- Behandlung
Sie sollten selbst messen
4 Minuten
Hoher Blutdruck (Hypertonie) ist bei Diabetes genauso gefährlich wie ständig zu hohe Blutzuckerwerte. Wer Bluthochdruck hat, sollte regelmäßig Selbstmessungen durchführen, um seine Behandlung zu überprüfen. Dies fordern neue Leitlinien.
Viele Menschen mit Diabetes haben Bluthochdruck; wichtig ist, ihn früh zu erkennen und zu behandeln. Die neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie und der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie gewichten neu: Erstmals stehen Schulung und Selbstmessung des Blutdrucks ganz vorne!
Einheitlich unter 140/90!
Anders als in den vergangenen Jahren ist die Formel wieder ganz einfach: Der Blutdruck sollte unter 140/90 mmHg gesenkt werden, bei Menschen mit Diabetes und Nierenschädigung etwas niedriger. Die Autoren der Leitlinie sehen keinen Grund mehr darin, den Blutdruck bei Menschen mit Diabetes im Regelfall niedriger als auf 140 mmHg systolisch zu senken.
In der Realität ist leider nur ein sehr geringer Teil der Menschen mit Hypertonie so gut behandelt. Intensivere Früherkennung und bessere Therapie und Schulung der Betroffenen werden von den Experten dringend gefordert.
Selbstmessung im Fokus
Neu an den Leitlinien der beiden Gesellschaften ist, dass der Selbstmessung des Blutdrucks durch die Betroffenen ein deutlich höherer Stellenwert zugesprochen wird. Neuere Studien zeigen, dass die von den Betroffenen selbst gemessenen Werte eine größere Bedeutung haben für die Prognose der Hypertonie als die in der Arztpraxis gemessenen Werte. Schon bei der Feststellung der Hypertonie leistet die Selbstmessung einen wichtigen Beitrag.
Dabei ist zu bedenken, dass die von den Patienten unter häuslichen Bedingungen selbst gemessenen Werte um circa 5 mmHg niedriger liegen als die in der Praxis gemessenen Werte. Immer sollte die Diagnose der Hypertonie auch durch selbst gemessene Werte bestätigt werden. Geschieht dies nicht, kann es vorkommen, dass eine Therapie mit Medikamenten eingeleitet wird, obwohl unter häuslichen Bedingungen der Blutdruck normal ist: Der Blutdruck ist nur dann erhöht, wenn der Patient einen weißen Kittel sieht.
Zu Hause korrekt messen
Es gibt auch Fälle, in denen der Blutdruck in der Praxis normal ist, zu Hause gemessene Werte aber eine Hypertonie zeigen; dies ist ein weiterer Grund, dass Sie als Betroffener von Beginn der Hypertonie an die Selbstmessung des Blutdrucks beigebracht bekommen und dass diese Messungen in Diagnose und Behandlung einbezogen werden.
Lassen Sie sich die korrekte Messung von einer Fachkraft zeigen:
Der Blutdruck wird im Sitzen gemessen; vor jeder Blutdruckmessung sollten Sie mindestens 3 Minuten ruhig sitzen. Eine Oberarm-Manschette wird so angelegt, dass sich die Membran des Stethoskops über der Armschlagader befindet. Der untere Rand der Manschette soll 2 bis 3 Zentimeter oberhalb der Ellenbeuge liegen.
Die Manschette muss locker angelegt sein, darf aber nicht verrutschen. Ärmel dürfen den Oberarm nicht einengen, sonst wird die Messung verfälscht. Legen Sie den Arm, an dem der Blutdruck gemessen wird, mit leicht gebeugtem Ellenbogen entspannt auf. Die Manschette sollte in Herzhöhe sitzen:
- Bei luftleerer Manschette fließt Blut in den Arm.
- Bei aufgepumpter Manschette fließt kein Blut in den Arm (Puls nicht mehr tastbar).
- Wenn durch das Luftablassen das Blut wieder zu fließen beginnt, kann man dieses mit dem Stethoskop über der Armschlagader als Klopfgeräusch hören.
