Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Kuchen und Plätzchen zu Weihnachten – so gehen wir damit um

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Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Kuchen und Plätzchen zu Weihnachten – so gehen wir damit um

Wie viele Kohlenhydrate stecken in den Plätzchen zu Weihnachten? In der ersten Zeit nach Leonies Diabetes-Diagnose hat ihre Mutter zunächst noch auf Gebäck aus dem Supermarkt mit Nährwertangaben zurückgegriffen. Mittlerweile hat sie aber zu alten Gewohnheiten zurückgefunden und backt wieder selbst. Worauf sie dabei achtet, verrät sie ihrer Freundin in der Kolumne Brief an Nadine.

Liebe Nadine,

erst letzte Woche hörte ich von einer Bekannten mal wieder diesen Satz: „Ich habe ja ganz vergessen, dass Leonie mit ihrem schweren Zucker den Kuchen nicht essen darf.“ Und wieder einmal hättest du mich dabei erleben können, wie ich geduldig erklärt habe, dass Leonie sehr wohl diesen Kuchen essen darf und sogar mehr als nur ein Stück, wenn es ihr schmeckt.

Der ungläubige Blick meines Gegenübers war wie schon so oft in ähnlichen Situationen unbezahlbar. Die meisten verstehen aber meine Erklärungen. Und ich weiß, sie meinen es ja nicht böse, sie wissen es einfach nicht besser. Schließlich sind viele Beiträge zum Thema Diabetes einfach nur mangelhaft. Aber dass muss ich dir ja nicht erklären, Du kennst das sehr gut.

Zurück zum Thema Backen – ein sehr wichtiges Thema, besonders jetzt in der kalten Jahreszeit. Am Nachmittag gemütlich mit einer Tasse Tee und einem selbstgebackenen Lebkuchen auf dem Sofa zu sitzen, gehört für Leonie und mich einfach dazu. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an die erste Zeit nach der Diagnose, die ganz genau in diese Jahreszeit gefallen ist. Ich hatten zum einen nicht den Kopf, selbst Plätzchen zu backen, und ich war, ehrlich gesagt, auch etwas überfordert mit der ganzen Sache.

Wie viele Kohlenhydrate stecken in den Butterplätzchen, was ist mit dem Zuckerguss? Natürlich wollte Leonie trotzdem gerne Plätzchen essen, und das sollte sie auch. Deshalb habe ich mich in dem Jahr mit Gebäck aus dem Supermarkt begnügt – weil die Nährwerte auf der Packung standen, entfiel das noch so ungewohnte Berechnen der Kohlenhydrate. Damit habe ich mich in den ersten Wochen und Monaten einfach besser gefühlt.

Kolumne „Brief an Nadine“

Die 14-jährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.

alle Beiträge aus der Kolumne „Brief an Nadine“

Heute, nach sechs Jahren mit Diabetes, sind wir „alte Hasen“ und haben auch beim Backen in unsere alten Gewohnheiten zurückgefunden. Und ehrlich gesagt greife ich zu ganz normalem Haushaltszucker, wenn ich unseren Sonntagskuchen oder die Weihnachtsplätzchen backe. Viel verändert habe ich nicht – außer, dass ich mittlerweile bei fast allen Rezepten den Zucker um ein Drittel reduziere. Beschwerden, dass es nun nicht mehr süß genug sei, gab es bis jetzt nie.

Doch das mache ich nicht in erster Linie wegen Leonies Diabetes – schließlich hat sie gelernt, die Kohlenhydrate zu berechnen und mit Insulin abzudecken –, sondern einfach, weil mir viele Kuchen und Plätzchen sonst viel zu süß sind. Aber eine kleine positive Auswirkung hat die Zuckerreduzierung dann doch: Leonie muss für selbstgebackenen Kuchen weniger Insulin abgeben, was es für uns etwas einfacher macht, da wir hohe Insulinmengen über einen längeren Zeitraum (d. h. verzögert) abgeben müssen, um Unterzuckerungen zu vermeiden.

Bei gekauften Kuchen oder auf Kindergeburtstagen nimmt Leonie als Faustformel 25 g = 1 KE. Damit kommen wir meist ganz gut hin. Wenn sie sich sehr unsicher ist, schickt Leonie uns ein Foto übers Handy und wir schätzen gemeinsam mit ihr. Ich finde es wichtig, dass sie gerade auch in Gesellschaft ihrer Freundinnen auf nichts verzichten muss und genauso „naschen“ darf wie alle anderen Kinder auch. Ach ja, und die Schüssel ausschlecken darf sie selbstverständlich auch!

Viele Grüße und bis bald
Kathy und Leonie


von Kathy Dalinger

Avatar von kathy-dalinger

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 10 (4) Seite 30

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  • tako111 postete ein Update vor 11 Stunden, 9 Minuten

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 18 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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