24-Stunden-Lauf: 143 Kilometer abgespult – „Und Herr Diabetes was meinen Sie dazu?“

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24-Stunden-Lauf: 143 Kilometer abgespult – „Und Herr Diabetes was meinen Sie dazu?“

Zum fünften Mal fand in Braunschweig/Rüningen der 24-Stunden-Lauf unter dem Motto „Ich laufe wann ich will und so lang’ ich will“ statt. Gelaufen werden 1-Kilometer-Runden. Jeder einzelne erlaufene Kilometer wird von den Veranstaltern gesponsert, dem Kindernetzwerk United Kids Foundations zur Verfügung gestellt.

Über den Lauf an sich, was ich dabei alles erlebt habe, von der Hassliebe zur Zeitanzeige über Läuferzombies bis hin zum blutigen Zieleinlauf, hatte ich schon in meinem Blog www.diabetes-leben.com ausgiebig berichtet (Nach 143 Kilometern aufs Siegertreppchen gehievt). ABER, ich möchte heute noch mal speziell auf das Verhalten meines Blutzuckers eingehen und generell auf die „Stimmung“ meines nervigen Wegbegleiters, dem Diabetes. Wie hat ihm persönlich 😉 der Lauf gefallen?

Vorbereitende Maßnahmen

Einen Tag vor dem Lauf habe ich einen neuen Pod (ich trage den OmniPod) und einen neuen Sensor (ich trage das CGMS Dexcom Platinum G4) gesetzt. Alles frisch und sauber und für das Sicherheitsgefühl mit Physio-Tape „zugekleistert“. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.

Das „Tasche packen“ war wie immer sehr unspaßig: Insulin, Pods, Ersatzspritzen, Ersatzbatterien, genügend Teststreifen, Stechhilfe… ihr kennt das Prozedere. „Hab ich wirklich alles dabei?“ Weiter geht dann die Diabetiker-Denke zwei/drei Stunden vor dem Lauf: „Wie steht’s um den Blutzucker?“ Basalrate dementsprechend reduzieren. In dem Fall war es schwierig zu planen, denn ich wusste nicht, wie viele Kilometer ich in 24 Stunden schaffen werde. Angedacht hatte ich 50 Kilometer mit Schlaf und Pause und keine 143 Kilometer ohne Schlaf und Pause, die es letztendlich geworden sind.

Laufen mit DexStar, dem Bluzuckerwegweiser

Gut, dass DexStar mitläuft. Nein, DexStar ist nicht mein Mann, sondern mein persönlicher Blutzuckerwegweiser, so nenne ich mein Dexcom. Dank ihm (ja er ist ein „Er“) kann ich vorausschauend planen: Blutzucker steigt? Vorsicht mit Insulin korrigieren. Blutzucker sinkt? Etwas essen. So habe ich es die ganze Zeit gehandhabt. Etwas eigenartig war, dass ich sieben Stunden komplett ohne Insulin auskam, dennoch nach jeder Runde zu warmen Salzkartoffeln, Toast mit Butter und Salz, Müsliriegel, isotonischen Getränken etc. greifen musste (der Veranstalter meinte es SEHR gut mit uns), um nicht zu unterzuckern. Doch das sollte sich noch „rächen“… Übrigens: bei Marathons/Ultraläufen werfe ich meine Ernährungsregeln (kein Gluten, keine Laktose, wenig Fructose) über den Haufen und bestelle mir auch schon mal den Pizzaboten zum Marathon ;-D. Na ja so ungefähr…

Blutzuckerachterbahn

Nach der Hälfte des Laufes (nach 12 Stunden) fing der Blutzucker jedenfalls an zu steigen. Nun musste ich korrigieren. Praktisch, wenn man nicht während des Laufes die Insulinpumpe zücken muss, sondern einfach über den PDM („Fernbedienung“ des OmniPods) den Befehl geben kann, XY Insulineinheiten zu bolen. Ich persönlich liebe diese Schlauchfreiheit. Die Basalrate hatte ich nun auch wieder laufen lassen. Ich brauche nachts vergleichsweise viel Insulin, tagsüber deutlich weniger.

Ab 10:00 Uhr morgens etwa ging es dann mit dem Blutzuckerwert wieder bergab. Leider ganz tief in den Keller. Da ich etwas neben mir stand, alles schmerzte, ich gereizt war, nahm ich DexStars rechtzeitige Warnung (lauthalses Piepen und Vibration) vor einer „Hypo“ nicht mehr war. Meine Entschuldigung für die Unaufmerksamkeit: 3 Marathons, sprich 127 Kilometer am Stück lagen schon hinter mir.

Mein Rücken, mein Magen, meine Füße wollten nicht mehr so, wie ich wollte, also drosselte ich das Tempo und aß und aß und aß Kohlenhydrate, bis der Blutzucker wieder bei 130 mg/dl (7,2 mmol/l) lag. Dann lief ich die restlichen Kilometer, wenn auch mehr schlecht als recht ohne Basal weiter bis ins Ziel.

Rauf aufs Siegertreppchen, nur wie?

Mit gut 3,5 Marathons, sprich 143 Kilometern hatte ich mir einen Pokal und den Platz auf („leider“) der höchsten Stufe des Siegertreppchens meiner Altersklasse erkämpft (2. Platz der Frauen, 7. Platz aller Teilnehmer). Blöd, wenn man keine Kraft mehr hat darauf zu steigen ;). So musste man mich hieven ;).

Mit einem Blutzuckerwert von 160 mg/dl (8,9 mmol/l) und Freuden-Pipi in den Augen ging es dann ab nach Hause. Noch nie habe ich mich so sehr auf mein Bett gefreut.

Der Tag danach

Am nächsten oder/und übernächsten Tag kommt dann der Riesenhunger, njammsen ;). Aber anders als erwartet, waren meine Blutzuckerwerte erhöht und ich musste meine Basalrate über zwei/drei Tage temporär erhöht laufen lassen. Normalerweise kann ich sie den Tag nach dem Marathon deutlich zurückschrauben. Vielleicht lag es noch an den Nachwirkungen, etwas Schmerzen und Übermüdung, der Körper eben gestresst war?

Süßkartoffeln mit Marmelade und saure Gurken (very mmh) mit Schokolade neben Dehnen, Schwimmen, Radeln, Massage und Meditieren beinhaltete übrigens mein Regenerationsprogramm. Längst ist auch dieses abgeschlossen und bis auf den Stolz, neue Lauffreunde und Erkenntnisse und ein paar winzig-kleine Narben läuft es nun wieder rund ;).

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  • cesta postete ein Update vor 1 Woche

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 1 Woche

      @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • mayhe antwortete vor 1 Woche

      @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 1 Woche

      @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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