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Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Vier Tage „alleine“ im Zeltlager
3 Minuten
Nach sechs Jahren erschien im vorherigen DEJ der letzte Beitrag der Kolumne „Lucas Welt“ von Michael Denkinger. Ab sofort wird Kathy Dalinger über den Typ-1-Diabetes ihrer Tochter Leonie (10) und das Alltags- und Familienleben in einem jeweiligen Brief an ihre Freundin Nadine schreiben. Los geht’s mit Leonies erstem Besuch in einem Zeltlager…
Liebe Nadine,
Du weißt ja: Seit ca. eineinhalb Jahren ist Leonie aktiv bei den Pfadfindern. Ihr gefällt die Gemeinschaft und die vielen kleinen Feiern am Lagerfeuer. Aber zum Pfadfinderdasein gehören neben Lagerfeuerromantik auch immer wieder kürzere oder längere Zeltlagseraufenthalte mit der ganzen Sippe.
Vor den letzten Herbstferien brachte Leonie eine Einladung zum viertägigen Wikinger-Zeltlager mit nach Hause. Vier Tage – das sind auch drei Nächte. So lange war sie noch nie mit ihrem Diabetes-Management auf sich alleine gestellt.
Sie war ganz aufgeregt und wollte so gerne mit. Du kannst Dir denken, dass etwas Bauchgrummeln dabei war, als wir ihr die Erlaubnis gegeben haben – aber schließlich ist sie mit ihren 10 Jahren schon sehr selbstständig, auch im Diabetes-Alltag. Trotzdem fällt es uns nicht leicht, Leonie immer mehr loszulassen. Diese Erfahrung hast Du vielleicht auch schon gemacht?
Doch je näher der Termin rückte, umso unwohler fühlte sich Leonie. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie mitfahren sollte. Ihre größte Sorge galt den Nächten: Sie wacht bei Unterzuckerungen nicht auf. Wir haben ein CGM-System, das uns Eltern rechtzeitig aus dem Schlaf holt. Leider hört sie selbst diese Alarme im Schlaf überhaupt nicht. “Mama, was ist, wenn ich eine Unterzuckerung habe und nicht vom Alarm aufwache? Ich glaube, ich möchte lieber zu Hause bleiben.”
Kolumne „Brief an Nadine“

Die 14-jährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.
Ich konnte ihre Sorgen gut verstehen, doch trotz meines Bauchgrummelns wollte ich, dass sie am Zeltlager teilnimmt. Schließlich hatte sie sich so darauf gefreut, und wir Eltern wollen ja unbedingt, dass sie ganz normal aufwachsen kann. Wir holten also die Betreuer mit ins Boot. Leonies Diabetes war zwar schon bekannt, doch ich wollte noch einmal über die Nächte sprechen – auch, um Leonie zu beruhigen.
Wir haben dann ausgemacht, dass die Betreuer das CGM in der Nacht an ihr Bett legen und sie im Falle eines Falles wecken würden. Was konkret bei einer Unterzuckerung zu tun wäre, habe ich in einer kleinen “Schulung” vermittelt. Und im Notfall sind wir Tag und Nacht per Handy zu erreichen.
An neuer Situation gewachsen und selbstständiger geworden
Und ich hatte noch ein weiteres Ass im Ärmel: Ich habe still und heimlich ein Hotelzimmer ca. 30 Minuten vom Zeltlager entfernt gebucht. Wir wollten Leonie davon eigentlich nichts erzählen, doch da sie sich so große Sorgen machte, haben wir es doch getan und konnten ihr so etwas mehr Sicherheit für die erste große Fahrt alleine geben. Und wir Eltern haben diesen “Kurzurlaub” genutzt, um etwas zur Ruhe zu kommen. Seit der Diagnose waren wir nicht mehr für mehrere Tage alleine als Paar unterwegs.
Jeden Abend haben wir ca. 10 Minuten mit Leonie telefoniert. Mehr Zeit hatte sie für uns nicht … Wir konnten hören, dass es ihr gut geht und kurz besprechen, ob sie die Basalrate für die Nacht reduzieren soll. Es war schnell klar, dass es ihr unheimlich viel Freude machte und dass wir mit unserer Erlaubnis für das Zeltlager die richtige Entscheidung getroffen hatten.
Nach den vier Tagen haben wir Leonie gesund und munter (und vor allem müde) wieder in die Arme geschlossen. Sie war an der neuen Situation gewachsen und ist wieder etwas selbstständiger geworden. Und auch ich habe dazugelernt und mein Kind wieder etwas mehr losgelassen. Das nächste Zeltlager kann also kommen, und dann werden wir wohl kein Hotelzimmer in der Nähe mehr buchen …
Viele Grüße und bis bald
Kathy und Leonie
von Kathy Dalinger
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2018; 11 (2) Seite 30
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tefanie3010 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 1 Stunde
Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
Viele Grüße -
smc postete ein Update vor 3 Tagen, 6 Stunden
Hallo zusammen, da ich Metformin nach vielen Jahren nicht mehr nehmen darf und Ozempic meine Bauchspeicheldrüsenwerte zu stark erhöht da, soll ich nun Forxiga bekommen. Habt ihr Erfahrung damit, besonders mit den Nebenwirkungen? Bin sehr verunsichert…