Häufige Fehler bei der Blutdruckmessung:
- – zu rasches Ablassen der Luft aus der Manschette,
- – falsche Lage der Membran,
- – Messen über der Armbekleidung,
- – keine Ruhezeit vor dem Messen.
Womit messen?
Deutlich rät die neue Leitlinie von Blutdruckmessgeräten ab, die am Handgelenk messen – sie kommen nach den Empfehlungen nur bei extrem übergewichtigen Patienten in Frage. Sicherer sind die Ergebnisse, die mit der guten, alten “Riva-Rocci-Methode” gemessen werden: einem einfachen, nichtelektronischen Gerät, mit dem man selbst die pochenden Geräusche hört, die bei Unterschreitung des oberen Blutdruckwertes auftreten. Wer schwerhörig ist, hört die Geräusche nicht mehr gut – dann ist ein elektronisches Gerät angezeigt.
Individuelle Ziele für sehr alte Menschen
Erstmals diskutiert die europäische Leitlinie zur Hypertonie die Bedeutung persönlicher Zielwerte für sehr alte Menschen. Ähnliches ist in der Diabetologie von der europäischen und der amerikanischen Diabetesgesellschaft gemeinsam veröffentlicht worden; all diese wissenschaftlichen Gesellschaften beziehen sich auf neuere Studien, in denen klar geworden ist, dass die Ziele und Ergebnisse der Therapie bei der zunehmenden Zahl sehr alter Menschen sehr verschieden sein können von den Ergebnissen bei jungen Menschen.
So führt eine “Supernormalisierung” der Blutzuckerwerte bei sehr alten Menschen nicht mehr zur Verlängerung der Lebenserwartung. Die Ziele der Behandlung dieser Betroffenen sind an ihrer Lebensqualität zu messen, nicht an der Lebenserwartung. Auch für den hohen Blutdruck gilt: Bei sehr alten Menschen muss für jeden Einzelnen überlegt werden, welche Vor- und Nachteile eine Behandlung mit verschiedenen Zielwerten hat, eine Normalisierung ist nicht in allen Fällen notwendig.
Nichtmedikamentöse Maßnahmen gegen Bluthochdruck
Die europäischen Kardiologen und Hypertensiologen fordern auch, nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Behandlung des hohen Blutdrucks einzusetzen: Bei hohem Blutdruck sollte man versuchen, Gewicht abzubauen , weniger Salz zu essen, sich regelmäßig zu bewegen. Wichtig: Die Behandlung einer Hypertonie bringt wenig, wenn geraucht wird.
Patientenschulung bei Hypertonie wird im Rahmen der Disease-Management-Programme angeboten. In Deutschland ist die Schulung für Menschen mit Hypertonie kostenlos, ebenso für Betroffene mit Diabetes, die hohen Blutdruck haben. Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob er eine Schulung für Hypertonie anbietet.
Mehr Informationen
Viele Ärzte in Deutschland bieten eine Schulung für Menschen mit Hypertonie an. Im Rahmen dieser Schulung erhalten Betroffene das im Kirchheim-Verlag erschienene Buch
„Mein Buch über den hohen Blutdruck“
. Die neueste Auflage erschien 2013.
Die Schulung umfasst vier Unterrichtseinheiten und wird von entsprechend fortgebildeten Schulungskräften in Zusammenarbeit mit den Hausärzten in den Praxen erteilt. Viele tausend Praxen in Deutschland sind für diese Schulung qualifiziert. Fragen Sie Ihren Arzt!
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| Dr. med. Viktor Jörgens, Geschäftsführer EASD |
Dr. Marion Grüßer, stellv. Geschäftsführerin EASD |
Kontakt:
Europäische Gesellschaft für Diabetologie (EASD), Rheindorfer Weg 3, 40591 Düsseldorf, Tel.: 0211-758 469 0, E-Mail: secretariat@easd.org
, Internet: www.easd.org
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (5) Seite 36-38
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cesta postete ein Update vor 2 Tagen, 14 Stunden
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 19 Stunden, 7 Minuten
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 12 Stunden, 37 Minuten
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 5 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Tagen, 2 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 23 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 2 Tagen, 12 Stunden
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 1 Tag, 23 Stunden
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 1 Tag, 23 Stunden
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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