FreeStyle Libre jetzt auch für Kinder zugelassen!

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© Kirchheim
FreeStyle Libre jetzt auch für Kinder zugelassen!

Das “Flash Glukose Monitoring”-System FreeStyle Libre ist nun auch für Kinder zugelassen. Das bedeutet: Auch Kindern kann das FGM-System des Unternehmens Abbott nun verordnet werden. Während der Pressekonferenz anlässlich der Zulassung in Hannover gab es aber noch weitere interessante Informationen – zum Beispiel von DAK-Vorstands­mitglied Thomas Bodmer, der klare Aussagen machte über die Kostenübernahme für das System durch seine Kasse.

Wer das FreeStyle Libre vorgestellt bekommt, erkennt schnell: Die Anwendung ist kinderleicht. Alle 14 Tage wird ein Sensor in den Oberarm gesetzt, der die Glukosewerte in der Flüssigkeit zwischen den Körperzellen misst. Die Werte werden mit einem Scanner ausgelesen; angezeigt werden der aktuelle Wert, ein Trendpfeil und der Verlauf der letzten acht Stunden.

Praktisch für Kinder, Jugendliche, Familien

Das ist gerade für Kinder und Jugendliche und ihre Familien sehr praktisch: Die Kinder müssen nicht mehr mehrmals am Tag gepikst werden, um einen Blutstropfen für die Messung zu erhalten, und nächtliche Messungen können durchgeführt werden, ohne dass das Kind überhaupt etwas davon merkt. Auch in Schule und Kindergarten ist das Abrufen der Werte per Scan eine Erleichterung

Herkömmliche Blutzuckermessungen sind nur noch nötig, wenn eine Unterzuckerung droht oder schon vorliegt, wenn die von FreeStyle Libre gemessenen Werte nicht zu den körperlichen Symptomen passen und wenn der Trendpfeil extrem nach unten oder oben zeigt.

Was fehlte, war die Zulassung …

Bislang war das FreeStyle Libre von Abbott, das einzige derzeit verfügbare FGM-System (FGM: Flash Glukose Monitoring), nur für Erwachsene zugelassen. Nun ist aber auch die Zulassung für Kinder ab 4 Jahren da. Manche Familien haben FreeStyle Libre trotz fehlender Zulassung schon länger genutzt – durch die Zulassung sind sie nun auf der sicheren Seite. Außerdem wird FGM nun natürlich auch für weitere Familien interessant.

Wer übernimmt die Kosten?

Ein Sensor für das FreeStyle Libre kann 14 Tage lang genutzt werden und kostet rund 60 Euro. Das sind nicht unerhebliche Kosten, die den Vorteilen gegenüberstehen. Bis jetzt übernehmen einzelne Krankenkassen die Kosten für ihre Mitglieder (bisher natürlich nur für die erwachsenen Mitglieder). Mehr darüber können Sie hier nachlesen. Wer sich dafür interessiert, sollte gezielt bei seiner Krankenkasse nachfragen – hier ändert sich immer mal wieder etwas.

Das Pilotprojekt der DAK

Sehr interessant waren die Aussagen von Thomas Bodmer, Vorstandsmitglied der Krankenkasse DAK-Gesundheit zur Kostenübernahme. Anfang letzten Jahres startete die DAK ein Pilotprojekt mit inzwischen 1.500 erwachsenenen Versicherten mit Diabetes, die von der Kasse die Kosten für das FreeStyle Libre ersetzt bekommen.

Die Zwischenergebnisse, so Bodmer, seien vielversprechend: Die Komplikationsraten seien niedriger, Krankenhausaufnahmen konnten verhindert werden. “Das schreibe ich der Messtreue durch dieses System zu.” Er bezeichnete das System als “Quantensprung”. “Ich bin überzeugt, dass solche Innovationen unseren Krankenversicherungsmarkt in Zukunft weiter beeinflussen werden.”

