Reisen mit Diabetes: Mit Zucker im Gepäck … nach Australien

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Reisen mit Diabetes - Mit Zucker im Gepäck nach ... Australien | Foto: beau – stock.adobe.com
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Reisen mit Diabetes: Mit Zucker im Gepäck … nach Australien

In Australien leben durchschnittlich nur drei Menschen auf einem Quadratkilometer (in Deutschland: 2371) – das Land ist riesig und bietet viel Potenzial für einen spannenden Urlaub auf der Südhalbkugel. Hier findet ihr Wissenswertes für Reisen nach Australien von Susanne.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien erstmals am 12. Juli 2021, wurde überarbeitet und am 1. Juli 2025 aktualisiert.

Selbst in vier Wochen schafft man es nicht, alles Sehenswerte in Australien zu entdecken. Die Städte Sydney, Perth, Melbourne und Brisbane, die Insel Tasmanien, weite Küsten und die Surferkultur oder auch Wüstenabenteuer auf den Spuren der Aborigines – „down under“ kommt jeder Reisende auf seine individuellen Kosten.

Bei einer anstehenden Reise nach Australien stellen sich zunächst dieselben Fragen wie bei jedem anderen Urlaub auch, wenn man „Zucker im Gepäck“ hat. Antworten auf grundsätzliche Herausforderungen wie „Was muss ich einpacken?“, „Was ist im Flugzeug mit meinen Diabetes-Gadgets?“, „Verträgt mein Insulin die Temperaturen des Urlaubsziels?“ und weiterführende Informationen und Links sind im allgemeinen Beitrag „Reisen mit Diabetes: Allgemeine Hinweise und Informationen“ zusammengefasst.

Hier geht es nun dagegen ins Detail!

Auf nach Australien!

Australien im Profil

Hauptstadt: Canberra

Amtssprache: Englisch

Größe: 7.692.020 Quadratkilometer (Deutschland: 357.340 Quadratkilometer)

Einwohner: 26.639.000 (Deutschland: 83.445.000)

Natur/Klima: Das Klima ist im Süden und Osten gemäßigt, im Norden tropisch und im Zentrum wüstenhaft. In Australien gibt es regelmäßig starke Gewitter und Platzregen, was zu örtlichen Überschwemmungen führen kann.

Insbesondere in den nördlichen Küstengebieten von Queensland, des Northern Territory und Western Australia kann es von November bis April zu tropischen Zyklonen kommen, die zerstörerische Winde mit Orkanstärke und Starkregen mit sich bringen – und damit Überschwemmungen, Erdrutsche und Beeinträchtigungen im Reiseverkehr.

In den heißen Monaten des australischen Sommers treten regelmäßig Busch- und Waldbrände auf, die in Verbindung mit starken Winden bedrohliche Ausmaße annehmen können, meist im Süden und Osten des Landes. Die Lage in den Nationalparks wird von staatlichen Rangern überwacht, die über die Tourismusbüros erreichbar sind und Hinweise zu Gefährdungssituationen geben können.

Australien liegt in einer seismisch aktiven Zone, weshalb es zu Erdbeben kommen kann.2

Daten-Quellen: Eurostat (Stand 5. August 2024) 1 / Auswärtiges Amt (Stand 14. Januar 2025) 2

Wichtige Kontakte für den Notfall

  • Notrufnummer für den medizinischen Notfallhilfsdienst: 000
  • Notrufnummer der Polizei: 000
  • Nummer für nicht akute Polizeidienste (z.B. bei Diebstahl): 131 444
  • Adresse der deutschen Botschaft: 119 Empire Circuit, Yarralumla, ACT 2600, Canberra
  • Telefonnummer der deutschen Botschaft: +61 (0)2 62 70 19 11
  • Telefonnummer des Bereitschaftsdienst der deutschen Botschaft +61 (0) 412 359 826 (nur in dringenden Notsituationen außerhalb der Öffnungszeiten)
  • Generalkonsulat: Sydney
  • Website der deutschen Vertretungen in Australien: australien.diplo.de/au-de

