Bewegung zur Sehnsucht machen

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Bewegung zur Sehnsucht machen

Bei einer Pressekonferenz der Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe im Juni in Berlin ging es um das Thema Bewegung. Diabetiker selbst, Diabetesprofis und andere Experten, die Menschen dabei unterstützen, in Bewegung zu kommen, informierten, diskutierten und stellten Möglichkeiten und Programme vor, moderiert von Anne-­Katrin Döbler. Aber auch Hindernisse auf diesem Weg kamen zur Sprache.

Würden Sie, wenn Sie von Ihrem Arzt ein „Sport-Rezept“ bekämen, anfangen, sich sportlich zu betätigen? Oft reicht ein solches Rezept nicht, es müssen andere motivierende Faktoren hinzukommen, ist sich Dr. Jens Kröger (im Foto oben 2. von rechts) sicher.

Kröger ist Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe. „Entscheidend ist, dass sie etwas finden, was sie auch umsetzen können“, beschreibt er das Problem, das er von seinen Patienten kennt. Aber er selbst hat es auch bei sich gemerkt: Als er Spieler beim FC Diabetologie wurde, bekam er viel Motivation durch Christoph Daum (3. von links); die Trainer-Legende trainiert heute u. a. den FC Diabetologie. Krögers Ergebnis: Er nahm 10 kg an Gewicht ab!

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Bewegung zum Projekt machen

Auch Diabetesberaterin und Sportlerin Ulrike Thurm (rechts) betont, wie wichtig es ist, vielseitig zu informieren: „Das Bewegungsprogramm, das wir vorstellen, muss sehr breit gefächert sein.“ Sie empfiehlt: „Mach es zu Deinem Projekt!“ Bewegung und Sport muss zu etwas werden, was die Menschen wollen. „Wir müssen Bewegung zu einer Sehnsucht der Menschen machen.“

Sport wurde zum Lebenselixier

Agata Mongioví-Bonafé (links), auch bekannt als ­Diva Agata, hat den Sport zu ihrer Sehnsucht gemacht: Die 59-Jährige hatte vor 14 Jahren ihren Mann verloren durch die Folgen eines Typ-2-Diabetes. Sie kompensierte ihre Trauer mit Essen und wog am Ende 125 kg – ein Typ-2-Diabetes hatte sich auch eingestellt.

So bewarb sie sich bei der Fernsehsendung „The Biggest Loser“ und nahm an der Staffel im Jahr 2014 teil. Bereits zwei Wochen nach Beginn wurde Sport für sie ein Lebenselixier – bewegte sie sich nicht, fehlte ihr etwas. 48 kg weniger waren die Belohnung! Ihre Diabetestherapie mit Insulin und Metformin konnte sie reduzieren auf niedrigdosiert Metformin.

Dranbleiben ist wichtig

Dass Bewegung nichts ist, was nur kurzfristig eingesetzt zum Erfolg führt, bewies sie sich unfreiwillig selbst: Im Jahr 2017 hatte sie eine Operation, nach der sie über ein Jahr nicht trainieren konnte – 17 kg mehr Gewicht standen daraufhin auf der Waage. Nun treibt sie aber wieder Kardio- und Kraftsport, 6 kg hat sie bereits wieder verloren. In ihrem Kurs-Programm „The Biggest Challenge“, für das sie ­extra die Fitnesslehrer-Lizenz erworben hat, gibt sie das, was sie motiviert, an die Kursteilnehmer weiter.

Mit dem Rad zur Arbeit

Im Berufsleben kommt die Bewegung auch oft zu kurz. Dabei machen Radfahren und andere Bewegung glücklich und erhöhen die Konzentration, ist sich Martha Marisa Wanat (2. von links) von der ­BICICLI Holding GmbH Berlin sicher. Fährt man mit dem Rad zur Arbeit, bewegt man sich nicht nur, sondern spart gleichzeitig Zeit für die Bewegung, die sonst neben der Arbeit sinnvoll wäre.

Deshalb sind aus ihrer Sicht z. B. Fahrrad-Flotten in Betrieben sinnvoll – wofür ihr Unternehmen Betriebe individuell berät: „Man muss dafür sorgen, dass die Arbeitgeber damit keinen Stress haben.“ Notwendig sind dann aber auch z. B. Duschen in den Unternehmen, denn wer möchte schon verschwitzt am Schreibtisch sitzen oder Besucher empfangen?

Gesundheit nicht selbstverständlich

Daum ist überzeugt: „Wir müssen einen Bewusstseinswandel in dieser Gesellschaft erzeugen.“ Der Spaßfaktor muss nicht immer im Vordergrund stehen: „Man muss auch mal wieder aus Quälen Freude entwickeln.“ So lassen sich Gegner wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel besiegen: „Das ist im Fußball genauso: Wenn du deinen Gegner kennst, kannst du das Spiel gewinnen!“ Eindringlich erinnerte er: „Gesundheit ist nichts Selbstverständliches!“


von Dr. med. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (8) Seite 10-11

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