Krankenkasse DAK-Gesundheit übernimmt “FreeStyle Libre”-Kosten für Kinder und Jugendliche

Und dann die Ankündigung zur Kostenübernahme bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes, die bei der DAK versichert sind: ” Wir sind bisher als DAK-Gesundheit überzeugt, und deshalb habe ich, Stand heute, eine Satzungsveränderung auf den Weg gebracht, dass die Kinder und Jugendlichen ab vier Jahre bei uns rückwirkend ab ersten Januar komplett versorgt werden. Und wir sprechen hier von 2200 betroffenen Kindern in unserem Bestand der DAK-Gesundheit.”

So funktioniert FreeStyle Libre

Angeboten wird “FreeStyle Libre” vom Unternehmen “Abbott”. Es ist der erste Vertreter einer Messmethode, die sich Flash Glukose Monitoring (FGM) nennt. Und so funktioniert das System:

Ein Sensor am Oberarm, der etwa so groß ist wie eine 2-Euro-Münze und dessen Fühler dicht unter der Haut liegt, misst und speichert permanent Daten. Bei jedem Scan mit dem Lesegerät über den Sensor werden der aktuelle Glukosewert, der Glukoseverlauf der letzten 8 Stunden und ein Trendpfeil angezeigt. Der Pfeil gibt an, ob der Glukosewert steigt, sinkt oder sich kaum ändert. Alle 14 Tage muss ein neuer Sensor mit Hilfe eines Applikators gesetzt werden.

Die Vorteile liegen klar von FGM liegen auf der Hand: In der Regel muss nicht mehr auf herkömmliche Weise – mit Fingerpiks und Blutzuckermessgerät – der Blutzucker gemessen werden. Die Glukosewerte sind jederzeit per Scan abrufbar, zudem sind auf dem Display des Scanners/Lesegeräts weitere Informationen ablesbar, nämlich der Verlauf der letzten acht Stunden und der Trendpfeil. Therapieentscheidungen sind also nicht mehr vom einzelnen Blutzuckerwert abhängig, sondern eingebettet in das Wissen um das, was zuvor geschehen ist und darüber, wie die Entwicklung weitergeht.

Aber: Längst nicht alle Krankenkassen übernehmen die Kosten für FreeStyle Libre. Wer selbst zahlt, kauft ein Starterpaket für rund 170 Euro (Lesegerät und Sensoren), für jeden weiteren Sensor müssen rund 60 Euro gezahlt werden.

Auch zur allgemeinen Erstattung (auch für Erwachsene) äußerte er sich: “Ich denke, wenn das Produkt auch im Hilfsmittelkatalog oder irgendwo aufgenommen ist, das es dann sowieso in der Regelversorgung zur Verfügung gestellt wird. Ich gehe davon aus, dass dieses Messsystem sich durchsetzen wird und wir bis in einem Jahr spätestens eine Regelversorgung haben.” Dr. Ansgar Resch (Abbott Diabetes Care) ergänzte, dass das Unternehmen plant, den Antrag auf die Aufnahme des FreeStyle Libre in den Hilfsmittelkatalog Mitte des Jahres zu stellen.

Familien sind überzeugt

Während der Pressekonferenz bestätigten auch Sophie (12 Jahre), Niklas (4) und ihre Eltern, dass FGM ihren Alltag sehr erleichtert. Die Kinder hatten an einer Studie des Kinder- und Jugendkrankenhauses „Auf der Bult“ (Hannover) teilgenommen. Chefarzt Professor Thomas Danne sprach auch mit dem Vater von Niklas – und der erzählte, dass die Nutzung des FreeStyle Libre auch ein Argument war, als es darum ging, ob Niklas weiterhin in seinem Kindergarten bleiben darf.

Danne führte auch noch einmal vor Augen, was es bedeutet, tagtäglich auf herkömmliche Art und Weise zu messen – nämlich bei durchschnittlich sieben Blutzuckermessungen pro Tag über 2.500 Selbstverletzung durch den Fingerpiks.

“Wir lechzen alle nach neuen Technologie und freuen uns, dass es Fortschritte gibt”, sagte er. Und: “Jetzt stellt sich die Frage, wie lange werden Kinder eigentlich noch Blutzucker messen?”


von Nicole Finkenauer

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