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Ein Theaterbesuch, ein Tag im Zoo oder eine Radltour: Alle Aktivitäten wirken sich anders auf den Blutzuckerverlauf unserer Tochter aus. Deshalb legen wir als Entscheidungskriterien auch immer die zwei Fakten zugrunde: „Um was für eine Art Ausflug handelt es sich, und von wem wird unsere Tochter dort betreut?“
Bis dato konnte unsere Tochter alle Wandertage oder Ausflüge alleine meistern. Und das, obwohl unsere Schule nicht unbedingt ein Vorzeigebeispiel im Umgang mit der Krankheit ist. Aber es war immer selbstverständlich für die Lehrer, dass Leonie an allen Aktivitäten der Schule teilnimmt.
Dennoch überlegen wir jedes Mal aufs Neue, ob es die richtige Entscheidung ist, sie alleine losziehen zu lassen. Und ehrlich gesagt ist mir nicht immer sehr wohl dabei. Viel zu viele negative Gedanken gehen mir dabei immer wieder durch den Kopf. Ich muss wirklich jedes Mal über meinen eigenen Schatten springen. Doch für die Akzeptanz und die Selbstständigkeit im Umgang mit der Krankheit sind diese Ausflüge für unsere Tochter immens wichtig.
Und da wir privat auch gerne die verschiedensten Ausflüge unternehmen, wissen wir mittlerweile ganz gut, wie Leonie in den verschiedenen Situationen reagiert, und können schon im Vorfeld des Ausflugs entsprechende Vorsichtsmaßnahmen (wie temporäre Absenkung der Basalrate, weniger Frühstücksbolus etc.) ergreifen.
Der erste richtige Schulausflug beinhaltete dann auch schon eine längere Wanderung. Wir haben deshalb gleich am Morgen die temporäre Basalrate ihrer Insulinpumpe herabgesetzt und jede Menge Hypohelfer, ein Handy und vieles mehr in ihren Rucksack gepackt. Aber – wie sollte es anders sein – passiert an so einem Tag doch immer etwas, mit dem man nicht rechnet. Leonies Lehrerin rief mich ganz aufgeregt bei der Arbeit an. Leonies Messgerät wäre kaputt und sie fragte, was sie jetzt machen sollten. Nun, so auf die Schnelle war erstmal guter Rat teuer und da ich länger gebraucht hätte, Leonie am Ausflugsort abzuholen, als dass sie dann sowieso zu Hause war, haben wir uns dazu entschlossen, Leonie „auf gut Glück“ Süßes essen zu lassen, wenn sie sich nicht gut fühlt. So richtig wohl war mir dabei nicht und ich war natürlich wahnsinnig erleichtert, als ich meine Tochter wieder gesund und munter vom Bus abholen konnte. Ihr Blutzuckerwert lag da dann bei 180 mg/dl (10,0 mmol/l), für mich noch im akzeptablen Rahmen, wenn ich bedenke, was sie alles so ohne Bolus gegessen hat. Seitdem hat Leonie immer ein zweites Messgerät mit dabei.
Die wohl bisher schwerste Entscheidung: Sollen wir Leonie alleine an der Radlabschlusstour der Schulkindbetreuung teilnehmen lassen? Ehrlich gesagt, war ich mir da bis zum Schluss nicht sicher. Vier Stunden Tour mit Pause am See. Das ist schon eine besondere Herausforderung für Kind und Betreuer. Was schlussendlich zu der positiven Entscheidung beigetragen hat, war die Tatsache, dass der Ausflug vom geschulten Erzieherteam der Mittagsbetreuung durchgeführt wurde. Ich konnte mir sicher sein, dass die Betreuer sich an unsere Vorsichtsmaßnahmen halten und jederzeit die richtige Entscheidung treffen werden. Und die richtigen Entscheidungen wurden getroffen. So gab es vor der Fahrt nach Hause für alle Kinder ein Eis. Dieses Eis durfte Leonie dann ohne Bolus essen, was in diesem Fall genau die richtige Entscheidung war. Leonie kam nach einer Stunde Rückfahrt mit einem Blutzuckerwert von 80 mg/dl (4,4 mmol/l) zu Hause an.
Wie schon geschrieben, ist unsere Schule kein Paradebeispiel im Umgang mit dem Diabetes. Dennoch stand es nie zur Debatte, ob Leonie an Ausflügen teilnehmen darf oder nicht, oder nur in Begleitung. Denn wenn sich Lehrer und Kinder an ein paar kleine Regeln halten, ist jeder Schulausflug oder Wandertag machbar. Meist gehört nicht viel dazu. Oft müssen die Lehrer die Kinder einfach ans Blutzuckermessen erinnern und wissen, wie sie eine Unterzuckerung schnell beheben können. Viele Unsicherheiten können in Gesprächen mit den Eltern ausgeräumt werden. Und nach einem tollen Ausflug gehen sowohl die Lehrer als auch die Kinder wieder etwas gestärkter und selbstsicherer nach Hause.
– Messgerät und Steckhilfe in zweifacher Ausfertigung
– Batterien und Ersatzkatheter
– Notfallbox mit schnellen und langsamen KE/BE
– Bananen und Kekse (natürlich mit den KE-Angaben versehen)
– Wasser und Brotzeit (auch hier beschriftet)
– Handy mit allen wichtigen Notfallnummern
– Infozettel mit allen wichtigen Informationen für den Notfall
Mit diesen Sachen sind wir (meist) sehr gut ausgestattet für einen Schulausflug. Natürlich kann immer etwas Unerwartetes geschehen, doch ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dann auch dieses meistern werden.
Was gebt Ihr Euren Kids mit auf einen Schulausflug? Welche Erfahrungen konntet Ihr sammeln? Wir freuen uns auf Eure Berichte und Kommentare.
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