- Behandlung
Lieferengpässe bei Medikamenten – ein Problem mit vielen Ursachen
4 Minuten
Immer wieder kommt es vor, dass Medikamente, die einem verordnet wurden, in der Apotheke nicht erhältlich sind. Das Problem der Lieferengpässe hat in letzter Zeit zugenommen – aber es wird auch an praktikablen Lösungen gearbeitet.
Jeder von uns hat diesen Satz sicher schon einmal in einer Apotheke gehört: “Darf ich Ihnen dieses Medikament bestellen?” Im Regelfall liegt das gewünschte Medikament noch am selben oder aber spätestens am nächsten Tag zum Abholen für Sie bereit. Doch was ist, wenn Sie stattdessen Folgendes hören: “Leider ist dieses Medikament momentan nicht lieferbar.”
Traurige Höchstmarke
Diesen Satz bekommen Patientinnen und Patienten in letzter Zeit sehr oft zu hören und Apothekerinnen und Apotheker müssen ihn mittlerweile zu oft sagen. Mit mehr als 300 Arzneimitteln hat dieser Wert in diesem Jahr eine traurige Höchstmarke erreicht. Doch was führt zu solchen Lieferengpässen?
Ein Problem – viele Gesichter
Spätestens, als in den Nachrichten von Lieferengpässen bei Arzneimitteln für Kinder, wie Fieber- oder Antibiotikasäften, berichtet wurde, merkte man, dass das Problem in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Lieferengpässe hat es zwar immer wieder mal gegeben, doch in letzter Zeit häufen sich die Meldungen über nicht lieferbare Arzneimittel. Die Gründe hierfür sind vielfältig und eine einfache Lösung ist meist nicht möglich.
Die Rabattverträge
Seit 2007 existieren Rabattverträge in Deutschland. Dabei schließen die Krankenkassen mit den pharmazeutischen Unternehmen Verträge ab, in denen die Unternehmen den Krankenkassen Rabatte gewähren. Die Apotheken sind hierfür verpflichtet, bei einer Verordnung eines entsprechenden Medikaments ein Präparat abzugeben, für das es solch einen Rabattvertrag gibt, sofern dies nicht durch anderweitige Gründe ausgeschlossen ist. Dies führt dazu, dass der Kostendruck auf die Unternehmen erhöht wird und eine Herstellung mitunter nicht mehr profitabel ist.
So kann es passieren, dass zum Teil ein Medikament nur noch von einem Unternehmen produziert wird. Kommt es dann bei diesem Unternehmen z. B. zu Problemen in der Produktion oder müssen Produktions-Kapazitäten wie letzten Winter u. a. durch steigende Energiekosten heruntergefahren werden, führt dies zwangsläufig zu einem Lieferengpass.
Wo Medikamente produziert werden
In unserer globalisierten Welt ist es viel einfacher geworden, Dinge im Ausland herzustellen und diese über den Erdball zu transportieren. Wie viele andere Produkte werden Wirkstoffe für Medikamente oft außerhalb Deutschlands hergestellt. Auch wenn die “Endfertigung” der Tabletten in Deutschland geschieht, kommen mehr als 80 Prozent der Wirkstoffe aus Indien oder China. Gerade globale Krisen, wie der Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie, führen zu Problemen in den Lieferketten. Zudem führt diese Monopolisierung der Produktion der Wirkstoffe zu einer weiteren Erhöhung des Kostendrucks, da die Unternehmen die Preise diktieren und an den jeweils Höchstbietenden verkaufen können.
Engpässe bei Diabetes-Medikamenten
Bei der Therapie des Diabetes werden Arzneimittel eingesetzt, die leider auch zeitweise oder dauerhaft nicht lieferbar sind oder deren Herstellung aufgrund von Problemen in der Produktion ganz eingestellt wurden. Dies betrifft Medikamente aus den Gruppen der Insuline und der Diabetes-Tabletten (orale Antidiabetika), aber auch GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Die Gründe hierfür sind, wie bei anderen Arzneimitteln, vielfältig.
Die wichtigsten sind Probleme in den Lieferketten, Mangel an Rohstoffen, Inflation, niedrige oder extrem hohe, teilweise regional stark wechselnde Nachfrage, Störungen an Abfüllanlagen, Verzögerungen bei der Lieferung von Komponenten und Materialien für die Verpackung, aber auch Off-Label-Use. Darunter versteht man den Gebrauch von Arzneimitteln für andere Indikationen außerhalb der Zulassung. Beispiele hierfür sind die GLP-1-Rezeptor-Agonisten Dulaglutid und Semaglutid, die neben der Behandlung des Typ-2-Diabetes auch eingesetzt werden zur Gewichtsreduktion, wenn kein Typ-2-Diabetes vorliegt.
Aber die Versorgung muss gesichert werden und ist für viele Menschen mit Diabetes lebenswichtig. So werden verschiedene Lösungen angeboten, wie Kontingentierung, um Hamsterkäufe und Off-Label-Use zu verhindern, keine Neueinstellungen auf die Medikamente, Umstellung auf lieferbare Packungsgrößen und Stärken oder Umstellung auf den gleichen oder sehr ähnlichen Wirkstoff anderer Unternehmen. In Apotheken und Arztpraxen sollte darüber offen und transparent informiert und die Patientinnen und Patienten sollten aktiv in die Entscheidung eingebunden werden.
Wie kann man bei Lieferengpässen vorsorgen?
- frühzeitig in notwendigem Maß eine Neuverordnung der Arzneimittel in der Arztpraxis bestellen und abholen
- frühzeitig das Rezept in der Apotheke vorlegen, damit die Apotheke genügend Zeit hat, alle Möglichkeiten der Bestellung wahrzunehmen
- offen sein für zwingend notwendige Umstellungen oder Anpassungen
- bei Umstellungen durch Beobachtung und Messungen zu garantieren, dass der gleiche therapeutische Erfolg erreicht wird; ansonsten Rücksprache mit Ärztin oder Arzt
Der Gesetzgeber hat Verantwortung
Auch die Politiker um Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach haben sich der Problematik angenommen und das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG), kurz Lieferengpass-Gesetz, auf den Weg gebracht. Dies soll verhindern, dass sich Lieferengpässe ausweiten und eine Versorgung in Zukunft sichergestellt ist. So fallen beispielsweise die Rabattverträge für nicht mehr patentierte Arzneimittel (Generika) für Kinder weg und die Unternehmen müssen sich bei versorgungskritischen Wirkstoffen ausreichend bevorraten, sodass eine Lieferfähigkeit dieser Arzneimittel über sechs Monate gewährleistet ist. Das ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung, doch viele kritisieren, dass das Gesetz allein die Lieferengpass-Problematik nicht lösen wird.
Bestmöglich versorgt – trotz Engpasses
Lieferengpässe stellen alle Personen im Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Dennoch wird alles dafür getan, dass Patientinnen und Patienten optimal versorgt sind. So prüfen die Apotheken vor Ort mehrmals täglich die Lieferfähigkeit bestimmter Medikamente und können bei fehlender Verfügbarkeit auf ein Präparat eines anderen Unternehmens mit gleichem Wirkstoff umschwenken.
Sollte ein Medikament mit einem bestimmten Wirkstoff von keinem Unternehmen in der Apotheke vorrätig oder lieferbar sein, kann die Apotheke wenigstens im Filial-Netzwerk nachschauen, ob das Medikament dort vorrätig ist, oder bei Apotheken von Kolleginnen und Kollegen nachfragen. Sollten all diese Stricke reißen, ist auch das kein Grund zur Sorge. In Absprache mit Ärztin oder Arzt kann die Medikation umgestellt und so garantiert werden, dass trotz des Lieferengpasses sinnvoll medikamentös behandelt wird.
Aktuelle Informationen
Aktuelle Informationen zu Lieferengpässen gibt es vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, auch mit einer Datenbank der betroffenen Medikamente:
www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Lieferengpaesse/_node.html
Und auch im Fall der Lieferengpässe bei den Fiebersäften für Kinder konnte eine pragmatische Lösung gefunden werden. So wurde die Möglichkeit gegeben, das Herstellen dieser Säfte in den Apotheken vorzunehmen und sie auch aus dem Ausland importieren zu dürfen, sodass die Versorgung sichergestellt werden kann.
Schwerpunkt: „Forschung – besser leben mit Diabetes“
- Medikamente: Deprescribing – wenn weniger mehr sein kann
- Lieferengpässe bei Medikamenten – ein Problem mit vielen Ursachen
- Diabetes und Migration: Wie können Beratung und Versorgung besser werden?
- Neues Aktionsbündnis zur Versorgung von Patientinnen und Patienten
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (10) Seite 21-23
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bloodychaos postete ein Update vor 1 Tag, 23 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 19 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.