Knöpfe, die Gefahren bergen

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Knöpfe, die Gefahren bergen

Dieses Jahr wird für Luca das erste Weihnachtsfest mit Insulinpumpe. Wie gut er damit zurecht kommt, welche Gefahren sie aber auch mitbringt, schildert sein Vater in seiner Kolumne.

Frohes Fest: Erstmals mit Insulinpumpe

Ginge es nach Luca, könnte jeden Monat einmal Weihnachten sein. Der Zehnjährige liebt die stade Zeit ebenso wie seine beiden Geschwister Angelina (12) und Timo (5). Weihnachten heißt für die Kinder – ab zu Oma und Opa: Seele baumeln lassen, naschen und essen, was das Herz begehrt, Geschenke auspacken – kurzum: Kind sein! Das erste Weihnachtsfest nach der Diabetes-Diagnose anno 2008 war für Luca etwas völlig Neues, weil er sich erstmals Insulin spritzen musste.

Weihnachten 2013 wird wieder anders – erstmals feiert unser Sohn ein “Frohes Fest” mit Insulinpumpe. Einen Vorgeschmack, was das bedeuten könnte, haben wir in den vergangenen Monaten bekommen.

Luca hat gelernt, in seinen Körper hineinzuhören

Luca genießt die Selbständigkeit, ist technisch versiert im Umgang mit der Insulinpumpe und sehr konsequent, was die regelmäßige Überprüfung des Blutzuckerspiegels angeht. Und er hat gelernt, in seinen Körper hineinzuhören. “Vor 30 Minuten hatte ich einen Wert von 85 mg/dl, jetzt 73 mg/dl. Ich habe das Gefühl, das geht noch weiter runter – deshalb trinke ich jetzt eine Limonade”, sagte der Gymnasiast kürzlich. Sehr zur Freude seines kleinen Bruders, der natürlich sofort das größte Glas aus dem Schrank nahm, das er finden konnte.

Gemeinsam bekämpften die Buben Lucas drohenden Unterzucker. Und weil das Spaß machte und lecker war, beseitigten sie den restlichen Geburtstags-Apfelkuchen ihres Vaters gleich mit – doppelt hält ja bekanntlich besser. Es folgte etwa eine Stunde später das Abendbrot und ein Familien-Fernsehabend mit Tee. Karotten schmecken dazu nicht unbedingt, deshalb sprachen sich die Kinder einstimmig für Kekse aus.

Zornesröte und ein paar Tränen

Die Blutzuckerkontrolle führte angesichts eines Werts von 250 mg/dl (13,9 mmol/l) zu einem kurzen Naserümpfen und Lucas Vorschlag: “Den erhöhten Wert korrigiere ich, zudem gebe ich gleich noch zusätzlich Insulin ab, dass ich den Keks essen kann.” Das deutliche “Nein!” der Mama trieb Luca die Zornesröte ins Gesicht und auch ein paar Tränen in die Augen.

Die Tatsache, dass Luca für die Abgabe von Insulin nicht mehr seinen orangefarbenen und grünen Pen zücken muss, ist ein großer Vorteil. Dass er in der Schule oder im Sportverein jetzt unauffällig Insulin abgeben kann, ist eine Lebensqualität, die der Schüler früher nie hatte und deshalb sehr genießt.

Eine Insulimpumpe kann auch Gefahren bergen

Und doch birgt eine Insulinpumpen-Therapie die Gefahr, hohe Blutzuckerwerte nicht mehr so bewusst wahrzunehmen, wie das bei der Behandlung mit Spritze oder Pen der Fall war. Der Grund ist klar – ein paar Knöpfe für die Insulinabgabe zu drücken, ist wesentlich entspannter, als womöglich zwei Spritzen oder zwei Pens erst aus der Notfalltasche zu kramen und dann einen Ablaufplan akribisch einzuhalten.

Luca drückt gerne die Knöpfe auf seiner Insulinpumpe. Er managt seinen Diabetes nach wie vor sehr gut, er muss jedoch lernen, in bestimmten Situationen konsequenter zu verzichten. Das ist einfach hingeschrieben und doch schwierig einzuhalten. Dennoch hat Luca bei unserem Fernsehabend deutlich gezeigt, dass er es kann: Nachdem die Tränen getrocknet waren, haben wir die Kekse vom Tisch genommen und gemeinsam einen bunt bestückten Teller mit Tomaten, Gurken, Käse und Wurst “gezaubert”.

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von Michael Denkinger
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie nahe Memmingen und hat drei Kinder: Luca (10 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (4) Seite 34

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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