- Behandlung
Keine Erektion? Sollte Mann klären!
4 Minuten
Über eine Erektionsstörung (erektile Dysfunktion) redet Mann nicht gern. Dabei sind so viele Männer betroffen! Warum ist es – besonders bei Diabetes – so wichtig, Schwierigkeiten mit der Erektion ernst zu nehmen? Das erklärt Dr. Schmeisl im Diabetes-Kurs.
Der Fall
Johannes F. hat seit einigen Wochen etwas Luftnot, verbunden mit einem Engegefühl in der Brust, wenn er nach 20 Stufen bei seiner Wohnung im zweiten Stock angelangt ist. Seit etwa einem Jahr leidet er außerdem darunter, dass er beim intimen Zusammensein mit seiner Frau keine ausreichende Erektion mehr bekommt. Er – 58 Jahre, Diabetes seit 15 Jahren – hat sich zwar informiert, seine Frau vermeidet es aber, mit ihm darüber zu sprechen. Beide meiden seit einigen Monaten körperliche Nähe.
Plötzlich hat Johannes stärkste Schmerzen in der Brust; auf halber Strecke in seine Wohnung muss er sich auf die Treppe setzen. Der von seinem Nachbarn gerufene Notarzt erkennt bereits durch ein EKG im Rettungswagen, dass Johannes einen Herzinfarkt erlitten hat.
Die Erektion des Penis ist ein „komplexes Phänomen“ – so steht es in einer Leitlinie der europäischen Urologengesellschaft (EAU). Eine Erektionsstörung (erektile Dysfunktion, ED) gehört zu den häufigsten Gesundheitsstörungen von Männern und kommt mit zunehmendem Alter immer häufiger vor.
Bei Männern ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko, eine ED zu entwickeln. Männer über 70 sind zu 67 Prozent betroffen. Diabetes, Bluthochdruck und Rauchen machen eine ED wahrscheinlicher. Mediziner sprechen von einer erektilen Dysfunktion, wenn es einem Mann über einen längeren Zeitraum nicht oder nur selten gelingt, eine Erektion des Penis zu erzielen oder beizubehalten, die für ein befriedigendes Sexualleben ausreicht.
Häufig ist eine ED der Vorbote für schwerwiegende Erkrankungen: Männer, die Potenzprobleme haben, erleiden in den folgenden fünf Jahren doppelt so häufig einen Herzinfarkt oder Schlaganfall wie gleichaltrige Männer ohne erektile Dysfunktion.
Wie äußern sich Sexualstörungen beim Mann?
- Libidostörungen (z. B. Unlust)
- Erregungsstörungen (Erektionsstörungen; ED: erektile Dysfunktion)
- Ejakulationsstörungen
- Orgasmusstörungen
Studien der letzten Jahre (ONTARGET, TRANSCEND) zeigten, dass das Sterberisiko bei Männern mit erektiler Dysfunktion etwa doppelt so hoch war wie bei Männern ohne erektile Dysfunktion. Ebenso hoch war das Risiko, an einem Gefäßschaden zu sterben, speziell an einem Herzinfarkt. Je ausgeprägter die Erektionsstörung war, desto höher war das Risiko.
Das Risiko für eine Erkrankung an den Herzkranzgefäßen bei Diabetikern wird, wie die Studien zeigen, leider oft unterschätzt. Deshalb ist es so wichtig, dass Ärzte – aber auch die Betroffenen selbst! – dem Auftreten von Erektionsstörungen bei Männern (und auch dem Libidoverlust bei Frauen!) mehr Beachtung schenken.
Eine Erektionsstörung ist eine Erkrankung, die Jahre und Jahrzehnte vor einem Herzinfarkt auf das Risiko dafür hinweist! Mediziner sollten also gezielt Männer mit Diabetes fragen, ob eine Erektionsstörung vorliegt – und zwar möglichst so, dass der Patient nicht bloßgestellt wird. Denn immer noch ist dieses Thema für viele Menschen tabu.
Gibt es Hinweise auf eine erektile Dysfunktion, könnte der Arzt/die Ärztin auch gezielt nach Symptomen fragen, die eine Herzerkrankung vermuten lassen, z. B.:
- Luftnot beim Treppensteigen,
- Enge in der Brust,
- ausstrahlende Schmerzen in den linken oder auch rechten Arm,
- Brennen in der Brust („Sodbrennen“),
- Unterkieferschmerzen.
Sind diese Symptome vorhanden, kann beim Herzspezialisten – dem Kardiologen – eine weiterführende Diagnostik (z. B. Herz-Ultraschall) durchgeführt werden.
Wann kann eine Herzerkrankung als Ursache ausgeschlossen werden?
