- Eltern und Kind
Diabetes und Haut: die PeDiSkin-Studie
3 Minuten
Mit der zunehmenden Nutzung von Geräten wie Pumpen oder Sensoren in der Diabetesbehandlung nimmt auch die Zahl der Hautauffälligkeiten zu. Doch haben diese Hautveränderungen einen Einfluss auf die Lebensqualität? Das klärt eine aktuelle Studie mit 369 Teilnehmenden aus dem Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover.
Kinder mit Typ-1-Diabetes erhalten immer eine intensivierte Insulintherapie. Das bedeutet, dass entweder eine intensivierte konventionelle Therapie nach dem Basis-Bolus-Prinzip (ICT) oder eine technisierte Variante mit einer Insulinpumpe durchgeführt wird. Die Glukosewerte werden meist mit einem Sensor ermittelt.
Bei all diesen Geräten (Pumpen, CGM-Systeme) werden Pflaster verwendet, die entweder als Klebefläche des Gerätes oder als zusätzliche Fixierung nötig sind. In den Klebstoffen der Pflaster sind viele Stoffe enthalten, die bei entsprechender Neigung zu Allergien oder bei „vorgeschädigter“ Haut (z. B. durch Neurodermitis) zum Auftreten von Hautreizungen oder einer Kontaktallergie führen können. Begünstigt wird dies durch die oft lange Klebedauer der Geräte – manche Glukosesensoren bleiben bis zu 14 Tage auf der Haut.
14 Prozent haben ein Kontaktekzem
In der PeDiSkin-Studie wurde die Haut von 369 Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 untersucht. 14 Prozent aller Patientinnen und Patienten hatten ein Kontaktekzem an den Klebeflächen ihrer Insulinpumpe oder den benötigten Extrapflastern gezeigt. Ein Kontaktekzem ist eine entzündliche, meist juckende Hautveränderung, die durch Kontakt zu einem bestimmten Stoff/Material ausgelöst wird. Bei Nutzung eines Sensors waren noch mehr der Teilnehmenden betroffen: 18 Prozent derjenigen, die einen Sensor trugen, hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung eine Hautveränderung, ausgelöst durch die Klebefläche des Sensors.
Veränderungen des Fettgewebes
Ebenfalls häufig traten Veränderungen des Fettgewebes durch die Insulininjektionen auf. Bei 46 Prozent der Patientinnen und Patienten trat eine Lipohypertrophie auf, also eine schmerzlose Vermehrung des Unterhautfettgewebes. Etwas häufiger kam dies in der Gruppe derer vor, die eine Pumpe benutzen, da hier der Injektionsort seltener gewechselt wird und die Insulinabgabe länger ohne Pause an einem Ort stattfindet. Problematisch sind diese Stellen, weil das Insulin nicht mehr so gut und nur verzögert wirkt. Außerdem kann es mehrere Monate dauern, bis sich die Stellen zurückbilden.
Nicht häufig: typische Veränderungen
Es gibt auch Hautveränderungen, die als „typisch“ für Typ-1-Diabetes gelten, in der PeDiSkin-Studie allerdings nur selten zu beobachten waren. Eine dieser Hautveränderungen ist die Necrobiosis lipoidica (0,8 Prozent), bei der es in der Haut und Unterhaut, meist am Schienbein, zu einer Entzündungsreaktion kommt. Diese für Typ-1-Diabetes „typischen“‘ Hautveränderungen hängen häufig mit der Blutzuckereinstellung zusammen. Die Patientinnen und Patienten in der vorliegenden Studie hatten einen durchschnittlichen HbA1c-Wert von 7,4 Prozent und somit eine gute Stoffwechseleinstellung.
Was ist mit der Lebensqualität?
Als erste Studie hat PeDiSkin auch danach geschaut, inwiefern auftretende Komplikationen an der Haut der Kinder und Jugendlichen die Lebensqualität beeinflussen. Dies wurde mit einem standardisierten Fragebogen untersucht. Ein sehr erfreuliches Ergebnis ist, dass trotz der nicht selten auftretenden Hauterscheinungen kein Teilnehmender seine Therapie abgebrochen hat. 95 Prozent aller Studienteilnehmenden waren durch die Hautveränderungen gar nicht oder nur wenig in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Probleme mit Klebestellen – was kann helfen?
Hautbarriere stärken: Eine intakte Hautbarriere toleriert länger eine Abdeckung der Haut (Okklusion) durch Pflaster. Stärken lässt sich die Hautbarriere durch eine gute Pflege. Dafür geeignet sind nach dem Abnehmen eines Sensors oder eines Pumpenpflasters z. B. Wund- und Heilsalben oder auch Pflegecremes, die bei Neurodermitis eingesetzt werden. Ist die Haut stärker gerötet und juckt, sollte nach der Entfernung des Pflasters zweimal täglich eine kortisonhaltige Creme aufgetragen werden.
Weitere Hautschutz-Tipps:
- Pflasterlöser sind geeignet für Patientinnen und Patienten, die sehr empfindlich auf das Abreißen eines Pflasters reagieren.
- Geräte mit größeren Klebeflächen sollten vor dem Duschen/Baden abgeklebt werden: Duschgelreste und Feuchtigkeit können eine Irritation fördern.
- Hautschutzsprays werden häufig auf Acrylatbasis hergestellt und können irritativ wirken – daher wird aus allergologischer Sicht davon abgeraten.
- Wer eine Schlauchpumpe trägt, kann das Pflaster vorsichtig abziehen und die Katheternadel mit einem hautfreundlichen Silikonpflaster befestigen.
- Ein Unterpflaster/Schutzpflaster kann es ermöglichen, den FreeStyle Libre oder die Patchpumpe Omnipod weiter zu nutzen. Dafür wird in ein nicht durchlässiges Pflaster auf Hydrokolloid- und/oder Silikobasis, ein Loch gestanzt, durch das der Messfühler geführt wird.
Quelle: DEJ 4/2019
Gerade die technischen Neuerungen in der Therapie und die damit einhergehende Verbesserung der Lebensqualität überwiegen die Nachteile von potentiell auftretenden Nebenwirkungen an der Haut. Nichtsdestotrotz kommen Hauterscheinungen in Zusammenhang mit dem Diabetes oder seiner Therapie häufig vor und müssen vom betreuenden Team im Hinterkopf behalten werden. Ein Wechsel der Therapieform oder des Geräteherstellers kann helfen, ebenso eine Mitbetreuung durch einen Hautarzt/eine Hautärztin, um die Therapie zu verbessern oder auch, um die Hautpflege zu optimieren.
Autorin:
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Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2021; 13 (2) Seite 6-7
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig