Nachgefragt | Medizin: Große Schwankungen – warum ist bei Christian im Urlaub alles anders?

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Nachgefragt | Medizin: Große Schwankungen – warum ist bei Christian im Urlaub alles anders?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage

Bei unserem Sohn Christian (11 Jahre) wurde vor einem Jahr Diabetes festgestellt. Insgesamt kommt Christian mit seinem Diabetes zur Zeit gut zurecht – außer in den Ferien. Dann schwanken seine Werte oft erheblich, manchmal sind sie sehr hoch, bis 300 mg/dl (16,7 mmol/l), manchmal sehr niedrig, um 40 md/dl (2,2 mmol/l).

Diese starken Schwankungen können wir uns oft nicht erklären und sind ratlos, vor allem, weil bestimmte “Muster” oder Tendenzen im Tagesverlauf für uns nicht zu erkennen sind. Sobald dann die Schule wieder angefangen hat, sind die Blutzuckerwerte wieder deutlich besser. Gibt es Erklärungen? Geht es anderen Kindern mit Diabetes ähnlich?

Ute B.

Die Antwort von Dr. Wolfgang von Schütz

So wie Christian geht es vielen Kindern. Ferien sind eine große Umstellung für den Stoffwechsel. Das beginnt schon auf der Fahrt in den Urlaub: Viel Stress und deutlich weniger Bewegung als sonst verursachen häufig hohe Blutzuckerwerte. Und am Ziel angekommen sind die Kinder meist körperlich viel aktiver als zu Hause. Das bedeutet oft: zu niedrige Werte.

Vor allem aber ändert sich der Tagesablauf im Urlaub drastisch. Morgens viel später aufzustehen und abends oft erst um Mitternacht zu Bett zu gehen, bringt den Tagesrhythmus völlig durcheinander. Hinzu kommt ein ungewohntes Nahrungsangebot, das richtige Berechnen der KH-Einheiten ist oft nicht möglich. Auch die gewohnten Korrekturregeln stimmen nicht mehr. Meistens wird zu viel Insulin bei zu hohen Werten gegeben oder auch zu wenige zusätzliche Kohlenhydrate, um anhaltenden Unterzuckerungen vorzubeugen. Nicht zu unterschätzen ist die oft deutlich entspanntere seelische Verfassung der Kinder: Der Stress des Schulalltages fällt weg, der Insulinbedarf sinkt. Andererseits kann positiver Stress im Urlaub durch viel Freude und Ausgelassenheit den Insulinbedarf erhöhen. Jedes Kind reagiert anders.

Dennoch gilt es, einige Grundregeln zu beachten. Wichtig ist vor allem, im Urlaub den Blutzucker viel häufiger zu messen. CGM- oder FGM-Systeme können jetzt sehr hilfreich sein. Meistens sinkt der Insulinbedarf in den Ferien deutlich, bei einigen Kindern um 50 (bis 70) Prozent, z. B. während langer Wanderungen oder beim stundenlangem Toben. Dann sollten Mahlzeiten-und Basalinsulin, vor allem aber auch das Basalinsulin zur Nacht, deutlich reduziert werden: Die Neigung zu niedrigen Werten hält oft bis in die zweite Nachthälfte an!

Schwere Unterzuckerungen sollten auf jeden Fall vermieden werden. Deshalb kann der mittlere Blutzucker in der Urlaubszeit durchaus höher liegen. Sehr wichtig ist es, nicht zu weit aufs Meer hinauszuschwimmen. Bei drohender Unterzuckerung müssen die Kinder immer rechtzeitig den Strand erreichen können. Besprechen Sie am besten alles ausführlich mit Ihrem Diabetesteam.

Zurück zu Hause dauert es meist etwas, bis sich wieder eine ausgeglichene Stoffwechsellage einstellt. Hierfür ist der Schulalltag sehr hilfreich, der dem Tag wieder eine Struktur gibt.


von von Dr. med. Wolfgang von Schütz

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2017; 10 (3) Seite 18

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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