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24-Stunden-Lauf: 143 Kilometer abgespult – „Und Herr Diabetes was meinen Sie dazu?“
3 Minuten

Zum fünften Mal fand in Braunschweig/Rüningen der 24-Stunden-Lauf unter dem Motto „Ich laufe wann ich will und so lang’ ich will“ statt. Gelaufen werden 1-Kilometer-Runden. Jeder einzelne erlaufene Kilometer wird von den Veranstaltern gesponsert, dem Kindernetzwerk United Kids Foundations zur Verfügung gestellt.
Über den Lauf an sich, was ich dabei alles erlebt habe, von der Hassliebe zur Zeitanzeige über Läuferzombies bis hin zum blutigen Zieleinlauf, hatte ich schon in meinem Blog www.diabetes-leben.com ausgiebig berichtet (Nach 143 Kilometern aufs Siegertreppchen gehievt). ABER, ich möchte heute noch mal speziell auf das Verhalten meines Blutzuckers eingehen und generell auf die „Stimmung“ meines nervigen Wegbegleiters, dem Diabetes. Wie hat ihm persönlich 😉 der Lauf gefallen?
Vorbereitende Maßnahmen
Einen Tag vor dem Lauf habe ich einen neuen Pod (ich trage den OmniPod) und einen neuen Sensor (ich trage das CGMS Dexcom Platinum G4) gesetzt. Alles frisch und sauber und für das Sicherheitsgefühl mit Physio-Tape „zugekleistert“. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.
Das „Tasche packen“ war wie immer sehr unspaßig: Insulin, Pods, Ersatzspritzen, Ersatzbatterien, genügend Teststreifen, Stechhilfe… ihr kennt das Prozedere. „Hab ich wirklich alles dabei?“ Weiter geht dann die Diabetiker-Denke zwei/drei Stunden vor dem Lauf: „Wie steht’s um den Blutzucker?“ Basalrate dementsprechend reduzieren. In dem Fall war es schwierig zu planen, denn ich wusste nicht, wie viele Kilometer ich in 24 Stunden schaffen werde. Angedacht hatte ich 50 Kilometer mit Schlaf und Pause und keine 143 Kilometer ohne Schlaf und Pause, die es letztendlich geworden sind.
Laufen mit DexStar, dem Bluzuckerwegweiser
Gut, dass DexStar mitläuft. Nein, DexStar ist nicht mein Mann, sondern mein persönlicher Blutzuckerwegweiser, so nenne ich mein Dexcom. Dank ihm (ja er ist ein „Er“) kann ich vorausschauend planen: Blutzucker steigt? Vorsicht mit Insulin korrigieren. Blutzucker sinkt? Etwas essen. So habe ich es die ganze Zeit gehandhabt. Etwas eigenartig war, dass ich sieben Stunden komplett ohne Insulin auskam, dennoch nach jeder Runde zu warmen Salzkartoffeln, Toast mit Butter und Salz, Müsliriegel, isotonischen Getränken etc. greifen musste (der Veranstalter meinte es SEHR gut mit uns), um nicht zu unterzuckern. Doch das sollte sich noch „rächen“… Übrigens: bei Marathons/Ultraläufen werfe ich meine Ernährungsregeln (kein Gluten, keine Laktose, wenig Fructose) über den Haufen und bestelle mir auch schon mal den Pizzaboten zum Marathon ;-D. Na ja so ungefähr…
Blutzuckerachterbahn
Nach der Hälfte des Laufes (nach 12 Stunden) fing der Blutzucker jedenfalls an zu steigen. Nun musste ich korrigieren. Praktisch, wenn man nicht während des Laufes die Insulinpumpe zücken muss, sondern einfach über den PDM („Fernbedienung“ des OmniPods) den Befehl geben kann, XY Insulineinheiten zu bolen. Ich persönlich liebe diese Schlauchfreiheit. Die Basalrate hatte ich nun auch wieder laufen lassen. Ich brauche nachts vergleichsweise viel Insulin, tagsüber deutlich weniger.
Ab 10:00 Uhr morgens etwa ging es dann mit dem Blutzuckerwert wieder bergab. Leider ganz tief in den Keller. Da ich etwas neben mir stand, alles schmerzte, ich gereizt war, nahm ich DexStars rechtzeitige Warnung (lauthalses Piepen und Vibration) vor einer „Hypo“ nicht mehr war. Meine Entschuldigung für die Unaufmerksamkeit: 3 Marathons, sprich 127 Kilometer am Stück lagen schon hinter mir.
Mein Rücken, mein Magen, meine Füße wollten nicht mehr so, wie ich wollte, also drosselte ich das Tempo und aß und aß und aß Kohlenhydrate, bis der Blutzucker wieder bei 130 mg/dl (7,2 mmol/l) lag. Dann lief ich die restlichen Kilometer, wenn auch mehr schlecht als recht ohne Basal weiter bis ins Ziel.
Rauf aufs Siegertreppchen, nur wie?
Mit gut 3,5 Marathons, sprich 143 Kilometern hatte ich mir einen Pokal und den Platz auf („leider“) der höchsten Stufe des Siegertreppchens meiner Altersklasse erkämpft (2. Platz der Frauen, 7. Platz aller Teilnehmer). Blöd, wenn man keine Kraft mehr hat darauf zu steigen ;). So musste man mich hieven ;).
Mit einem Blutzuckerwert von 160 mg/dl (8,9 mmol/l) und Freuden-Pipi in den Augen ging es dann ab nach Hause. Noch nie habe ich mich so sehr auf mein Bett gefreut.
Der Tag danach
Am nächsten oder/und übernächsten Tag kommt dann der Riesenhunger, njammsen ;). Aber anders als erwartet, waren meine Blutzuckerwerte erhöht und ich musste meine Basalrate über zwei/drei Tage temporär erhöht laufen lassen. Normalerweise kann ich sie den Tag nach dem Marathon deutlich zurückschrauben. Vielleicht lag es noch an den Nachwirkungen, etwas Schmerzen und Übermüdung, der Körper eben gestresst war?
Süßkartoffeln mit Marmelade und saure Gurken (very mmh) mit Schokolade neben Dehnen, Schwimmen, Radeln, Massage und Meditieren beinhaltete übrigens mein Regenerationsprogramm. Längst ist auch dieses abgeschlossen und bis auf den Stolz, neue Lauffreunde und Erkenntnisse und ein paar winzig-kleine Narben läuft es nun wieder rund ;).
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 1 Tag, 12 Stunden
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂-
wolfgang65 antwortete vor 21 Stunden, 35 Minuten
Willkommen Nina, …
da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.
LG
Wolfgang
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 2 Tagen, 16 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 20 Stunden
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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