spielt auch die Geschwindigkeit keine Rolle, da das Insulin im Bauchfell genauso schnell aufgenommen wird, als wäre es in die Blutbahn gegeben worden.
Sind Analoginsuline verschiedener Herstelle austauschbar?
Die auf dem Markt befindlichen Analoginsuline Apidra (Sanofi), Humalog (Lilly), Liprolog (Berlin-Chemie) und NovoRapid (Novo Nordisk) sind in Bezug auf ihre Wirkung vollkommen austauschbar. Sie alle können in der Insulinpumpentherapie verwendet werden.
Zu beachten gibt es allerdings zwei Dinge: In der Fachinformation von Apidra findet sich der Hinweis “Das Infusions-Set und das Reservoir für Apidra sind unter Verwendung einer aseptischen Technik alle 48 Stunden auszutauschen.” Da viele Patienten den Katheter länger verwenden, weichen diese dann auf andere Analoginsuline aus, in deren Fachinformation sich dieser Hinweis nicht findet.
Spezielle Pumpen, spezielle Ampullen
Für zwei auf dem Markt befindliche Insulinpumpen, nämlich für die mylife Ypsopump und für die Accu-Chek Insight gibt es vom Unternehmen Novo Nordisk vorgefüllte Ampullen (NovoRapid PumpCart), die speziell in diese Pumpen passen, ohne dass man vorher ein Reservoir befüllen muss. Das Befüllen des Reservoirs beinhaltet immer auch die Gefahr, dass man Luft aufzieht, die meist in dem Reservoir verbleibt.
Christophers Wahl
Christopher L. aus unserem Fall hat sich für eine Pumpe entschieden, die man später einmal mit einem kontinuierlichen Glukosemesssystem verbinden kann. Natürlich hat er sich ein schnelles Analoginsulin ausgesucht. Mit der neuen Insulinpumpentherapie kommt er bestens zurecht, und wenn er wieder in der Diskothek jobbt, verändert er die Infusionsrate an seiner Pumpe so genau, dass Unterzuckerungen nur noch selten auftreten.
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (12) Seite 26-27
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 5 Tagen, 23 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 3 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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