Diabetes in Australien

  • Anzahl von Menschen mit Diabetes zwischen 20 und 79 Jahren: 1,693 Mio. (Deutschland: 6,485 Mio.)
  • Altersbereinigte Diabetes-Prävalenz zwischen 20 und 79 Jahren: ca. 7,4 Prozent (Deutschland: ca. 7,8 Prozent)
  • Anzahl von Menschen mit Typ-1-Diabetes zwischen 0 und 19 Jahren: ca. 14.104 (Deutschland: ca. 41.600)
  • Dunkelziffer an Menschen mit Diabetes zwischen 20 und 79 Jahren: ca. 474.000 (Deutschland: ca. 1,3 Mio.)

➤ zum kompletten Länderprofil im IDF-Atlas (Englisch)

Daten-Quelle: Diabetes Atlas 2025 Report (11. Ausgabe) der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) 3

Allgemeine Hinweise für Reisen mit Diabetes gibt es in dieser Übersicht.

Insuline in Australien

Nicht immer heißen Medikamente im Ausland genauso wie zuhause. Unter den folgenden Namen werden die jeweiligen Insulinpräparate der großen Hersteller in Australien vertrieben – Stand Juli 2025:

  • Basalinsuline (langwirkend)
    • Lantus® / Lantus SoloStar® (Insulin Glargin U100); Hersteller: Sanofi
    • Optisulin® / Optisulin SoloStar® (Insulin Glargin U100, identisch zu Lantus); Hersteller: Sanofi
    • Toujeo® / Toujeo SoloStar® / Toujeo Max SoloStar® (Insulin Glargin U300); Hersteller: Sanofi
    • Levemir® (Insulin Detemir); Hersteller: Novo Nordisk
    • Tresiba® (Insulin Degludec U100); Hersteller: Novo Nordisk
    • Abasaglar® (Insulin Glargin Biosimilar); Hersteller: Lilly
    • Semglee® (Insulin Glargin Biosimilar); Hersteller: Alphapharm / Biocon
  • Wöchentliches Basalinsulin
    • Awiqli® (Insulin Icodec); Hersteller: Novo Nordisk (zugelassen seit 14. Juli 2025)
  • Bolusinsuline (kurzwirksam bzw. rapid‑acting)
    • Apidra® (Insulin Glulisine); Hersteller: Sanofi
    • Fiasp® (Fast‑acting Aspart); Hersteller: Novo Nordisk
    • NovoRapid® / NovoLog® / Truvelog® (Insulin Aspart); Hersteller: Novo Nordisk (in Australien meist als NovoRapid®; Biosimilar Truvelog® registriert)
    • Humalog® / Humalog U200 KwikPen® (Insulin Lispro U100 und U200); Hersteller: Lilly
    • Admelog® (Insulin Lispro Biosimilar)
  • Humaninsuline*
    • Actrapid® / Humulin R® (Insulin human, kurz wirkend); Hersteller: Novo Nordisk, Lilly
    • Humulin NPH® / Protaphane® (Insulin human, mittel); Hersteller: Lilly
    • Mixtard 30® / Humulin 30/70® (Mix human Kurz + Mittel); Hersteller: Novo Nordisk, Lilly

*Humaninsuline werden in Australien seltener verschrieben; viele Nutzer greifen heute auf Analoga zurück.

  • Kombinationspräparate
    • NovoMix® 30 (Biphasisches Aspart 70/30); Hersteller: Novo Nordisk
    • Ryzodeg® 70/30 (Degludec + Aspart); Hersteller: Novo Nordisk
    • Xultophy® (Degludec + Liraglutid); Hersteller: Novo Nordisk
    • Humalog® Mix 25 / Mix 50 (Lispro + Lispro-Protamin); Hersteller: Lilly

Hinweis: In manchen Ländern gibt es teils eigene Produktportfolios, etwa hinsichtlich Darreichungsformen und Stärken/Konzentrationen. Änderungen im Produktportfolio können jederzeit stattfinden. Vor individueller Abreise sollten daher Angaben über die Kunden-Hotline des Herstellers auf Aktualität überprüft werden.

Quellen: Therapeutic Goods Administration (TGA) ⁴ / Unternehmensangaben ⁵

Foto: Susanne Löw

Pumpenersatz/Leihpumpen für Australien

Insulinpumpenträger können sich vor Abreise je nach Hersteller leihweise eine Urlaubspumpe für den Fall eines technischen Defekts ihrer eigenen Pumpe während des Urlaubs besorgen. Andere Hersteller bieten einen weltweiten Austauschservice an. Folgende Regelungen gelten für die bekanntesten Pumpen bei Reisen nach Australien (Stand April/Mai 2020 – vor Abreise Aktualität über Hotline seines Pumpenanbieters überprüfen):

Ypsomed – Mylife YpsoPump:

Urlaubspumpe wird kostenlos zur Verfügung gestellt, die man 14 Tage vor Antritt der Reise unter der ebenfalls kostenlosen Hotline 0800 9776633 beantragen kann. 24-Stunden-Hotline: +49 693101970.

Sooil – Dana R/RS:

Als Urlaubspumpe wird eine Dana R ohne Fernbedienung kostenlos zur Verfügung gestellt. Beantragung vier Wochen vor Antritt der Reise unter 09281/85016-0. 24-Stunden-Hotline: +49 9281/85016-888.

Medtronic – MiniMed 670G/640G:

Reisende nach Australien erhalten für maximal sechs Wochen eine Urlaubspumpe. Dafür sollte man vier Wochen vor Abreise die kostenlose Hotline unter 0800 6464633 kontaktieren. 24-Stunden-Hotline: +49 21598149370.

Roche Diabetes Care – Accu-Chek Spirit Combo/Insight:

Eine Urlaubspumpe kann für ein bis zwei Monate gemietet werden (für 120 Euro pro Monat) – die Urlaubspumpe sollte man 15 Werktage vor Antritt der Reise unter der kostenfreien Hotline 0800 4466800 oder online beantragen. Kinder bis zu einem Alter von zwölf Jahren erhalten – unabhängig von Reisen – dauerhaft eine zweite Insulinpumpe. Für Ausnahmesituationen wie ein Auslandssemester gelten zudem Sonderregelungen. 24-Stunden-Notfall-Hotline: +49 621 7594646.

Foto: Susanne Löw

Medizinische Versorgung in Australien

Der Zustand des australischen Gesundheitswesens ist laut Auswärtigem Amt generell gut. Jedoch muss demnach unter Umständen auch in Notfällen mit Wartezeiten für Behandlungen gerechnet werden. Medikamente, die aus Deutschland mitgebracht werden, müssen bei Ankunft deklariert werden. Es muss grundsätzlich eine Verschreibung des behandelnden Arztes in englischer Sprache vorliegen.

Die Medikamente müssen im begleiteten Gepäck und in Originalverpackung eingeführt werden, ohne spezielle Genehmigung darf ein Dreimonatsbedarf nicht überschritten werden. Für grundsätzlich genehmigungspflichtige Medikamente verweist das Auswärtige Amt auf die Seite Can-You-Bring-It-In.

Vor der Abreise sollte man unbedingt mit der eigenen Krankenkasse Kontakt aufnehmen, um den Versicherungsschutz zu klären – und ob es etwa einen Kooperationspartner für eine Auslandsreise-Krankenversicherung gibt.

Privatversicherte profitieren laut PKV (Verband der Privaten Krankenversicherung) in ganz Europa von einem Versicherungsschutz in vollem Umfang der tariflichen Leistungen. Für die Dauer von mindestens einem Monat, bei vielen Versicherern sogar drei oder mehr Monaten, gilt der private Vollschutz demnach sogar weltweit. Einige Unternehmen bieten auch an, den weltweiten Versicherungsschutz durch eine individuelle Vereinbarung vor der Abreise ins Ausland zu verlängern. Privatversicherte sollten sich daher vor der Abreise informieren, welche Leistungen für welche Reisedauer die eigene Krankenkasse in Australien übernimmt.

Auch für Privatversicherte empfiehlt es sich auf Reisen nach Australien – wie in jedes Land –, für die Dauer des Auslandsaufenthaltes eine Auslandsreise-Krankenversicherung abzuschließen, die Risiken abdeckt, die von den Krankenkassen gegebenenfalls nicht übernommen werden (z. B. notwendiger Rücktransport nach Deutschland im Krankheitsfall, Behandlung bei Privatärzten oder in Privatkliniken).

Quelle: Susanne Löw

Notfallausweis auf Englisch

Damit einem im Notfall sofort adäquat geholfen wird, lohnt es sich, einen Notfallausweis dabeizuhaben.

Einen internationalen Ausweis bekommt ihr hier im MedTriX-Shop.

Hier eine englische Übersetzung für einen Notfall-Hinweis, die man sich auch einfach für die Reise ausdrucken kann:

„I am a diabetic and take insulin injections. In case I seem to be ill or behave abnormally or lose consciousness, give me some sugar or something very sweet to drink. If I can’t swallow or if I don’t regain consiousness quickly I need a glucagon injection. Therefore, please get in touch with my family or a doctor, or have me brought to a hospital.”

„Ich bin zuckerkrank und werde mit Insulin behandelt. Im Fall von Unwohlsein, anormalem Verhalten oder Bewusstseinsverlust geben Sie mir mehrere Stücke Zucker zu essen, Bonbons, Brot oder ein sehr süßes Getränk. Wenn ich nicht schlucken kann oder nicht sehr schnell zu mir komme, sollte man mir umgehend Glukagon injizieren. Dazu benachrichtigen Sie meine Familie oder einen Arzt oder lassen Sie mich sofort ins Krankenhaus bringen.“

Kulinarische australische Spezialitäten

Zur Küche Australiens zählen sowohl die Traditionen der indigenen Aborigines, Einflüsse aus der britischen Küche und die Esskulturen der Einwanderer – entstanden ist daraus die „Modern Australian Cuisine“.

„Down under“ gibt es außerdem viele Fische, Meeresfrüchte, große Schaf- und Rinderherden, was sich auch in der Esskultur widerspiegelt. Ein australischer Klassiker ist „Vegemite“, beliebt ist das Gericht „Chicken Parmigiana“. Größe und Rezept können stark variieren, dennoch hier ein grober Anhaltspunkt, um die Kohlenhydrate dafür zu berechnen:

Foto: Milan Lipowski – stock.adobe.com

Vegemite

Konzentriertes Hefeextrakt mit Kult-Charakter: Der „Taste of Australia“ ist ein dunkelbrauner Aufstrich, der salzig, malzig und leicht bitter schmeckt.

  • 100 Gramm haben in etwa 20 Gramm Kohlenhydrate

Chicken Parmigiana

Paniertes Hühnchen mit Tomatensauce, Mozzarella, Parmesan oder Schnittkäse – manchmal garniert mit Schinken.

  • 1 Portion enthält etwa 10 bis 15 Gramm Kohlenhydrate

Gute Reise – have a safe journey!

Mehr Reiseerfahrungen von Susanne findet ihr übrigens auch in ihrer Reihe über ihren Aufenthalt auf einem Containerschiff: Auf hoher See, Teil 1: Planen und Packen


Quellen:

  1. Eurostat (Stand 5. August 2024)
  2. Auswärtiges Amt (Stand 5. August 2024)
  3. Diabetes Atlas 2025 Report (11. Ausgabe) der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF)
  4. Therapeutic Goods Administration (TGA)
  5. Unternehmensangaben

von Susanne Löw und Gregor Hess (Überarbeitung)

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