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Nonie blickt’s: „Metabolisches was, bitte???“
3 Minuten
In ihrer Kolumne „Nonie blickt’s“ erzählt Maren Sturny aus dem Diabetes-Familienalltag. In der ersten Folge dreht sich alles um Ausflüge, Pizza, das metabolische Gedächtnis und Pausen – denn man muss auch mal Fünfe gerade sein lassen.
“Mama, ich hab‘ dem metabolischen Dingsda heute Urlaub gegeben. Das muss sich doch auch mal erholen, oder?” Ich schmunzele. Sie hat sich für Pizza entschieden, ganz sicher. Wir sind mit der Familie auf dem Weg zu einem ausgedienten Schiff, das nun auf stillgelegten Schienen in Freiluftambiente mit einem lässigen Bewirtungskonzept zum Chillen einlädt. Ofenfrische Pizza ist eine Option, die Schlange oft endlos.
“Wovon redet Nonie?” fragen ihre Schwestern synchron, “metabolisches was, bitte???”. “Naja, davon, dass mein Körper echt schlau ist und sich jahrelang merkt, wenn ich Pizza esse. Und Mama macht nachts, dass er mit der Pizza klarkommt. Das ist halt metabolisch,” erwidert meine Kleine wissend. Ich ergänze: “Metabolisches Gedächtnis, genau,” und gebe ihr ein High Five.
Nonie fährt fort: “Und deshalb hab‘ ich ihm für heute frei gegeben. Dann kann ich Pizza essen und Mama hat trotzdem Ruhe nachts, weil manchmal dauert das halt etwas, bis mein Körper einsieht, dass Pizza das beste Essen der Welt ist.” Wir lachen. Nonie isst strahlend ihre Pizza. Ich mache mir gedanklich eine Notiz, die Werte später bewusst im Blick zu behalten.
Pizza, Poesie und ein freier Tag fürs metabolische Gedächtnis
Abends zu Hause ist alles im grünen Bereich. Prima. Stelle ich mir einen Wecker, um in einer Stunde nochmal nachzuschauen? Nicht nötig, hab‘ ich im Griff. Das Telefon klingelt: “Mein Schatz, Vati hat Corona. Was machen wir jetzt? Ihr wolltet doch übermorgen kommen.” Ich halte kurz inne und antworte: “Das wird wohl dann nichts, doofes Timing leider.” “Aber ich hab‘ doch schon eingekauft und – ach die schöne Käseplatte.”
Die nächste Stunde verbringe ich damit, meiner aufgelösten Mutter in blumigen Worten schmackhaft zu machen, dass Käse auch zu zweit super ist. Dann besprechen wir, was alles bis zu einem neuen Anlauf in der Tiefkühltruhe überleben kann, in dem Wissen, dass da auch noch Schätze aus dem letzten Jahrtausend schlummern.”
An den Blutzucker denke ich nicht mehr, die Wecker-Option hatte ich ja in gnadenloser Selbstüberschätzung abgewählt. Den Alarm der App stelle ich manchmal auch aus, wenn ich eh in dem Moment nichts ändern kann. Mein Hirn brummt nach dem Telefonat und eigentlich will ich nur noch ins Bett.
Käseplatte, Kurvenchaos und ein bisschen Quality Time
Plötzlich durchfährt es mich wie ein Blitz: “Oh nein, die Werte,” und ich sehe die Kurve mit Doppelpfeil nach oben. “Mist!” Ärgern hilft jetzt auch nichts. Die neue Pumpe denkt zum Glück mit, aber gegen Pizza kommt auch sie nur schwer allein an. Ich gebe ihr Rückenwind und spritze etwas Insulin.
Wie war das mit dem Urlaub fürs metabolische Gedächtnis? Der Gedanke zaubert mir trotz der späten Stunde ein Lächeln ins Gesicht. Echt einfallsreich, meine Kleine. Da fällt mir das alles gleich viel leichter. Und ein weiterer Gedanke gesellt sich hinzu: Immer, wenn ich aktiv werde, schenke ich meiner kleinen Maus im späteren Leben vielleicht etwas Quality Time. Und diese Momente addieren sich. Womöglich lächelt sie in einem dieser Momente zurück, wenn ihr ihre geniale metabolische Urlaubsidee wieder ins Gedächtnis kommt, wer weiß…

Die elfjährige Nonie hat seit 2019 Typ-1-Diabetes. Ihre Mama Maren Sturny und sie meistern den Alltag als Team. Nonie lernt viel über ihren Diabetes und zieht auch gerne einmal ihre eigenen Schlussfolgerungen. Hin und wieder lässt sie Freunde oder die Familie an ihren Erkenntnissen teilhaben.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (4) Seite 30
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