Diabetes-Typen: Es gibt nicht nur 2, sondern 5 verschiedene

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Diabetes-Typen Es gibt nicht nur 2, sondern 5 verschiedene
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Diabetes-Typen: Es gibt nicht nur 2, sondern 5 verschiedene

Viele Leute wissen nicht einmal, dass Typ-1- und Typ-2-Diabetes zwei unterschiedliche Erkrankungen sind. Dabei geht man in der Fachwelt mittlerweile sogar von fünf verschiedenen Diabetes-Typen aus. Hier erfährst Du mehr über die neue Einteilung – und warum sich mit ihr die Behandlung von Diabetes verbessern lässt.

Die meisten Menschen Diabetes kennen Fragen wie diese: „Hast du den schlimmen Diabetes, bei dem man spritzen muss?“ oder „Hast du als Kind etwa zu viel Zucker gegessen?“ Dass Diabetes nicht gleich Diabetes ist, wissen in der Regel nur Eingeweihte, die in ihrem näheren Umfeld bereits Kontakt zu Menschen mit Diabetes hatten. Fachleute unterschieden jahrzehntelang zwei verschiedene Diabetes-Typen: den autoimmunen Typ-1-Diabetes, bei dem das Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört (früher oft ‚jugendlicher Diabetes‘ genannt, weil er meist in jüngeren Jahren auftritt), und den insulinresistenten Typ-2-Diabetes, bei dem die Zellen unempfindlich für das körpereigene Insulin werden (früher oft ‚Altersdiabetes‘ genannt, weil er vor allem ältere Menschen betraf).

Genauer hinsehen und Diabetes-Typen unterscheiden

Doch mit dieser starren Einteilung in zwei Diabetes-Typen fielen etliche Menschen mit Diabetes durch das Raster. Für Aufsehen sorgte in der Diabetesszene daher eine deutsche Studie aus dem Jahr 2019, die deutliche Hinweise auf verschiedene Subtypen der Stoffwechselerkrankung lieferte. Dabei untersuchten Forschende Menschen mit frisch diagnostiziertem Typ-1- bzw. Typ-2-Diabetes. Dabei entdeckten sie anhand verschiedener Stoffwechselmerkmale neue Muster, die für eine Einteilung in fünf statt zwei Diabetes-Typen sprechen. Die neue Einteilung verändert vor allem den Blick auf Typ-2-Diabetes.

Fünf neue Subgruppen des Diabetes bei Erwachsenen:

  • Gruppe 1: SAID (Schwerer Autoimmun-Diabetes). Entspricht im Wesentlichen dem Typ-1-Diabetes und dem in späterem Lebensalter einsetzenden Diabetes-Typ LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults). Bei den Betroffenen lassen sich im Labor Antikörper gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse feststellen. Ihre Glukosewerte neigen zu starken Schwankungen, ihre Insulinproduktion ist gestört, sodass sie Insulin von außen zuführen müssen. (22% der Untersuchten)
  • Gruppe 2: SIDD (Schwerer Insulin-defizienter Diabetes). Bei dieser neuen Subgruppe des Typ-2-Diabetes handelt es sich um Menschen mit hohen Langzeitzuckerwerten (HbA1c) und gestörter Insulinproduktion, deren Zellen nicht mehr so gut auf Insulin ansprechen wie die stoffwechselgesunder Menschen (moderate Insulinresistenz). Menschen mit SIDD sind besonders gefährdet, Folgeerkrankungen an den Augen (Retinopathie) und an den Nerven (diabetische Neuropathie) zu entwickeln. (3% der Untersuchten)
  • Gruppe 3: SIRD (Schwerer Insulin-resistenter Diabetes). Auch dies ist eine neue Subgruppe des Typ-2-Diabetes, zu der Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) und schwerer Insulinresistenz zählen. Ihre Zellen sprechen kaum noch auf das körpereigene Insulin an. In dieser Gruppe kommt es besonders häufig zu Nierenschäden und einer nichtalkoholischen Fettleber. (11% der Untersuchten)
  • Gruppe 4: MOD (milder Adipositas-assoziierter Diabetes). Zu dieser neuen Subgruppe des Typ-2-Diabetes zählen Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas), die bereits in relativ jungen Jahren ihre Diabetesdiagnose erhalten, aber keine starke Insulinresistenz entwickeln. Ihre Körperzellen reagieren also noch recht gut auf Insulin. Bei ihnen sind schwere Folgeerkrankungen seltener als bei SIRD und SIDD. (29% der Untersuchten)
  • Gruppe 5: MARD (milder altersbedingter-Diabetes). Zu dieser neuen Subgruppe des Typ-2-Diabetes gehören die meisten Menschen mit Diabetes und zugleich auch die ältesten Patient:innen. Ihr Glukosestoffwechsel verhält sich ähnlich wie bei MOD. (35% der Untersuchten)

Neue Einteilung der Diabetes-Typen: besser vorbeugen und maßgeschneidert behandeln

Die neue Einteilung in fünf statt zwei Diabetes-Typen mag auf den ersten Blick zwar unnötig kompliziert aussehen. Doch tatsächlich könnte sie dazu beitragen, dass Menschen mit Diabetes künftig eine besonders zielgenaue Therapie erhalten. Immerhin weisen zwei der neu entdeckten Untergruppen ein höheres Risiko für Fettlebererkrankungen und Nervenschäden (Neuropathie) auf als die anderen drei Typen – und zwar bereits innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Diagnose. Man darf also auf bessere Strategien für die Vorbeugung (Prävention) und für die maßgeschneiderte Behandlung bei den jeweiligen Risikogruppen hoffen. Zugleich gibt es dank der neuen Einteilung auch für viele Menschen mit Typ-2-Diabetes Entwarnung, denn sie müssen sich um Folgeerkrankungen wie Schäden an Leber, Nieren, Augen oder Nerven deutlich weniger Sorgen machen als andere.



von Antje Thiel

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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