- Ernährung
Backen mit Zuckeralternativen
4 Minuten
Seit Dezember 2011 ist Stevia europaweit zugelassen. Viel hat sich seitdem auf dem Lebensmittelmarkt getan: Ob Lakritz, Konfitüre, Cola, Tee oder Milchprodukte – beim Blick auf die Zutatenliste ist Stevia als Süßungsmittel oft mit dabei. Weit weniger Produkte gibt es mit dem Zuckeralkohol Erythrit. Beide sind aber zum kalorien- und kohlenhydratfreien Backen bestens geeignet. Vorausgesetzt, man beachtet ihre spezifischen Eigenschaften.
“Ich habe mal mit Stevia gebacken, das hat seltsam geschmeckt.”
“Stevia hat so einen starken Eigengeschmack, etwas metallisch und wie Lakritz. Das hat im Kuchen nicht gepasst.”
“Da habe ich mir extra eine Dose Stevia gekauft, weil ich dachte, dass man damit gut backen kann. Doch das hat uns gar nicht gefallen.”
Solche Kommentare gab es auf der diabetestour in Nürnberg, wenn es um den recht neuen Süßstoff geht. Kommen Ihnen solche Aussagen bekannt vor, wenn Sie an Stevia denken? Wird Stevia (in der Zutatenliste als Steviolglykoside oder E 960 aufgelistet) wohldosiert eingesetzt oder zum Beispiel mit anderen Zuckeralternativen kombiniert, ist es ein wunderbarer Süßstoff für Plätzchen, Kuchen und Torten – ohne unangenehmen Nachgeschmack.
Nicht jedes Steviaprodukt süßt gleich. Deshalb ist es wichtig, vor dem Verarbeiten auf die Dosierung zu achten, welche auf der Verpackung angegeben ist. Was steht in der Zutatenliste? Wichtig:
Stevia: unbedingt richtig dosieren!
Handelt es sich um Stevia kombiniert mit dem geschmacksneutralen Kohlenhydrat Maltodextrin? Ist es eine Kombination aus Stevia und Zucker oder Stevia und Erythrit/Erythritol? Ohne Zugaben von Zucker oder Erythritol ist es 200- bis 300-mal süßer als herkömmlicher Zucker.
Nur leider schmeckt man das nicht sofort. Denn Stevias Süßkraft entwickelt sich langsam im Mund, vergleichbar mit einem guten Wein, dessen Geschmacksnuancen auch nicht alle auf einmal zu schmecken sind. Deshalb gilt beim Backen: besser erst etwas weniger vom weißen Pulver nehmen und den Teig vor dem Backen oder Ausrollen abschmecken und falls nötig nachsüßen.
Mit Gewürzen gegen den Nachgeschmack
Wer sein Gebäck komplett mit Stevia süßen möchte, kombiniert es am besten mit Gewürzen wie Zimt, Anis, Ingwer, Kardamom, Lebkuchen- und Spekulatiusgewürz oder Nüssen jeder Art. In dieser Mischung ist der erwähnte Nachgeschmack nicht so prägnant.
Wer Teige mit Stevia ohne Gewürze backt, muss etwas Nachgeschmack in Kauf nehmen. Kuchen und Gebäck mit Stevia als alleinige Süße bräunen langsamer als in Kombination mit Zucker oder Erythritol. Deshalb eignet sich reines Stevia nicht zum Karamellisieren und zur Herstellung von Krokant.
Im Vergleich zu anderen Süßstoffen wie Saccharin und Cyclamat werden bei alleiniger Süße mit Stevia Plätzchen zart und mürbe, aber nicht zu trocken. Es ist hitzestabil bis 200 °C und verliert dabei nicht an Süßkraft. Allerdings ist es als alleinige Süße für Teige mit Volumen wie Biskuitteig weniger geeignet. Mürbe-, Hefe-, Rühr- und Quark-Öl-Teig sind mit Stevia problemlos machbar.
Stevia mit Zucker oder Flüssigsüßstoff
Völlig ohne typischen Nachgeschmack klappt Backen als Mischung mit Zucker, Erythritol oder anderen Süßstoffen. Praktisch ist eine fertige Mischung aus Stevia und Zucker, die es in großen Supermärkten zu kaufen gibt (siehe Tabelle Zuckeralternativen auf Seite 84). Wer Zucker mit Stevia selbst mischen will, kann zum Beispiel 100 g Zucker in den Teig geben und die restliche Süße über Stevia ausgleichen.
Diabetes-Journal-Rezepte müssen Sie nicht extra umrechnen, denn die genauen Mengen sind in der Zutatenliste angegeben. Auch eine Kombination von Steviastreusüße mit Flüssigsüße, auf Basis von Saccharin und Cyclamat, wie sie im Supermarkt erhältlich ist, klappt. Halten Sie sich hier an die Dosierung auf den Verpackungen.
Eine Kombination aus Stevia und Zucker bietet zwar keine komplett energiefreie Süße, jedoch lässt sich im Schnitt die Hälfte der normalen Zuckerkalorien einsparen – besonders geeignet für Teige mit Volumen oder schaumiger Konsistenz wie Biskuit- oder Rührteig. Während des Backens bräunt der Teig bei der Stevia-Zucker-Mischung schneller als bei Verwendung von Stevia und Flüssigsüße. Bewährt hat sich, nach Hälfte der Backzeit Alufolie oder Backpapier auf den Kuchen zu legen, damit der Teig nicht zu dunkel wird.
Erythritol – nicht ganz so süß wie Zucker …
Der universell einsetzbare Zuckeraustauschstoff Erythrit/Erythritol gehört zur Gruppe der Zuckeralkohole. Auch wenn sein Name darauf schließen lässt, ist kein Alkohol darin enthalten. Erythrit ist praktisch einsetzbar wie herkömmlicher Haushaltszucker.
Einzig seine Süßkraft ist niedriger. Um 100 g Zucker im Rezept auszutauschen, kalkuliert man 120 bis 140 g Erythritol. Da es – genau wie Zucker – dem Teig Masse gibt, bleiben Struktur und Geschmack erhalten. Lediglich Karamellisieren lässt sich das reine, weiße Pulver nicht, da es wenig bräunt. Es gibt auch eine pudrige und eine braune Variante, die sich wie Puderzucker und brauner Zucker verwenden lassen.
Zahlreiche granulierte Steviasüßen enthalten als Trägersubstanz Erythritol. Es ist hitzestabil und eignet sich für alle Backteige – ganz gleich, ob Kuchen, Torten oder Plätzchen. Besonders gut harmoniert Erythritol als alleinige Süße in Kuchen und Gebäck, das mit Milchprodukten und/oder Früchten gebacken wird. Denn sein Geschmack ist leicht kühl und frisch.
Stevia in Kombination mit Erythritol
Zahlreiche Streusüßen mit Erythritol enthalten eine kleine Menge an Steviolglykosiden. Je nach Produkt liegt die Süßkraft im Vergleich zu Zucker bei 100 oder 200. Für die Praxis heißt es: Entweder wird die Streusüße im gleichen Verhältnis wie Zucker verwendet oder es ist nur die Hälfte nötig. Gebäck, das mit diesen Mischungen hergestellt wird, hat einen angenehmen Geschmack – ohne lakritzartigen oder bitteren Abgang.
Das Granulat sieht aus wie Zucker und gibt Volumen. Deshalb ist es auch für Biskuitteig oder Baiser und alle herkömmlichen Teige gut geeignet. Wer sich an genaue Dosierungen hält, das passende Produkt verwendet und den Teig vor der Weiterverarbeitung noch einmal abschmeckt, wird sicher gute Erfahrungen mit Stevia und Co machen.
von Kirsten Metternich
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (11) Seite 80-83
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bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 2 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 22 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).