- Bewegung
Bewegung zur Sehnsucht machen
3 Minuten
Bei einer Pressekonferenz der Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe im Juni in Berlin ging es um das Thema Bewegung. Diabetiker selbst, Diabetesprofis und andere Experten, die Menschen dabei unterstützen, in Bewegung zu kommen, informierten, diskutierten und stellten Möglichkeiten und Programme vor, moderiert von Anne-Katrin Döbler. Aber auch Hindernisse auf diesem Weg kamen zur Sprache.
Würden Sie, wenn Sie von Ihrem Arzt ein „Sport-Rezept“ bekämen, anfangen, sich sportlich zu betätigen? Oft reicht ein solches Rezept nicht, es müssen andere motivierende Faktoren hinzukommen, ist sich Dr. Jens Kröger (im Foto oben 2. von rechts) sicher.
Kröger ist Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe. „Entscheidend ist, dass sie etwas finden, was sie auch umsetzen können“, beschreibt er das Problem, das er von seinen Patienten kennt. Aber er selbst hat es auch bei sich gemerkt: Als er Spieler beim FC Diabetologie wurde, bekam er viel Motivation durch Christoph Daum (3. von links); die Trainer-Legende trainiert heute u. a. den FC Diabetologie. Krögers Ergebnis: Er nahm 10 kg an Gewicht ab!
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Bewegung zum Projekt machen
Auch Diabetesberaterin und Sportlerin Ulrike Thurm (rechts) betont, wie wichtig es ist, vielseitig zu informieren: „Das Bewegungsprogramm, das wir vorstellen, muss sehr breit gefächert sein.“ Sie empfiehlt: „Mach es zu Deinem Projekt!“ Bewegung und Sport muss zu etwas werden, was die Menschen wollen. „Wir müssen Bewegung zu einer Sehnsucht der Menschen machen.“
Sport wurde zum Lebenselixier
Agata Mongioví-Bonafé (links), auch bekannt als Diva Agata, hat den Sport zu ihrer Sehnsucht gemacht: Die 59-Jährige hatte vor 14 Jahren ihren Mann verloren durch die Folgen eines Typ-2-Diabetes. Sie kompensierte ihre Trauer mit Essen und wog am Ende 125 kg – ein Typ-2-Diabetes hatte sich auch eingestellt.
So bewarb sie sich bei der Fernsehsendung „The Biggest Loser“ und nahm an der Staffel im Jahr 2014 teil. Bereits zwei Wochen nach Beginn wurde Sport für sie ein Lebenselixier – bewegte sie sich nicht, fehlte ihr etwas. 48 kg weniger waren die Belohnung! Ihre Diabetestherapie mit Insulin und Metformin konnte sie reduzieren auf niedrigdosiert Metformin.
Dranbleiben ist wichtig
Dass Bewegung nichts ist, was nur kurzfristig eingesetzt zum Erfolg führt, bewies sie sich unfreiwillig selbst: Im Jahr 2017 hatte sie eine Operation, nach der sie über ein Jahr nicht trainieren konnte – 17 kg mehr Gewicht standen daraufhin auf der Waage. Nun treibt sie aber wieder Kardio- und Kraftsport, 6 kg hat sie bereits wieder verloren. In ihrem Kurs-Programm „The Biggest Challenge“, für das sie extra die Fitnesslehrer-Lizenz erworben hat, gibt sie das, was sie motiviert, an die Kursteilnehmer weiter.
Mit dem Rad zur Arbeit
Im Berufsleben kommt die Bewegung auch oft zu kurz. Dabei machen Radfahren und andere Bewegung glücklich und erhöhen die Konzentration, ist sich Martha Marisa Wanat (2. von links) von der BICICLI Holding GmbH Berlin sicher. Fährt man mit dem Rad zur Arbeit, bewegt man sich nicht nur, sondern spart gleichzeitig Zeit für die Bewegung, die sonst neben der Arbeit sinnvoll wäre.
Deshalb sind aus ihrer Sicht z. B. Fahrrad-Flotten in Betrieben sinnvoll – wofür ihr Unternehmen Betriebe individuell berät: „Man muss dafür sorgen, dass die Arbeitgeber damit keinen Stress haben.“ Notwendig sind dann aber auch z. B. Duschen in den Unternehmen, denn wer möchte schon verschwitzt am Schreibtisch sitzen oder Besucher empfangen?
Gesundheit nicht selbstverständlich
Daum ist überzeugt: „Wir müssen einen Bewusstseinswandel in dieser Gesellschaft erzeugen.“ Der Spaßfaktor muss nicht immer im Vordergrund stehen: „Man muss auch mal wieder aus Quälen Freude entwickeln.“ So lassen sich Gegner wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel besiegen: „Das ist im Fußball genauso: Wenn du deinen Gegner kennst, kannst du das Spiel gewinnen!“ Eindringlich erinnerte er: „Gesundheit ist nichts Selbstverständliches!“
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (8) Seite 10-11
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen, 6 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 5 Tagen, 3 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 2 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike