- Behandlung
Meine Erfahrungen mit Unterzuckerungen
3 Minuten
Die Psychologin Lena Schuster hat seit 2014 Typ-1-Diabetes. Mit der Zeit hat sie gelernt, die Hypo-Symptome früh wahrzunehmen und richtig zu deuten. Was ist ihr sonst noch wichtig, wenn es um Unterzuckerungen geht? Das erzählt sie hier.
Mal schnell mit dem Fahrrad zum Bäcker geradelt und Brötchen geholt, eine kleine Joggingrunde eingelegt oder sich ein bisschen mit der Insulinmenge für die letzte Mahlzeit verschätzt: Immer wieder merke ich, dass es sehr viele verschiedene Gründe gibt, plötzlich zu unterzuckern. Es kann auch sein, dass eine Kombination aus verschiedenen ungünstigen Faktoren die „Hypo“ verursacht hat.
Dann frage ich mich immer: Hätte ich das nicht verhindern können? Wäre es möglich gewesen, durch ein anderes Verhalten die Unterzuckerung zu umgehen? Zum Beispiel hätte ich vor dem Fahrradfahren den Blutzuckerwert messen und vor der Joggingrunde mehr als nur ein Stück Brot essen können. Es gibt mit Sicherheit Dinge, die man in Zukunft besser handhaben kann, und damit lässt sich womöglich die ein oder andere Unterzuckerung verhindern.
Achtsam mit Signalen für Unterzuckerungen
Doch wie man es dreht und wendet, man kann als Diabetiker die Unterzuckerungen nicht gänzlich aus dem Leben verbannen. Da fehlen unserem Körper einfach die Möglichkeiten, Unterzuckerungen vorzubeugen. Das versuche ich mir stets vor Augen zu halten, wenn mich mal wieder eine Unterzuckerung nervt. Aus diesem Grund frage ich mich nicht mehr, warum diese Unterzuckerung jetzt aufgetreten ist.
Stattdessen konzentriere ich mich eher darauf, meine Symptome früh wahrzunehmen, um schnell der Unterzuckerung entgegenzuwirken. Die Signale des Körpers sind ein Schutzmechanismus und bewahren uns vor schweren Hypoglykämien. Es ist wichtig, achtsam mit diesen Signalen umzugehen.
Mittlerweile habe ich seit sechs Jahren Diabetes und einige Unterzuckerungen durchlebt. Inzwischen kann ich die Symptome einer leichten von denen einer stärkeren Unterzuckerung unterscheiden. Bei einer leichten Hypoglykämie fangen meine Arme, Hände und Beine an, ein bisschen zu kribbeln, hingegen bemerke ich bei einer stärkeren Unterzuckerung, dass meine Hände zu zittern beginnen und sich meine optische Wahrnehmung verändert: Es fällt mir schwer, scharf zu sehen. Das ist meine grobe Einteilung der Symptome, die mir oft hilft, frühzeitig zu reagieren, um nicht noch weiter zu unterzuckern.
Selten interpretiere ich meine Wahrnehmung falsch und bin überzuckert. Doch im Allgemeinen erlebe ich es als sehr hilfreich, meine Symptome so konkret zu kennen. Wichtig ist, dass bei anderen Diabetikern die Symptome anders ausgeprägt sein mögen. Vielleicht haben andere Diabetiker nie kribbelnde Beine bei einer Unterzuckerung. Welche körperlichen Signale (z. B. Herzklopfen oder Schweißausbrüche) auf eine Unterzuckerung hindeuten, muss jeder für sich selbst herausfinden. Das mag eine Zeitlang dauern, und es ist auch möglich, dass sich die Symptome im Laufe der Jahre verändern.
Familie und Freunde wissen Bescheid – das gibt mir Sicherheit und nimmt die Angst
Nachdem ich irgendwann meine Symptome einordnen konnte, habe ich mir die Frage gestellt, wie mein Umfeld darauf reagieren sollte. Mir war und ist es wichtig, besonders im privaten Bereich meine Freunde zu informieren, was im Notfall zu tun ist. Ich hatte zwar nie eine sehr starke Unterzuckerung, dennoch gibt es mir Sicherheit, dass andere im Notfall das Richtige tun.
Und ich habe auch gemerkt, dass es meine Freunde und meine Familie beruhigt, für diese Situation gewappnet zu sein. Es ist demnach für uns alle ein angenehmes, beruhigendes Gefühl und nimmt uns die Angst vor Unterzuckerungen. Denn ängstlich der nächsten „Hypo“ entgegenzusehen, ist der falsche Weg.
Bei mir gibt es verschiedene Phasen
Natürlich gibt es Phasen mit wenigen Unterzuckerungen, und ich vergesse fast, dass es sie gibt. Das ist ein sehr schönes Gefühl, allerdings gibt es dann wiederum Tage, da bin ich ständig unterzuckert und bin gefühlt nur am Essen, um wieder normale Blutzuckerwerte zu haben. Bei mir gibt es häufig diese wechselnden Phasen.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es wichtig ist, wachsam zu sein und auf die Signale des Körpers zu achten. Das mag in manchen Situationen leichter fallen als in solchen, in denen man durch verschiedene Dinge abgelenkt ist. Zeigen sich dann die Symptome, versuche ich, schnell und überlegt zu reagieren. Ich bin der Überzeugung, dass ich damit einen guten Weg gefunden habe, den Unterzuckerungen entgegenzuwirken.
Schwerpunkt „Was tun bei Unterzuckerung?“
- Hypoglykämien verhindern: Tipps gegen Unterzuckerungen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes
- Verhalten bei Unterzuckerungen: Was können Angehörige bei Hypoglykämien tun?
- Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen: Wege aus der Gefahr
- „Hypo“-Helfer: Traubenzucker und Alternativen bei Unterzuckerungen
- Meine Erfahrungen mit „Hypos“
von Lena Schuster
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (11) Seite 36-37
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bloodychaos postete ein Update vor 1 Tag, 20 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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ole-t1 antwortete vor 1 Tag, 15 Stunden
Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.) -
bloodychaos antwortete vor 1 Tag, 9 Stunden
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
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loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 16 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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