- Bewegung
„Mein Schweinehund ist zu langsam“
3 Minuten
Nina Soest bekam 1989 die Diagnose Typ-1-Diabetes und nimmt seit 2014 am “Diabetes Programm Deutschland” teil. Beim RheinEnergieMarathon lief die Rheinländerin die inoffizielle 5-Kilometer-Distanz. Sie erzählt, was sie motiviert, die Joggingschuhe anzuziehen und loszulaufen, und warum ihr Blutzuckermessgerät ihr treuer Begleiter ist.
Was motivierte Sie dazu, dieses Jahr am Laufprogramm teilzunehmen?
Nina Soest: Ausschlaggebend war ein großer Bericht über das Diabetes Programm Deutschland in der Presse. Ich fing an, mich über das Laufprogramm zu informieren, und war begeistert von der sportwissenschaftlichen und medizinischen Betreuung der Teilnehmer. Zu diesem Zeitpunkt war ich unzufrieden mit meiner körperlichen Verfassung, fühlte mich oft schlapp und war auf der Suche nach einer geeigneten Sportart.
Mir ist bewusst, wie wichtig Sport ist, besonders für Menschen mit Typ-1-Diabetes wie mich. Ich lebe seit 25 Jahren mit dem Diabetes und habe bislang keine Folgeerkrankungen – ich möchte, dass dies auch in den nächsten 25 Jahren so bleibt.
Welche Auswirkungen hatte die Teilnahme auf Ihren Alltag und Ihr Wohlbefinden?
Nina Soest: Bevor ich begann, mit dem Laufprogramm zu trainieren, hatte ich oft Probleme mit starken Blutzuckerschwankungen und Hypoglykämien – das hat sich dank des Trainings gut eingestellt. Ca. 3 Monate nach Beginn des Programms spürte ich, wie mein Stoffwechsel begann, sich anzupassen. Unterzuckerungen wurden immer seltener, und ich nahm an Gewicht ab. Mittlerweile sind es ungefähr 6 Kilo, die ich verloren habe, und ich fühle mich deutlich wohler. Ich führe ein aktiveres Leben und bin selbstsicherer geworden, das hebt auch meine Laune.
Zu Beginn hatten Sie Respekt: vor dem inneren Schweinehund, vor Unterzuckerungen durch das ungewohnte Sportprogramm. Wie sind Sie mit den Ängsten umgegangen?
Nina Soest: Der Austausch mit der Laufgruppe hat mir viel Sicherheit gegeben. Um eine Unterzuckerung zu vermeiden, messe ich meinen Blutzucker etwa vier- bis sechsmal pro Tag. Wenn ich Sport mache, messe ich doppelt so oft: vor, bei, direkt nach dem Training und noch einmal eine Stunde später; insgesamt komme ich dann auf ca. 10 Messungen täglich. Zu Beginn des Trainings achte ich zudem darauf, dass mein Blutzuckerspiegel etwas erhöht ist – in der Regel liegt er um die 250 mg/dl (13,9 mmol/l), sinkt beim Laufen aber schnell ab.
Für den Fall, dass mein Blutzuckerspiegel zu stark abfällt, habe ich immer Traubenzucker dabei. Der innere Schweinehund ist zwar immer noch da, aber ich habe ihn ganz gut im Griff – besonders beim Essen oder wenn das Wetter schlecht ist, meldet er sich und hat mich auch schon dazu gebracht, das eine oder andere Training zu verlegen. Mittlerweile läuft mein Schweinehund aber immer öfter hinter mir her, weil er zu langsam geworden ist.
Welche Vorteile hat das Laufprogramm?
Nina Soest: Unser Trainer betreut uns sehr individuell und ermahnt uns immer, nicht überehrgeizig zu sein – dadurch fühle ich mich gut aufgehoben. Mich freut es sehr, dass ich in der Laufgruppe Verbündete aller Altersklassen gefunden habe und wir uns gegenseitig motivieren und unterstützen, das gibt mir viel Sicherheit. Auch die weiteren Angebote, wie die Betreuung durch Diabetologen und Ernährungsberater, sind eine hilfreiche Unterstützung und ein toller Service.
Was war Ihre größte Herausforderung?
Nina Soest: Es war schwierig, das regelmäßige Training mit meinem Alltag in Einklang zu bringen. Ich habe eine Familie, zwei Töchter, bin berufstätig und habe zudem einen großen Freundeskreis. All dies mit regelmäßigen Laufeinheiten zu koordinieren, war zu Beginn eine Herausforderung. Doch mein Fokus hat sich in den letzten Monaten verschoben, er liegt jetzt verstärkt auf meiner Gesundheit.
Was war Ihr größter Erfolgsmoment?
Nina Soest: Am 15. Mai 2014 bin ich bei dem Kölner Firmenlauf mit dem Laufprogramm gestartet. Ich kannte niemanden, habe aber schnell einen Laufpartner gefunden, der mein Tempo gelaufen ist. Die Strecke habe ich innerhalb von einer Stunde bezwungen. Das war eine tolle erste Lauferfahrung, und viel Spaß hatte ich auch! Mein persönlicher Höhepunkt war aber die Teilnahme am RheinEnergieMarathon in Köln. Ich hatte großen Respekt davor und bin sehr stolz auf mich, dass ich die 5-Kilometer-Distanz gelaufen bin.
Wird sich Ihr Umgang mit Ihrem Diabetes in Zukunft verändern?
Nina Soest: Ich möchte auch weiterhin vor allem Folgeschäden vermeiden und lange gesund bleiben. Langfristig wäre es toll, dauerhaft weniger Insulin zu benötigen. Deshalb möchte ich durch eine Ernährungsumstellung gerne noch etwas Gewicht verlieren. Gleichzeitig ist es mir wichtig, meine jetzigen Trainingsgewohnheiten zu festigen und auch über den Winter beizubehalten. Wenn das geschafft ist, schraube ich meine Ziele gerne etwas höher: Nächstes Jahr möchte ich mit dem Laufprogramm die 10-Kilometer-Distanz in Angriff nehmen, ein Halbmarathon wäre mein langfristiges Ziel.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (12) Seite 50-51
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst
- Begleit-Erkrankungen
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-


Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig