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Ist es für Kinder mit Diabetes gut, wenn möglichst früh mit der Insulinpumpentherapie begonnen wird? Diese Frage klärt eine Studie, für die Daten von über 8.000 Kindern und Jugendlichen aus Diabeteszentren in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg analysiert wurden.
Wird bei Kindern und Jugendlichen ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert, stellt sich die Frage nach der Therapieform: Neben der Insulininjektion mit Spritze oder Pen gibt es auch die Möglichkeit, eine Insulinpumpe einzusetzen. Doch wann sollte die Pumpe zur Anwendung kommen? Das wurde in einer Multicenter-Studie untersucht, an der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) beteiligt waren. Sie erschien jüngst im Fachjournal Lancet.
Allein in Deutschland leiden insgesamt 32.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an einem Typ-1-Diabetes. Hierbei handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Zellen der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren.
Eine Insulinpumpe ahmt die Arbeitsweise einer Bauchspeicheldrüse nach und gibt über einen kleinen Schlauch und eine Nadel, die am Bauch unter der Haut steckt, in regelmäßigen Zeitabständen automatisiert Insulin in den Körper ab. „So kann die Insulinzufuhr insbesondere bei jungen Kindern besser und komfortabler gesteuert werden als mit mehrfach täglichen Injektionen, die häufig mit einer Hemmschwelle verbunden sind“, erklärt Studienautor und Privatdozent Dr. med. Clemens Kamrath, Kinder-Endokrinologe und Kinder-Diabetologe am Universitätsklinikum Gießen.
Doch bisher lagen keine eindeutigen Hinweise vor, wann der beste Zeitpunkt nach einer Diagnose ist, um mit einer Insulininfusionstherapie über eine Pumpe zu starten. Die aktuelle Studie, die im „Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlicht wurde, verglich dafür die Ergebnisse zwischen einem frühen Einsatz der Insulinpumpentherapie innerhalb der ersten sechs Monate nach der Erstdiagnose mit einem verzögerten Pumpenbeginn im zweiten oder dritten Jahr nach Diagnosestellung. Insgesamt wurden die Daten von 8332 Patienten aus 311 Diabeteszentren in Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg analysiert.
„Die Patienten waren zwischen sechs Monate und 15 Jahre alt, als die Diagnose gestellt wurde“, erläutert Studienautor Professor Dr. med. Reinhard Holl, Kinder-Endokrinologe und Diabetologe an der Universität Ulm. „Die Erkrankungsdauer betrug im Schnitt 6,7 Jahre, und alle Patienten wurden mindestens ein Jahr lang mit einer Insulinpumpe therapiert.“
Wie die Daten belegen, zeigte sich ein signifikanter Unterschied bei den Blutzuckerwerten. Der durchschnittliche HbA1c-Wert betrug in der frühen Pumpengruppe 7,9 Prozent gegenüber 8,0 Prozent in der späten Pumpengruppe – und lag damit günstiger. Kinder, die frühzeitig eine Insulinpumpe bekommen hatten, erlitten zudem seltener ein gefährliches Koma aufgrund starker Unterzuckerung, sie mussten insgesamt weniger häufig mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden. Darüber hinaus konnten bei einer frühzeitigen Insulinpumpentherapie positive Effekte auf Blutdruck- und Cholesterinwerte festgestellt werden. Der Body-Mass-Index war bei beiden Gruppen annähernd gleich. „Der frühe Einsatz einer Insulinpumpe ist also mit keiner Gewichtszunahme verbunden“, so Kamrath.
„Insgesamt liefern unsere Ergebnisse klare Hinweise, dass ein früher Insulinpumpen-Einsatz bei Kindern mit Typ-1-Diabetes zu besseren Behandlungsergebnissen führt“, resümiert Privatdozent Dr. med. Thomas Kapellen. Weitere Hintergründe müsse man näher erforschen, fügt der Vorsitzende der AGPD hinzu.
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter „Jedes Jahr stellen wir rund 3100 Neudiagnosen, und bei jedem einzelnen Fall müssen wir entscheiden, wann eine Insulinpumpentherapie sinnvoll ist“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Neu aus Tübingen. „Jede neue wissenschaftliche Erkenntnis hilft uns bei der Entscheidungsfindung“, ergänzt der Vizepräsident der DDG.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft/Redaktion
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