Backen mit Zuckeralternativen

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Backen mit Zuckeralternativen

Seit Dezember 2011 ist Stevia europaweit zugelassen. Viel hat sich seitdem auf dem Lebensmittelmarkt getan: Ob Lakritz, Konfitüre, Cola, Tee oder Milchprodukte – beim Blick auf die Zutatenliste ist Stevia als Süßungsmittel oft mit dabei. Weit weniger Produkte gibt es mit dem Zuckeralkohol Erythrit. Beide sind aber zum kalorien- und kohlenhydratfreien Backen bestens geeignet. Vorausgesetzt, man beachtet ihre spezifischen Eigenschaften.

“Ich habe mal mit Stevia gebacken, das hat seltsam geschmeckt.”

“Stevia hat so einen starken Eigengeschmack, etwas metallisch und wie Lakritz. Das hat im Kuchen nicht gepasst.”

“Da habe ich mir extra eine Dose Stevia gekauft, weil ich dachte, dass man damit gut backen kann. Doch das hat uns gar nicht gefallen.”

Solche Kommentare gab es auf der diabetestour in Nürnberg, wenn es um den recht neuen Süßstoff geht. Kommen Ihnen solche Aussagen bekannt vor, wenn Sie an Stevia denken? Wird Stevia (in der Zutatenliste als Steviolglykoside oder E 960 aufgelistet) wohldosiert eingesetzt oder zum Beispiel mit anderen Zuckeralternativen kombiniert, ist es ein wunderbarer Süßstoff für Plätzchen, Kuchen und Torten – ohne unangenehmen Nachgeschmack.

Nicht jedes Steviaprodukt süßt gleich. Deshalb ist es wichtig, vor dem Verarbeiten auf die Dosierung zu achten, welche auf der Verpackung angegeben ist. Was steht in der Zutatenliste? Wichtig:

Stevia: unbedingt richtig dosieren!

Handelt es sich um Stevia kombiniert mit dem geschmacksneutralen Kohlenhydrat Maltodextrin? Ist es eine Kombination aus Stevia und Zucker oder Stevia und Erythrit/Erythritol? Ohne Zugaben von Zucker oder Erythritol ist es 200- bis 300-mal süßer als herkömmlicher Zucker.

Nur leider schmeckt man das nicht sofort. Denn Stevias Süßkraft entwickelt sich langsam im Mund, vergleichbar mit einem guten Wein, dessen Geschmacksnuancen auch nicht alle auf einmal zu schmecken sind. Deshalb gilt beim Backen: besser erst etwas weniger vom weißen Pulver nehmen und den Teig vor dem Backen oder Ausrollen abschmecken und falls nötig nachsüßen.

Mit Gewürzen gegen den Nachgeschmack

Wer sein Gebäck komplett mit Stevia süßen möchte, kombiniert es am besten mit Gewürzen wie Zimt, Anis, Ingwer, Kardamom, Lebkuchen- und Spekulatiusgewürz oder Nüssen jeder Art. In dieser Mischung ist der erwähnte Nachgeschmack nicht so prägnant.

Wer Teige mit Stevia ohne Gewürze backt, muss etwas Nachgeschmack in Kauf nehmen. Kuchen und Gebäck mit Stevia als alleinige Süße bräunen langsamer als in Kombination mit Zucker oder Erythritol. Deshalb eignet sich reines Stevia nicht zum Karamellisieren und zur Herstellung von Krokant.

Im Vergleich zu anderen Süßstoffen wie Saccharin und Cyclamat werden bei alleiniger Süße mit Stevia Plätzchen zart und mürbe, aber nicht zu trocken. Es ist hitzestabil bis 200 °C und verliert dabei nicht an Süßkraft. Allerdings ist es als alleinige Süße für Teige mit Volumen wie Biskuitteig weniger geeignet. Mürbe-, Hefe-, Rühr- und Quark-Öl-Teig sind mit Stevia problemlos machbar.

