- Eltern und Kind
Jonglage und Radio spielen die Hauptrolle
4 Minuten
Marvin Fischer, 13 Jahre alt, kommt aus Odershausen, einem kleinen Ort in der Nähe von Bad Wildungen in Hessen. Er jongliert gerne – und hat mit seinem artistischen Können im letzten Jahr den Wettbewerb „Das Diabetes-Supertalent“ der Organisation diabetesDE gewonnen. Mit einem kleinen Programm ist er bei der Diabetes-Gala 2018 in Berlin aufgetreten. Darüber und über seinen ganz normalen Alltag berichtet er im Interview.
Diabetes-Eltern-Journal (DEJ): Marvin, spielt der Diabetes für dich eine Neben- oder eine Hauptrolle?
Marvin Fischer: Wenn mich Leute so was fragen, sage ich immer: Ich kenne es nicht anders, weil ich schon seit 10 Jahren Diabetes habe und damit aufgewachsen bin. Meine Freunde können damit sehr gut umgehen, ich auch. Also ist der Diabetes eigentlich nebensächlich; ich komme gut klar. Aber wenn was mit dem Zucker ist, kümmere ich mich natürlich drum.
DEJ: Manchmal haben Kinder und Jugendliche mit Diabetes das Gefühl, dass die Eltern sich zu sehr kümmern. Wie ist das bei euch in der Familie? Und wer weiß besser Bescheid?
Marvin: Eigentlich ist es ganz o.k. Beide wissen gleich gut Bescheid. Mein Vater war damals auch mit mir im Krankenhaus und hat dort alles mitbekommen.
DEJ: Gibt es etwas, was du dir wünschst, z. B. für das Diabetesmanagement?
Marvin: Naja, meine Pumpe ist ein bisschen langsam, die könnte schon ein bisschen schneller sein. Die Software ist von 2002. Aber bald bekomme ich eine neue. Sonst finde ich die Kombination aus CGM und Pumpe super.
Mit der Jugendfeuerwehr ist Marvin Stadtmeister geworden.
DEJ: Seit wann nutzt du ein CGM-System?
Marvin: Vor vielleicht 5 oder 6 Jahren habe ich schon mal einen Sensor getestet, aber mit dem waren wir nicht so zufrieden und haben ihn wieder abgegeben. Und dann hatte ich vor zwei Jahren das FreeStyle Libre, das bei mir aber so ungenau gewesen ist, dass ich auf Dexcom umgestiegen bin. Erst wollte die Kasse nicht zahlen, aber irgendwann hat es geklappt.
DEJ: Welchen Tipp gibst du jemandem, der ungefähr so alt wie du ist und gerade die Diagnose Diabetes bekommen hat?
Marvin: Ich würde sagen: Das Leben ist nicht zu Ende; du kannst damit gut umgehen. Und: Es ist gar nicht so schlimm, wie es am Anfang scheint. Du kannst lernen, gut damit zurechtzukommen.
DEJ: Kennst du andere Kinder/Jugendliche mit Diabetes? Wenn ja: Hilft es dir, dich mit ihnen austauschen zu können?
Marvin: Ja, ich habe Kontakt mit anderen Kindern, die auch Diabetes haben. Wenn Kinder aus meiner Klasse etwas nicht verstehen, weiß ich, es gibt Kinder, die auch Diabetes haben und verstehen, was ich meine. Viele Freunde mit Diabetes habe ich über Diabetesschulungen kennengelernt, viele aber auch über soziale Netzwerke wie Instagram.
DEJ: Wie kam es, dass du beim Wettbewerb „Diabetes-Supertalent“ mitgemacht hast?
Marvin: Meine Mutter ist im Internet gesurft und hat dabei diesen Talentwettbewerb entdeckt. Sie hat gemeint, ich könnte mich ja dort mal anmelden, und ich fand das auch gut. Ich hatte schon mal hier bei uns während er Kirmes jongliert und habe das Video von diesem Auftritt eingeschickt. Irgendwann kam die Bestätigung, dass ich gewonnen habe. Nach Berlin zur Diabetes-Gala bin ich mit meiner Mutter und meinem Vater gefahren.
DEJ: Wie war der Auftritt während der Gala? Warst du beim Auftritt aufgeregt?
Marvin: Weniger als bei der Generalprobe. Bei der Generalprobe war noch alles neu, aber da konnte ich meinen Auftritt ja auf der Bühne üben. Mit Inka Bause habe ich mich auch ein bisschen unterhalten. Dann war alles gut, und beim Auftritt hielt sich die Aufregung in Grenzen.
Steckbrief
Name: Marvin Fischer
Alter: 13 Jahre
Diabetes seit: 10 Jahren
Behandlung mit: Pumpe und CGM-System; Marvin wartet auf die neue Medtronic-Pumpe
Hobbys: eigener Radiosender (über www.fischerundcoradio.de), Jonglage, Feuerwehr
Betreuung durch das Diabetesteam der Kinderklinik am Klinikum Kassel
DEJ: Wie bist du eigentlich zum Jonglieren gekommen?
Marvin: Das kam durch eine Wette mit meiner Mutter. Sie hatte Jonglierbälle, weil sie schon einmal an einem Zirkus-Workshop teilgenommen hat. Wir haben gewettet, wer länger jonglieren kann. Ich habe gewonnen und habe dann weiter geübt.
DEJ: Hast du den Ehrgeiz, dich beim Jonglieren noch weiter zu verbessern?
Marvin: Ja, inzwischen jongliere ich auch mit Keulen und habe damit gar keine Probleme mehr. Bei der Ball-Jonglage habe ich mich auf vier Bälle gesteigert. Und irgendwann möchte ich mal mit Feuerkeulen jonglieren.
DEJ: Gibt es dafür auch Workshops? Machst du was in der Richtung?
Marvin: Ich hatte mal bei einem Zirkus einen zweiwöchigen Workshop. Aber im Moment übe ich für mich und gebe selbst manchmal Workshops bei uns zu Hause für Freunde, Familie, Bekannte – z. B. letzten Sommer. Das hat gut geklappt.
DEJ: Und dann hast du ja noch ein Hobby, nämlich selbst Radio zu machen …
Marvin: Ja, ich interessiere mich schon seit klein auf für Radio, Musik und Technik. Im Jugendhaus in Bad Wildungen wurde ein eigenes Radio auf die Beine gestellt, und 2014 war ich dort zu Besuch. Inzwischen habe ich mir selbst was aufgebaut und habe jetzt hier zu Hause ein eigenes Radiostudio. Das nutze ich für Sendungen über ganz verschiedene Themen und mit viel Musik. Vorher konnte ich nur Podcasts machen.
Marvin hat zu Hause ein eigenes Studio. Sein Radiosender heißt Fischer & Co. Radio.
DEJ: Über welche Themen sprichst du während deiner Sendungen?
Marvin: Das ist unterschiedlich. Ich hatte schon eine Diabetes-Sendung; es gab auch mal Themen wie Medien und Weltrekorde, das ist ganz unterschiedlich.
DEJ: Willst du auch beruflich in diese Richtung gehen?
Marvin: Ich möchte wahrscheinlich erst einmal eine Ausbildung als Tontechniker oder so was machen. Und dann möchte ich mich vielleicht irgendwann mal in die Richtung Radiotechniker oder Moderator entwickeln – oder auch in den Zirkusbereich wechseln.
DEJ: Kannst du dich an die Zeit erinnern, in der du Diabetes bekommen hast?
Marvin: Den Diabetes habe ich mit zwei Jahren bekommen, im Februar 2009. Ich war im Kinderturnen ganz schlapp und habe viel getrunken. An einem Mittwochmorgen ist mein Vater mit mir zum Kinderarzt. Der sagte, es könnte Diabetes sein und hat uns ins Krankenhaus geschickt. Dort wurde der Diabetes festgestellt. Ich war zwei Wochen in der Klinik, habe eine Insulinpumpe bekommen und alles hat sich eingespielt. Kurz nachdem ich entlassen worden bin, wurde ich drei Jahre alt. Ich weiß noch, dass ich Angst hatte, meinen Geburtstag im Krankenhaus feiern zu müssen.
von Redaktion Diabetes-Eltern-Journal
Kirchheim-Verlag, Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 14, 55130 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2019; 11 (2) Seite 18-19
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig