Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Zehn Jahre mit Diabetes

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Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Zehn Jahre mit Diabetes

In der Kolumne „Brief an Nadine“ blickt Kathy auf die zehn Jahre zurück, in denen ihre Tochter mit Typ-1-Diabetes lebt: von Nächten voller Fingerpiks ohne Sensor bis zu wachsender Eigenverantwortung von Leonie.

Liebe Nadine,

heute blicke ich zurück. Zurück auf zehn Jahre (Kinder-)Leben mit Typ-1-Diabetes. Leonie war bei der Diagnose fünf Jahre alt, ein Kindergartenkind, das von einer Sekunde auf die andere mit einer chronischen Erkrankung leben musste. Von nun an bestimmten Blutzuckerwerte, Bolus-Berechnungen, Essen abwiegen und vieles mehr einen großen Teil ihres Alltags. Und der Anfang war wahrlich nicht einfach.

Im Gegensatz zu heute hatten wir noch keinen Sensor zur Verfügung und so mussten wir alle zwei Stunden ihren Blutzucker per Pieks kontrollieren. Manchmal bis zu 15 Mal am Tag und in der Nacht. Die Nächte waren oft unruhig und an Schlaf war an manchen Tagen kaum zu denken. Doch irgendwie haben wir es geschafft und heute nach zehn Jahren unterstützt uns die Technik und macht das Leben auf so viele Weisen für uns einfacher.

Nadine, wenn ich an die Zeit vor zehn Jahren denke, dann denke ich auch daran zurück, wie viele Ängste und Sorgen ich in der Anfangszeit hatte. Wie wird sich alles entwickeln? Wird mein Kind normal aufwachsen können? Wie viele Steine werden uns in den Weg gelegt und wird es irgendwann mal einfacher, mit allem zurechtzukommen? Heute kann ich dir sagen: ja, es wird besser. Nicht alle Ängste und Sorgen verschwinden ganz, doch wir haben gelernt, mit der Erkrankung zu leben und sie nicht immer in den Mittelpunkt zu stellen.

Kolumne „Brief an Nadine“

Die 14-jährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.

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Und wenn ich Leonie so ansehe, hat sie sich in den letzten Jahren zu einem ganz tollen Teenager entwickelt. Sie kümmert sich schon um so viele Dinge selbstständig. Wechselt ihre Insulinpumpe, ihre Sensoren selbst und weiß, wie sie in vielen Situationen am besten zurechtkommt. Es läuft nicht immer alles perfekt, das erwarten wir auch gar nicht von ihr.

Doch wir haben gelernt, loszulassen und ihr immer mehr Eigenverantwortung im Umgang mit dem Diabetes zu geben. Es fällt nicht immer leicht, schließlich kann man als Eltern nicht aus seiner Haut, doch wenn man sich etwas zurücknimmt, dann wird das. Unsere Tochter hat es uns in den letzten zehn Jahren immer wieder gezeigt.

Zehn Jahre Diabetes, Nadine, das sind viele Höhen und Tiefen, doch die Jahre haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Wir sind unglaublich stolz auf Leonie, darauf, wie sie alles regelt und ihre Krankheit in den Jahren nicht lieben, aber akzeptieren gelernt hat.

Viele Grüße und bis bald
Kathy und Leonie


von Kathy Dalinger

Avatar von kathy-dalinger

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (3) Seite 30

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  • cesta postete ein Update vor 1 Tag, 16 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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