Nachgefragt | Recht: Tipps rund um den Führerschein

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Nachgefragt | Recht: Tipps rund um den Führerschein

Sie haben rechtliche oder soziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Unser Rechts-Experte Oliver Ebert gibt Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort.

Die Frage

Unsere Tochter Nora (17 Jahre, Typ 1) will dieses Jahr den Führerschein machen. Der Diabetes ist gut eingestellt, und sie hat nur leichte Unterzuckerungen. Nun haben wir im Internet gelesen, dass die Führerscheinstellen bei Diabetes oft Probleme machen bzw. man womöglich gar nicht fahren darf.

Muss Nora denn bei der Führerscheinanmeldung angeben, dass sie Diabetes hat? Was antwortet sie, wenn der Fahrlehrer direkt fragt? Und müssen wir unserer Diabetologin erzählen, dass Nora den Führerschein machen möchte? Falls Gutachten oder Bescheinigungen verlangt werden: Reicht da ein Attest unserer Diabetologin aus? Und: Was wird sein, wenn es doch mal zu schweren Unterzuckerungen oder einer Ketoazidose kommt?

Claudia B.

Die Antwort von Oliver Ebert

Ich kann Sie beruhigen. Gut eingestellte und geschulte Menschen mit Diabetes dürfen sowohl PKW als auch LKW fahren – dies gilt sogar auch für die Personenbeförderung (Taxi, Omnibus).

Es gibt keine Verpflichtung, den Diabetes ungefragt beim Führerscheinantrag anzugeben. Allerdings wird in einigen Landkreisen auf den Antragsformularen nach dem Gesundheitszustand gefragt, auch nach Diabetes. Hierzu kursieren nun vor allem im Internet einige fragwürdige “Tipps”.

Gegenüber der Behörde nicht lügen – aber den Diabetes auch nicht ohne Not angeben

Grundsätzlich gilt: Wer auf eine entsprechende Frage der Behörde wahrheitswidrig antwortet, der läuft Gefahr, dass es später unangenehm wird. Erfährt die Führerscheinstelle nämlich später von der falschen Angabe – sei es durch einen unglücklichen Zufall, Unfall oder Denunzierung –, so kann sie die Fahrerlaubnis im Zweifel widerrufen oder zurücknehmen. Denn die Fahrerlaubnis wurde dann ja auf Basis einer falschen Ausgangs- und Tatsachengrundlage erteilt.

Die Führerscheinstelle könnte dann vielleicht sogar davon ausgehen, dass jemand, der vor einer Täuschung nicht zurückschreckt, im Zweifel dann alles tun würde, um den Führerschein zu behalten – ohne Rücksicht auf die Belange der Allgemeinheit. Umgekehrt sollte Nora aber keinesfalls ungefragt und ohne Not angeben, dass sie Diabetes hat.

Ich empfehle daher folgende Vorgehensweise: Werden im Antrag freiwillige Angaben zum Diabetes erbeten, ist klar: Da muss – und sollte – sie nichts angeben. Wird dagegen – ohne Hinweis auf eine Freiwilligkeit – die Frage nach Diabetes gestellt, dann sollte Nora wahrheitsgemäß antworten oder zumindest die Beantwortung verweigern.

Eine solche Frage stellt übrigens auch keine Diskriminierung dar, wie es häufig behauptet wird: Gemäß § 11 FeV müssen Bewerber um eine Fahrerlaubnis die hierfür notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllen; dies dient dem Schutz der Allgemeinheit wie auch des Betroffenen selbst. Ich halte es daher für selbstverständlich, dass die Behörde die erforderlichen Informationen abfragen darf, um das Vorliegen dieser Voraussetzungen überhaupt bewerten bzw. die im Einzelfall notwendigen Maßnahmen treffen zu können.

Die Fahrschule über den Diabetes informieren

Anderes gilt in der Fahrschule: Hier muss der Fahrlehrer ja Bescheid wissen, um im Zweifel richtig reagieren zu können. Wenn also dort nach dem Diabetes gefragt wird, dann sollte man dies angeben. Der Fahrlehrer darf diese Information aber nicht ohne vorherige Einwilligung an die Behörde weitergeben.

Selbstverständlich gibt es auch keine Verpflichtung, die behandelnde Diabetologin unaufgefordert über die Führerscheinpläne aufzuklären. Aber auch hier gilt: Wenn die Ärztin danach fragt, sollte man ihr wahrheitsgemäß Auskunft geben. Möglicherweise muss sie nämlich die Therapie oder Insulindosis anpassen. Zur Klärung der Fahreignung bzw. der Erkennung etwaiger medizinischer Hindernisse halte ich ein vorheriges Gespräch mit Noras Ärztin aber ohnehin für sinnvoll.

Wenn die Behörde ein Gutachten verlangt, dann sollte dies in der Regel nicht vom behandelnden Arzt erstellt werden; die Behörde muss ein solches Gutachten nicht akzeptieren. Ausnahmen sind jedoch möglich, man sollte dies aber dann rechtzeitig mit der Führerscheinbehörde abklären.

Auch falls sich die Stoffwechselsituation bei Nora irgendwann verschlechtern sollte, ist der Führerschein noch nicht gleich in Gefahr. Solange sie Unterzuckerungen rechtzeitig wahrnimmt, wird sie weiterhin Autofahren dürfen. Ansonsten wäre ggf. darüber nachzudenken, ob die Fahreignung durch spezielle Trainingskure zur Unterzuckerungswahrnehmung, durch Schulungen oder den Einsatz eines kontinuierlichen Glukosemessgeräts/Flash Glucose (wieder-)hergestellt werden kann.


von Rechtsanwalt Oliver Ebert

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (1) Seite 28-29

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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