Dass beim Mann keine Erektion zustande kommt, kann nicht nur Ursache einer Erregungsstörung sein, die meist durch Nervenschäden bedingt ist – auch eine Luststörung kommt als Grund in Frage: Durch die fehlende Lust auf Sex (Libidoverlust) kommt es nicht mehr zu einer ausreichenden Erektion.
Die Unfähigkeit eines Mannes, eine ausreichende Erektion zu erlangen oder aufrechtzuerhalten, um einen für beide Partner befriedigenden Geschlechtsverkehr zu erreichen, ist die häufigste Sexualstörung bei Männern mit Diabetes. Andere Funktionsstörungen wie Orgasmus- und Ejakulationsstörungen spielen eine untergeordnete Rolle. Ob sie tatsächlich in geringerem Maße auftreten, ist dagegen nicht bekannt.
Ejakulationsstörungen können auch in Form eines ständigen Samenflusses, eines vorzeitigen Samenergusses, eines verzögerten Samenergusses und in Form einer retrograden Ejakulation (Rückfluss der Samenflüssigkeit in die Blase) auftreten. Eine spezielle Diagnostik sollte stets in Zusammenarbeit mit einem Facharzt für Urologie, ggf. mit einem Psychologen und natürlich auch mit einem Diabetologen oder weiteren Spezialisten (z. B. Angiologen) durchgeführt werden.
Wie steht es mit Sex nach einem Infarkt?
Hat ein Diabetiker mit erektiler Dysfunktion bereits einen Herzinfarkt hinter sich, sollte er ebenfalls kardiologisch mitbetreut werden. Sex schadet in der Regel dem Herzen nicht – nur bei etwa 2 Prozent der Infarktpatienten war Sex der Anlass dafür. Die körperliche Belastung beim Sex entspricht etwa der Leistung von 75 bis 100 Watt auf dem Fahrradergometer (oder der Leistung des Steigens von etwa 20 Treppenstufen in etwa 10 Sekunden – der Puls geht meist nicht höher als 120 Schläge pro Minute!).
Wenn Sie also noch ohne Probleme Treppensteigen können, besteht auch beim Sex mit dem festen Partner kein erhöhtes Risiko. Aber Vorsicht: Beim Fremdgehen steigt das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich an!
Was bringen „Potenzmittel“ wie Viagra?
Potenzmittel wie Viagra, Cialis oder Levitra sind Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer). Sie führen zu einer Weitstellung der Blutgefäße der glatten Muskulatur am Penis. Diese Weitstellung der Blutgefäße kann auch an inneren Organen wie den Herzkranzgefäßen erfolgen, wodurch der Blutdruck absinkt. Dies ist einer der Gründe, warum Medikamente, die bei einer Herzerkrankung oft eingenommen werden und die Gefäße weit stellen, nicht gemeinsam mit PDE-5-Hemmern eingenommen werden dürfen (Gefahr des Kreislaufkollapses).
Das sollten Sie jedoch immer mit Ihrem Arzt besprechen!
Medikamentengabe bei Sexualstörungen |
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| Wirkstoff (Handelsname) | Einnahme vor dem Geschlechtsverkehr | Wirkdauer | Einnahme mit Mahlzeiten |
| Sildenafil (Viagra) | 1 Stunde zuvor | 4 – 5 Stunden | verzögerter Wirkeintritt möglich |
| Vardenafil (Levitra) | 25 – 60 Minuten zuvor | 4 – 5 Stunden | bei sehr fettreicher Nahrung verzögerter Wirkeintritt möglich |
| Avanafil (Spedra) | ca. 15 – 30 Minuten zuvor | keine Angabe | verzögerter Wirkeintritt möglich |
| Tadalafil (Cialis) 20 mg | mindestens 30 Minuten zuvor | bis zu 36 Stunden | unabhängig von der Nahrungsaufnahme |
| Tadalafil (Cialis) 20 mg | nicht notwendig, wird 1 x täglich genommen | gleichmäßiger Wirkspiegel | unabhängig von der Nahrungsaufnahme |
| Quelle: Fachinformationen der einzelnen Hersteller, Oktober 2019 | |||
Wichtig zu wissen
Erektionsstörungen sind bei Männern insbesondere mit zunehmendem Alter eine häufige Erkrankung. Solche Störungen können nicht selten erste Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit (KHK; Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße) sein. Deshalb sollte jeder Arzt Männer bei entsprechenden Beschwerden gezielt nach Erektionsstörungen fragen. Besteht z. B. gleichzeitig eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit, pAVK), steigt die Wahrscheinlichkeit für eine KHK nochmals deutlich an.
Eine Erektionsstörung rechtzeitig zu erkennen, kann für das weitere Leben des Betroffenen und auch für seine Ehe/Partnerschaft ausschlaggebend sein. Sprechen Sie deshalb rechtzeitig mit Ihrem Arzt. Die erektile Dysfunktion sollte heute kein Tabuthema mehr sein!
Autor:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (12) Seite 32-34
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 22 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 16 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig