Fit trotz Rubensfigur

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© Dörte Kuhn/VTF Hamburg
Fit trotz Rubensfigur

Dörte Kuhn weiß, wovon sie spricht: Als Trainerin für XXL-Fitness (www.kurvenreich-werkstatt.de) und Mutter eines Kindes mit Typ-1-Diabetes arbeitet sie seit zwei Jahrzehnten mit Menschen jenseits der Standardgrößen.

Was viele nicht für möglich halten: Trotz reichlich Leibesfülle kann Frau und auch Mann sportlich aktiv sein. Wir haben bei Trainerin Dörte Kuhn nachgefragt, wie es klappt, trotz deutlichen Übergewichts den Weg zu mehr Bewegung zu finden.


Diabetes-Journal (DJ): Frau Kuhn, warum können sich Menschen mit Übergewicht oft nicht vorstellen, körperlich aktiver zu sein?

Dörte Kuhn: Beispielsweise durch eigene schlechte Erfahrungen und eine ungünstige Bewegungssozialisation. “Ich kann das nicht”, denken dann viele. Es fehlt aber teils immer noch an passenden Angeboten für dicke Neu- und Wiedereinsteiger.

DJ: Welche Motivationstipps geben Sie, damit auch ein dicker Mensch den Weg zum Sport findet?

Kuhn: Der menschliche Körper ist auf Bewegung ausgelegt, selbstverständlich auch ein runder. Um auf Dauer am Ball zu bleiben, sollte die jeweilige Bewegung Spaß machen. Dabei ist es egal, ob Tanzen, Aikido, Schwimmen oder Yoga der jeweilige Bewegungstraum ist. Hilfreich ist es zudem, sich dazu mit einem Gleichgesinnten zu verabreden – das erleichtert den Start.

DJ: Was sind typische Komplikationen bei XXL-Fitness?

Kuhn: Die größte Komplikation können schlecht ausgebildete Trainer sein. Wer nicht aus eigener Erfahrung weiß, worauf zu achten ist, und das nicht gelernt hat, weiß es entsprechend nicht. Das Training muss sich stets an die Bedürfnisse der Teilnehmer anpassen, nicht die Teilnehmer ans Training. Es können manche Übungen nicht wie gewohnt, sondern nur abgewandelt durchgeführt werden, z. B. weil Bauch oder eine große Brust im Weg sind.

DJ: Abnehmen ist für die meisten ein frustrierendes Dauerthema. Wie sehen Sie das?

Kuhn: Es sollte jeder Mensch für sich entscheiden, ob er abnehmen möchte oder nicht. Mit körperlicher Fitness hat die Zahl auf der Waage allerdings nichts zu tun. Wer sich im Alltag gern bewegt und vielleicht noch regelmäßig trainiert, kann dick und fit sein. “Health at every Size” heißt ein Slogan aus den USA. Auch wer kein Gramm verliert, kann dank Bewegung und Sport deutlich fitter und gesünder werden.

DJ: Wo finden übergewichtige Menschen Kurse, in denen sie unter sich sind und auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird?

Kuhn: Die meisten Angebote gibt es bundesweit meist bei Turn- und Sportvereinen vor Ort sowie immer wieder auch bei Volkshochschulen. Dort gibt es engagierte und hochmotivierte Übungsleiter, die sich über jeden neuen Teilnehmer freuen. Aber auch in den Yogastudios gibt es immer mehr spezielle Angebote. In Großstädten bieten Schwimmbäder teilweise Angebote wie Aquafit für Mollige. Es lohnt sich, gezielt nachzufragen. Je mehr dicke Menschen ihren Bedarf anmelden, desto mehr Stunden wird es geben.


Mit Dörte Kuhn sprach Kirsten Metternich.
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (10) Seite 66-67

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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