Insulin auf dem Bauch

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Community-Beitrag
Insulin auf dem Bauch

Luca trägt nun eine Patch-Pumpe – und lernt noch, damit umzugehen. Lesen Sie die Kolumne von seinem Vater Michael Denkinger.

Pumpen-Fernbedienung: ein echter Hingucker

“Tolles Handy, Luca, was kann man damit alles machen?” Die Fernbedienung der Insulinpumpe, die der bald Zehnjährige seit einigen Monaten trägt, sorgt bei den Mitschülern für großes Aufsehen. Weil das Gerät zugleich Blutzuckermessgerät ist, liegt der Minicomputer mehrmals täglich auf dem Tisch und ist nicht nur wegen seiner neongrünen Schutzhülle ein echter Hingucker.

Einzig der Klingelton ist gewöhnungsbedürftig: Mit schrillem, nicht enden wollendem Pfeifton signalisiert das Gerät in einem Rhythmus von drei Tagen, dass die Insulin-Patch-Pumpe alsbald gegen eine neue ausgetauscht, also eine neue Injektionsnadel gesetzt werden muss.

Hohe Werte, trotz Interventionen: gelöste Kanüle

Ist die Kanüle verstopft oder nicht mehr ordnungsgemäß mit Lucas Körper verknüpft, empfiehlt es sich, vorzeitig zu wechseln. Überhöhte Werte über mehrere Stunden, die sich auch durch eine zusätzliche Insulingabe per Knopfdruck nicht korrigieren lassen, sind häufig ein Indiz dafür.

So wies das Gerät kürzlich über einen längeren Zeitraum einen Blutzuckerwert von mehr als 300 mg/dl (16,7 mmol/l) aus. Luca regulierte nach Absprache mit meiner Frau und gab per Knopfdruck Insulin ab. Er korrigierte, wie er es in der Schulung gelernt hatte – in kleinen Einheiten, also mit Bedacht. Als das Display trotz mehrmaliger zusätzlicher Insulinzufuhr und Lucas einstündigem Fußballtraining im Garten kurz vor 17.15 Uhr immer noch einen Wert von mehr als 300 mg/dl anzeigte, prüften wir nochmals die Verbindung von Körper und Pumpe.

Wir stellten fest, dass sich die Kanüle gelöst hatte und das Insulin nicht in den Körper, sondern über Lucas Bauch lief, was er erst jetzt bemerkte. Wir wechselten den Pod vor dem Grillabend mit Freunden, um die Insulintherapie für das Abendessen und für die Nacht sicherzustellen. Luca kontrollierte seinen Blutzucker, überlegte sich, was und wie viel er essen möchte, und begann zu rechnen.

Aufgabenstellung durch Pumpentherapie verändert

Die Aufgabenstellung hat sich mit der Pumpentherapie verändert: Luca speist in das Gerät nicht die Anzahl der Broteinheiten (BE) ein, die er zu sich nimmt, sondern die Anzahl der Kohlenhydrate. Dann der Schock: Noch bevor unser Sohn mit dem Essen beginnt, klagt er über weiche Beine, wie er seit jeher das Gefühl einer Unterzuckerung umschreibt. Er misst erneut seinen Blutzucker. Das Display zeigt 27 mg/dl (1,5 mmol/l). Nun ist klar, die Pumpe läuft wieder, das Korrektur-Insulin wirkt, der Sport (nachträglich) ebenfalls.

Die Erkenntnis für uns alle ist eindeutig: Ein Wert von 27 mg/dl muss unbedingt vermieden werden. Wir müssen lernen, technische Schwierigkeiten einzuplanen, um zu verhindern, dass die Pumpe unseren Sohn für alle unbemerkt in den Unterzucker befördert. Bei extrem hohem Blutzucker ist die Kontrolle des Katheters seither obligatorisch.

Luca: „Ich weiß genau, was ich zu tun habe“

Wie selbstständig, geübt und gelassen Luca bereits mit der Situation umgeht, bewies der Viertklässler sowohl bei der Hypo im Garten als auch bei ähnlichen Situationen im Unterricht. Trotz eines niedrigen Blutzuckerwertes von 50 mg/dl (2,8 mmol/l) und eines hohen Wertes von 300 mg/dl wollte er nicht, dass seine Klassenlehrerin meine Frau oder mich verständigt.

Luca: “Das ist nicht nötig, ich weiß genau, was ich zu tun habe.” Da bleibt uns Eltern nur, herauszufinden, wie viel Selbständigkeit Luca gut tut und in welchen Situationen er mit uns sprechen muss…

Diskutieren Sie mit!

Im Kommentarbereich unterhalb der Kolumne können Sie das Gelesene kommentieren, eigene Erfahrungen schildern, mitreden …


von Michael Denkinger
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie nahe Memmingen und hat drei Kinder: Luca (10 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 62 (2) Seite 34

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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