„Videoschulungen müssen dauerhaft Kassenleistung werden“

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„Videoschulungen müssen dauerhaft Kassenleistung werden“

Aufgrund der Corona-Pandemie gab es in einigen Regionen Ausnahmeregelungen, um Videoschulungen statt der üblichen Präsenzgruppenschulungen durchzuführen. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, hat sich dieses Format bewährt. Diabetesverbände fordern daher, Videoschulung auf unbegrenzte Zeit als ergänzende Option neben Präsenzschulungen erstattungsfähig zu machen.

Um Patienten mit Diabetes vor einer COVID-19-Infektion zu schützen, hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit Wirkung vom 8. April 2020 einen Eilbeschluss zu Schulungen und Dokumentationen im Rahmen von Disease-Management-Programmen (DMP) erlassen.

Danach können strukturierte Schulungen bis Ende 2020 ausgesetzt werden, um ein mögliches Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus zu minimieren und Arztpraxen zu entlasten. Eine Reihe von Bezirken der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) ermöglichten daraufhin befristet, Schulungen auch online durchzuführen.

Befragung zur Online-Diabetesschulung unter 356 Diabetologen

Um die Einstellungen und Erfahrungen von Ärzte/innen sowie Diabetesberatern/innen und Diabetesassistenten/innen zu erfassen, initiierten verschiedene Diabetesverbände gemeinsam eine Befragung zur Online-Schulung bei Diabetes, deren Ergebnisse jetzt vorliegen (siehe folgenden Kasten).

Die wichtigsten Ergebnisse der Online-Befragung


Insgesamt 356 in der Diabetologie Tätige aus allen 17 KV-Bezirken nahmen an der Online-Befragung teil:
  • 75 Prozent erachten die Internetstruktur in ihrer Praxis für die Online-Schulung als ausreichend,
  • 61 Prozent der Praxen sehen sich für die Online-Gruppenschulung technisch gut ausgestattet,
  • 55 Prozent schätzen die Schulungskräfte als angemessen technisch kompetent ein, um Videoschulungen durchzuführen,
  • für 51 Prozent der Befragten war die Corona-Pandemie ein Anlass, um sich näher mit der Online-Schulung zu befassen und
  • 48 Prozent empfand die Möglichkeit der Videoschulung während dieser Zeit als eine gute Alternative zur Präsenzschulung.

Die Online-Umfrage wurde durchgeführt vom wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab) sowie dem Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM) in Kooperation mit dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), dem Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Insgesamt bewerteten Praxen, die bereits Erfahrungen mit der Online-Schulung gesammelt haben, diese in allen Bereichen signifikant positiver als solche, die bislang noch keine Online-Schulungen durchgeführt hatten. „Dies zeigt, dass praktische Erfahrungen mit diesem für die Diabetesschulung neuen Medium notwendig sind“, sagt Dr. med. Matthias Kaltheuner, Diabetologe und Geschäftsführer von winDiab.

Ein Drittel würde Online-Schulungen dauerhaft anbieten

Ausgehend von den positiven Erfahrungen wünschen sich etwa ein Drittel aller Befragten, dass die Online-Schulung einen festen Platz im Praxisangebot für strukturierte Schulungs- und Behandlungsprogramme erhält. „Dies begrüßen wir sehr, da wir so weitestgehend auch technikaffine Patienten und Berufstätige schulen können oder Personen mit langen Anfahrtswegen zur Praxis“, sagt Dr. rer. medic. Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD.

„Allerdings müssen die Präsenzschulungen weiterhin Goldstandard der Diabetesschulung bleiben“, so Haller, denn für ältere Menschen oder Personen ohne technische Voraussetzungen und Technikaffinität halten die meisten Befragten eine Online-Schulung für weniger gut geeignet. Besonders die Interaktionen zwischen dem Kursleiter und den Patienten, aber auch zwischen den Patienten, schätzten 82 Prozent der Befragten bei der Präsenzschulungen als deutlich besser ein.

„Die Mehrheit der Befragten war zuversichtlich, Patientinnen und Patienten ihrer Praxis zu einer Videoschulung motivieren zu können. Ein Technik-Check vor der Schulung erscheint jedoch unbedingt notwendig, um einen störungsfreien Ablauf zu ermöglichen“, erläutert Dr. med. Nikolaus Scheper, niedergelassener Diabetologe und Vorsitzender des BVND.

Praktikable, umsetzbare Lösung und ergänzende Option

Für VDBD, BVND, FIDAM, DDG, diabetesDE und winDiab haben sich Diabetesschulungen per Video als eine praktikable, umsetzbare Lösung und ergänzende Option herausgestellt: „Wir fordern daher dauerhaft ein gemeinsam erarbeitetes Parallelangebot von Präsenz- und Videoschulungen in der Diabetologie“, so die Sprecher der Diabetes-Organisationen, die sämtliche Diabetologen/innen und Diabetesberater/innen in Deutschland repräsentieren.

„Voraussetzung ist, dass Videoschulungen nur mit den DMP-Diabetes zertifizierten strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogrammen durchgeführt werden. Und natürlich müssen die von der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gesetzten Datenschutzstandards eingehalten werden und nur zertifizierte Videoanbieter mit End-to-Endverschlüsselung genutzt werden“, fordert Professor Dr. med. Monika Kellerer, Präsidentin der DDG.

„Zudem ist für Trainerinnen und Trainer, die Videoschulungen durchführen, eine entsprechende Qualifikation – eine Weiterbildung zur Diabetesberater/in DDG beziehungsweise Diabetesassistent/in DDG – unabdingbar“, betont die DDG-Präsidentin. Auch ein abrechnungsfähiges Modul zur Technikeinweisung bei Gruppenschulungen im Videomodus sei notwendig.


Quelle: Pressemitteilung des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) | Redaktion

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  • stephanie-haack postete ein Update vor 2 Tagen

    Wir freuen uns auf das letzte virtuelle Community-MeetUp des Jahres! 🎄Morgen, Donnerstag, um 18 Uhr. Alle Infos findet ihr hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-dezember-2/

  • bloodychaos postete ein Update vor 6 Tagen, 7 Stunden

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

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