Stevia mit Zucker oder Flüssigsüßstoff

Völlig ohne typischen Nachgeschmack klappt Backen als Mischung mit Zucker, Erythritol oder anderen Süßstoffen. Praktisch ist eine fertige Mischung aus Stevia und Zucker, die es in großen Supermärkten zu kaufen gibt (siehe Tabelle Zuckeralternativen auf Seite 84). Wer Zucker mit Stevia selbst mischen will, kann zum Beispiel 100 g Zucker in den Teig geben und die restliche Süße über Stevia ausgleichen.

Diabetes-Journal-Rezepte müssen Sie nicht extra umrechnen, denn die genauen Mengen sind in der Zutatenliste angegeben. Auch eine Kombination von Steviastreusüße mit Flüssigsüße, auf Basis von Saccharin und Cyclamat, wie sie im Supermarkt erhältlich ist, klappt. Halten Sie sich hier an die Dosierung auf den Verpackungen.

Eine Kombination aus Stevia und Zucker bietet zwar keine komplett energiefreie Süße, jedoch lässt sich im Schnitt die Hälfte der normalen Zuckerkalorien einsparen – besonders geeignet für Teige mit Volumen oder schaumiger Konsistenz wie Biskuit- oder Rührteig. Während des Backens bräunt der Teig bei der Stevia-Zucker-Mischung schneller als bei Verwendung von Stevia und Flüssigsüße. Bewährt hat sich, nach Hälfte der Backzeit Alufolie oder Backpapier auf den Kuchen zu legen, damit der Teig nicht zu dunkel wird.

Erythritol – nicht ganz so süß wie Zucker …

Der universell einsetzbare Zuckeraustauschstoff Erythrit/Erythritol gehört zur Gruppe der Zuckeralkohole. Auch wenn sein Name darauf schließen lässt, ist kein Alkohol darin enthalten. Erythrit ist praktisch einsetzbar wie herkömmlicher Haushaltszucker.

Einzig seine Süßkraft ist niedriger. Um 100 g Zucker im Rezept auszutauschen, kalkuliert man 120 bis 140 g Erythritol. Da es – genau wie Zucker – dem Teig Masse gibt, bleiben Struktur und Geschmack erhalten. Lediglich Karamellisieren lässt sich das reine, weiße Pulver nicht, da es wenig bräunt. Es gibt auch eine pudrige und eine braune Variante, die sich wie Puderzucker und brauner Zucker verwenden lassen.

Zahlreiche granulierte Steviasüßen enthalten als Trägersubstanz Erythritol. Es ist hitzestabil und eignet sich für alle Backteige – ganz gleich, ob Kuchen, Torten oder Plätzchen. Besonders gut harmoniert Erythritol als alleinige Süße in Kuchen und Gebäck, das mit Milchprodukten und/oder Früchten gebacken wird. Denn sein Geschmack ist leicht kühl und frisch.

Stevia in Kombination mit Erythritol

Zahlreiche Streusüßen mit Erythritol enthalten eine kleine Menge an Steviolglykosiden. Je nach Produkt liegt die Süßkraft im Vergleich zu Zucker bei 100 oder 200. Für die Praxis heißt es: Entweder wird die Streusüße im gleichen Verhältnis wie Zucker verwendet oder es ist nur die Hälfte nötig. Gebäck, das mit diesen Mischungen hergestellt wird, hat einen angenehmen Geschmack – ohne lakritzartigen oder bitteren Abgang.

Das Granulat sieht aus wie Zucker und gibt Volumen. Deshalb ist es auch für Biskuitteig oder Baiser und alle herkömmlichen Teige gut geeignet. Wer sich an genaue Dosierungen hält, das passende Produkt verwendet und den Teig vor der Weiterverarbeitung noch einmal abschmeckt, wird sicher gute Erfahrungen mit Stevia und Co machen.


von Kirsten Metternich
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (11) Seite 80-83

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 1 Woche

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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