- Behandlung
So wirkt Fasten sich auf Typ-2-Diabetes aus
3 Minuten
Wir leben im Schlaraffenland – oder? Trotz derzeitiger Mehl- und Öl-Knappheit sind Lebensmittel für uns in Deutschland doch jederzeit verfügbar. Der Haken an der Sache: Viele der angebotenen Produkte haben viele Kalorien und sind stark verarbeitet. Das war in früheren Zeiten anders – nicht immer gab es genug zu essen, und viele Lebensmittel lieferten nicht so viel Energie (also Kalorien) wie heute. Dafür waren nur wenige Leute übergewichtig, Typ-2-Diabetes hatte kaum jemand. Und nun? Sollten wir durch zeitweiliges Fasten das Leben unserer Vorfahren imitieren?
Zeitweiliges/intermittierendes Fasten – das war eines der Themen einer Vorab-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft im Vorfeld des Diabetes Kongresses. Professor Dr. rer. nat. Stephan Herzig, Direktor des Helmholtz Diabetes Centers München, stellte den aktuellen wissenschaftlichen Stand vor und erklärte, welche positiven Effekte freiwillige Fasten haben kann und was das für unsere Ernährung bedeutet. Das Fazit schon einmal vorweg: Fasten kann Adipositas und Typ-2-Diabetes sowie den Stoffwechsel verbessern.
Hungerperioden: für unsere Vorfahren normal
Die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes hat vielerlei Ursachen. Eine große Rolle spielen Über- und Fehlernährung. Hochkalorische Lebensmittel sind in Deutschland für die meisten Bürgerinnen und Bürger jederzeit verfügbar. Stark verarbeitete Fertigmahlzeiten sind häufig sogar billiger als frische Produkte wie Gemüse oder Obst. In früheren Zeiten hingegen mussten Menschen damit zurechtkommen, dass Nahrung manchmal nur unregelmäßig verfügbar war und eine geringere Energiedichte hatte.
Hungerperioden waren üblich, so dass der Körper darauf ausgelegt war und immer noch ist, Energie aus der Nahrung möglichst effizient zu speichern. Fasten-Therapien, wie etwa das Intervallfasten, machen sich dies zunutze. Sie basieren auf freiwilligen Hungerperioden und können so unter anderem Adipositas und Typ-2-Diabetes Typ 2 vorbeugen oder bei bereits bestehenden Erkrankungen den Stoffwechsel verbessern.
Während des Fastens wird Fett verbrannt
Während Fastenperioden muss der Körper seinen Stoffwechsel umstellen, um Schaden zu vermeiden. Typischerweise stellt er dann von Zucker- auf Fettverbrennung um. Dieser Fettabbau begünstigt den Aufbau bestimmter Energieträger, die zum Beispiel für die Energieversorgung des Gehirns Verwendung finden. „Unter dem Einfluss bestimmter Hungerhormone wie Glukagon oder Kortisol nutzt der Körper den Fettabbau und bei sehr langem Hungern auch den Eiweißabbau, um die Zuckerproduktion in der Leber anzukurbeln“, sagt Professor Herzig. „Zudem werden auch sogenannte Ketonkörper in der Leber gebildet, die dann zum Beispiel vom Gehirn als Energielieferant benutzt werden können“, erklärt der Molekularbiologe.
Nicht immer geht das Gewicht runter – aber es gibt andere positive Effekte
In den letzten Jahren wurden eine Reihe von molekularen Schaltern gefunden, welche die Hungerantwort in einzelnen Organen kontrollieren, zum Beispiel den Fettstoffwechsel oder die Zuckerproduktion der Leber. „Manipulieren wir diese Schalter entsprechend, ist es möglich, bei Typ-2-Diabetes den Stoffwechsel zu verbessern“, erklärt Herzig. Somit könne freiwilliges Fasten für viele Menschen je nach individueller Verfassung gesundheitsfördernd sein. Dennoch führe es nicht zwangsläufig immer zu einem Gewichtsabbau, betont der Experte: „In jedem Fall zeigen sich aber positive Effekte wie eine Blutdrucksenkung und eine Verbesserung der Glukose- und Blutfettwerte.“
Wichtig zu wissen: Diese positiven Effekte, so Herzig, halten nur so lange an, so lange auch gefastet/intervallgefastet wird. Man könne es zwar z. B. durchaus auch mal am Wochenende einmal anders handhaben – müsse dann aber danach wieder in den Fasten-Rhythmus einsteigen. “Man hat die positiven Effekte, wenn man es tut, und wenn man es nicht tut, verliert man die positiven Effekte auch wieder.” Sein Tipp deshalb: Wer intervallfasten möchte, sollte eine Variante wählen, die in den Alltag passt und die persönliche Lebensqualität nicht beeinträchtigt. Und Menschen mit Diabetes und einer Insulintherapie müssen ihre Insulindosis an den Fastenplan anpassen. Das kann auch für andere Medikamente gelten.
Fasten als Therapie bei Langzeitschäden des Diabetes – und für das Immunsystem
Eine neue klinische Studie des Universitätsklinikums Heidelberg und des Helmholtz Diabetes Centers München belegte, dass Hungerperioden bei existierenden Langzeitschäden des Diabetes sogar therapeutisch wirken können, zum Beispiel über eine Verbesserung der Nierenfunktion bei diabetischer Nephropathie.
„Auch das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei den positiven Effekten des Fastens, wie wir vor Kurzem am Helmholtz Diabetes Center München herausgefunden haben“, erläutert Herzig. So kommunizieren Leberzellen und Immunzellen während Fastenperioden miteinander. Während Immunreaktionen seit Langem als krankheitsfördernde (pathogene) Mechanismen bei Diabetes und Übergewicht bekannt sind, sei dies ein erstes Beispiel, wie Immunreaktionen in einem gesunden Zustand notwendig sind, um eine gesunde Hungerantwort auszulösen. „Immunzellen sind also in der Lage, die Wirkung des Fastens auf unseren Stoffwechsel direkt zu beeinflussen.“ Zusammen mit aktuellen Studien würden diese Befunde jetzt genutzt, um neue wirksame Therapien auf der Basis von Fasten zu entwickeln.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft | Redaktion
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gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen, 5 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 1 Woche
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Tagen, 10 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra