Machbar, finanzierbar, sinnvoll!

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Machbar, finanzierbar, sinnvoll!

Was tun bei unerwartetem Alarm? Wie schätze ich die Menge der Kohlenhydrate meiner Schulverpflegung ein? Sollen vor dem Sport zusätzliche Kohlenhydrate verzehrt werden? Dies sind nur einige Fragen und Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes im Schulalltag konfrontiert sind. Pädagogisches Personal, Verwaltungsangestellte oder sonstige Mitarbeitende an Schulen sind bei diesen Fragen oft ebenso überfordert wie die Kinder selbst. Häufig werden deshalb Mütter bei auftauchenden Fragen kontaktiert, sodass es nicht überrascht, wenn 15 Prozent der Mütter ihre Berufstätigkeit aufgeben und 12 Prozent der Mütter ihre Berufstätigkeit reduzieren. 46 Prozent der Familien berichten über relevante finanzielle Einbußen, das Ausmaß psychischer Belastungen und psychischer Erkrankungen ist hoch (1).

Modellprojekte zeigen Nutzen

Das Recht auf eine Teilhabe ohne Einschränkungen ist für Menschen mit Einschränkungen verbrieft und in der UN-Behindertenrechtskonvention seit dem Jahr 2008 festgeschrieben und wurde 2009 von der Bundesregierung ratifiziert (2). Somit ist das Recht auf eine Regelbeschulung für Kinder und auf eine Ausbildung für Heranwachsende grundsätzlich fixiert. Dennoch gibt es in Deutschland keine flächendeckende medizinische Versorgung an Schulen. Während in Schweden, Finnland, Großbritannien, Polen und Dänemark "School Nurses" fest etabliert sind, gibt es solche an deutschen Schulen nur vereinzelt. Modellprojekte in Brandenburg und Hessen konnten zwar den Nutzen von Schulgesundheitsfachkräften eindrucksvoll darlegen und die Machbarkeit wissenschaftlich belegen, auch ein aktuelles Projekt im Großraum Stuttgart entwickelt sich ebenfalls vielversprechend. Dennoch gehören Schulgesundheitsfachkräfte nicht zum Standard an deutschen Schulen.

Forderungen liegen auf dem Tisch

Bereits 2021 haben die Deutsche Diabetes Gesellschaft und ihre Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, der Deutschen Diabeteshilfe, der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin und dem Berufsverband Kinderkrankenpflege ein gemeinsames Positionspapier zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen in der Schule erstellt, das allen gesundheitspolitisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene zugestellt wurde. Zusätzliche Vorstöße im Bundesministerium für Gesundheit bei den gesundheitspolitisch verantwortlichen Sprechern der Fraktionen sind zwischenzeitlich erfolgt. Grundsätzlich stößt das Anliegen auf offene Ohren bei den Verantwortlichen in den jeweiligen Ministerien für Gesundheitspolitik und Kultusangelegenheiten. Die praktische Umsetzung und Implementierung von Schulgesundheitsfachkräften scheitert bislang an Fragen zur Zuständigkeit und Unklarheiten zur Finanzierung. Allerdings werden die Forderungen nach einer Schulgesundheitsfachkraft lauter: Auch Betroffenenverbände (Achse) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Lehr- und Erziehungskräfte vertritt, haben sich der Forderung angeschlossen.

Im September startet eine Online-Kampagne mit folgenden Kernbotschaften:

Neben einer breiten Öffentlichkeit sollen zielgerichtet politisch Verantwortliche und Verbände angesprochen werden, um diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Denn Schulgesundheitsfachkräfte sind machbar, finanzierbar und eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder: #InklusionStattAusgrenzung!

Literatur

Autor:

Prof. Dr. Andreas Neu
Kinderdiabetologe, Past Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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