Power-Staubsaugen und mediterrane Küche: neue Empfehlungen für Bewegung und Ernährung bei Diabetes

2 Minuten

Power-Staubsauging und mediterrane Küche - Neue Empfehlungen für Ernährung und Bewegung
Foto: GettyImages – demaerre
Power-Staubsaugen und mediterrane Küche: neue Empfehlungen für Bewegung und Ernährung bei Diabetes

In der kürzlich veröffentlichten, neuen Empfehlungen zum Thema Ernährung bei Diabetes der europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) geht es nicht nur allein um aufs Essen bezogene Ratschläge – auch auf das Thema Bewegung wird intensiv eingegangen. So empfehlen die EASD-Expertinnen und Experten bspw., mehrmals am Tag kurz „mit Volldampf“ und vor allem mit Spaß in Bewegung zu sein.

Rund 15 Jahre lang hatte die bisherige Version Bestand, nun wurden im Frühjahr dieses Jahres die evidenzbasierten europäischen Ernährungsempfehlungen überarbeitet und aktualisiert. Erstellt wurde diese Behandlungsleitlinie von der „Diabetes Nutrition Study Group“ der europäischen Diabetes-Gesellschaft (European Association for the Study of Diabetes; EASD). Im Vortrag „Ernährungs- und Bewegungsstrategien neu gedacht“ im Rahmen des diesjährigen Diabetes Kongresses, hat Professor Dr. Andreas Pfeiffer von der Berliner Charité die wichtigsten Inhalte der Empfehlungen vorgestellt. Beispielsweise die Erkenntnisse der DiRECT-Studie zum Nutzen einer nachhaltigen Gewichtsabnahme von mindestens 10 bis 15 Prozent des Ausgangsgewichts bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und Übergewicht oder Adipositas ohne Insulinbehandlung, durch die sogar eine Remission der Stoffwechselerkrankung erreicht werden kann (wir berichteten).

Empfehlungen zur Ernährung bei Diabetes: Darauf kommt es beim Gewichtsmanagement an

Auch zum Thema Formula-Diäten, bei denen Mahlzeiten durch spezielle Drinks ersetzt werden, wusste Prof. Pfeiffer aus den neuen Empfehlungen zu berichten. Wobei er dazu gleich eingangs einschränkend anmerkte: „In Deutschland ist der Einsatz von Formula-Diäten eher verpönt.“ Die aktuelle europäische Leitlinie empfiehlt jedoch den Einsatz niedrig-kalorischen Diätprodukte unter professioneller Beratung und Betreuung ganz explizit – entweder temporär als kompletten Mahlzeitenersatz oder über längere Zeit, indem ein bis zwei Mahlzeiten pro Tag ersetzt werden. Für eine langfristige Gewichtstabilisierung wird auch der Ersatz von einer täglichen Mahlzeit oder von drei bis sechs Mahlzeiten pro Woche als sinnvoll erachtet.

Bezüglich der adäquaten Ernährung für das Gewichtsmanagement im Alltag gibt das neue Empfehlungspapier für Menschen mit Diabetes ebenfalls Antworten: Bei Kohlenhydraten kommt es nicht so genau auf die Menge an, sofern die Empfehlungen im Hinblick auf Ballaststoffe, Zucker, gesättigte Fette und Protein erfüllt werden. Sowohl von besonders kohlen­hydratreichen als auch von ketogenen Ernährungsformen rät Prof. Pfeiffer ab, denn beide Extreme konnten in Studien mit einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht werden. Daneben plädiert er dafür, dass Menschen mit Diabetes lieber zu kompletten Ernährungsmustern bzw. nahrungsmittelbezogenen Empfehlungen berücksichtigen – z.B. die besonders gut untersuchte mediterrane Ernährungsweise. Lebensmittel sollten möglichst wenig verarbeitet sein; der Konsum von Obstsäften, Limonaden, Süßigkeiten, Weißbrot und Fleisch sollte minimiert werden.

Spaß ist ein wichtiger Faktor: Mit Freude an der Bewegung fällt die Umsetzung leichter

Aber nicht nur die Ernährung wird in den EASD-Leitlinien berücksichtigt, auch Empfehlungen zum Bewegungsverhalten haben darin Eingang gefunden. Denn Bewegung jeglicher Art wirkt sich positiv auf Glukosestoffwechsel und andere diabetesbezogene Einflussgrößen aus. Die höchste Wirksamkeit bei der Verbesserung des HbA1c-Wertes zeige überwachtes Ausdauertraining kombiniert mit Widerstandstraining. Doch es gelte, die individuellen Präferenzen he­rauszufinden. Denn ob E-Bike oder normales Fahrrad, Wandern, Exergaming an der Spielkonsole oder Treppensteigen – ohne Freude an der Bewegung hat die „Powerpille Sport“ ein Umsetzungsproblem, betonte Prof. Dr. Christian Brinkmann von der Deutschen Sporthochschule Köln, bei der Veranstaltung auf dem Diabetes Kongress.

Effektive Trainingsmethoden stünden immer im Spannungsfeld von Machbarkeit und Akzeptanz. Anstatt von „Sport“ solle besser von „Bewegung“ gesprochen und die Bedeutung von Alltagsaktivitäten betont werden. Für Lacher sorgten Prof. Brinkmanns Worte, es sei „gut, sich um anstrengende Hausarbeit zu reißen“. Dieser Tipp beruht auf einer langjährigen Studie mit mehr als 25.000 Personen: Bereits drei Phasen pro Tag mit mindestens einer Minute Anstrengung führten zu einer deutlichen Senkung des Sterberisikos. Dazu zählten alltägliche Aktivitäten wie „Power-Staubsaugen“ oder das Tragen eines schweren Einkaufskorbs.



von Gregor Hess und Dr. Karin Kreuel

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Weihnachtsplätzchen: Süßes Backen mit weniger Kohlenhydraten

Endlich ist wieder Zeit für Weihnachts­plätzchen! Nur womit süßt man am besten? Das Angebot an Süßungsmitteln ist immens und umfasst sowohl Varianten mit als auch ohne blutzucker­wirksame Kohlenhydrate.
Weihnachtsplätzchen: Süßes Backen mit weniger Kohlenhydraten | Foto: michagehtraus - stock.adobe.com / Generiert mit KI

4 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast: Thomas-Fuchsberger-Preis-Gewinner Heiko Scharfenort über seine App WETID zur KH-Berechnung

Heiko Scharfenort wurde mit dem Thomas-Fuchsberger-Preis 2025 ausgezeichnet. Im Diabetes-Anker-Podcast berichtet er, wie er aufgrund der Diabetes-Erkrankung seines Sohnes die App WETID entwickelt hat, die Menschen mit Diabetes hilft, den Kohlenhydratgehalt von Lebensmitteln einfach zu berechnen.
Diabetes-Anker-Podcast: Thomas-Fuchsberger-Preis-Gewinner Heiko Scharfenort über seine App WETID zur KH-Berechnung | Foto: Dirk Deckbar / MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 1 Woche

      @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • mayhe antwortete vor 1 Woche

      @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • mayhe antwortete vor 1 Woche

      @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

Verbände