Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreien

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© Robert Kneschke - Fotolia
Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreien

Die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und weitere an der Social-Awareness-Kampagne #SagEsLaut teilnehmenden Organisationen fordern eine Mehrwertsteuerbefreiung auf Obst und Gemüse, damit sich die 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes und alle an Prävention von chronischen Erkrankungen Interessierte in Deutschland ihre gesunde Ernährung leisten können.

Hohe Inflationsrate macht gesunde Ernährung teuer

Hintergrund dieser Forderung ist die aktuelle hohe Inflationsrate und die damit einhergehende Preissteigerung. Wie DiabetesDE in einer Pressemitteilung berichtet, waren die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte im November 2021 um 20,8 Prozent höher als im November 2020. Dies ist der Pressemeldung zufolge die höchste Preissteigerung gegenüber einem Vorjahresmonat seit Juli 2011. Gegenüber Oktober 2021 stiegen die Preise um 4,1 Prozent. Vor allem die Preise für pflanzliche Erzeugnisse haben sich erhöht. Sie lagen im November 2021 um 29,4 Prozent höher als im November 2020. Die gemeinnützige Gesundheitsorganisation bezieht sich hierbei auf die Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) [1].

Fleischfreie und pflanzliche Lebensmittel können die Gesundheit fördern

Für Menschen mit Diabetes, allen voran Menschen mit Typ-2-Diabetes, die gerade dabei sind, ihre Ernährung gesünder zu gestalten, ist der aktuelle Preisanstieg von Obst und Gemüse nicht förderlich. Insgesamt wird dieser Bevölkerungsgruppe empfohlen, mehr pflanzliche und weniger Produkte vom Tier zu essen, erklärt DiabetesDE.

„Für Menschen mit Diabetes kann ein Plus an fleischfreien und pflanzlichen Lebensmitteln ein echter Bonus für die Gesundheit sein“, sagt Prof. Dr. Diana Rubin vom Vivantes Klinikum in Berlin, Vorsitzende des Ausschusses Ernährung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), und ergänzt: „Wir wissen mittlerweile, dass eine Ernährungsform, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist, vor zahlreichen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Bei vielen Menschen mit Typ-2-Diabetes spielt vorhandenes Übergewicht eine zentrale Rolle. Werden zum Beispiel bewusst mehr Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte oder Vollkornprodukte gegessen, nimmt man damit automatisch weniger Kalorien auf als beispielsweise im Vergleich zu verarbeitetem und fettreichem Fleisch. Sie sättigen auch deutlich besser als Fleisch und Wurst, die zudem das Risiko für erhöhte Blutdruck- und Blutfettspiegelwerte beinhalten. Für einen gemäßigten Blutzuckerverlauf bieten sich stärkeärmere Gemüse- und Obstsorten wie Tomaten, Gurken, Paprika, Zitrusfrüchte oder Beerenobst ideal an.“

Preissteigerung für Obst und Gemüse kann eine hohe Hürde sein

Die hohe Preissteigerung bei Obst und Gemüse kann für Menschen mit Diabetes eine hohe Hürde sein. Andreas Wartha (57) aus Düsseldorf hat seit seiner Diagnose Typ-2-Diabetes vor drei Jahren radikal seine Ernährung umgestellt, viel Obst und Gemüse in seine Mahlzeiten integriert und so 35 Kilogramm abgenommen. Dadurch kann er seine Erkrankung momentan ohne Medikamente managen, so die Meldung von DiabetesDE.

„Ich muss mir diese Ernährungsform aber auch leisten können. Mittlerweile fahre ich einmal pro Woche über die polnische Grenze, wenn ich meine Mutter am Stettiner Haff besuche, um mich dort kiloweise mit Obst und Gemüse einzudecken. Das macht mich wütend. Uns Menschen mit Typ-2-Diabetes werden hier unnötig Steine in den Weg gelegt. Ich bin ganz klar dafür, Obst und Gemüse komplett von der Mehrwertsteuer zu befreien.“

Andreas Wartha, der als Influencer auf Instagram (@der_diabetes_experte) mehrere Tausend Follower hat, beteiligt sich daher derzeit an der Social Media-Awareness-Kampagne #SagEsLaut auf YouTube, Facebook und Instagram, in der er auf die Bedürfnisse der Menschen mit Typ-2-Diabetes aufmerksam macht, heißt es in der Pressemeldung weiter.

Gesunde Lebensmittel sollten steuerfrei werden

Nach eigenen Angaben fordert diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe seit 2017 zusammen mit der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) die gesunde Mehrwertsteuer. Dabei sollen gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse steuerfrei werden, normale Lebensmittel wie Nudeln, Milch oder Fleisch mit sieben Prozent und Produkte mit viel zugesetztem Zucker, Salz oder Fett wie Fertiggerichte, Chips oder Süßigkeiten mit 19 Prozent besteuert werden. Zusätzlich sollte der Steuersatz für die besonders gesundheitsschädlichen Softdrinks wie Cola oder Limo von 19 Prozent auf 29 Prozent erhöht werden.

„Süßgetränke spielen eine ganz entscheidende Rolle bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes und Adipositas. Daher ist es bedauerlich, dass die Ampel-Koalition im allerletzten Moment einen Rücktritt von ihrem Vorhaben zur Einführung einer Zuckersteuer gemacht hat“, kommentiert Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und ergänzt: „Wir kennen viele Menschen mit Diabetes wie Andreas Wartha, die sich derzeit eine gesunde Ernährung schlichtweg nicht leisten können. Obst und Gemüse dürfen keine Luxusgüter sein, die Mehrwertsteuer sollte dringend auf null Prozent gesenkt werden. Und die EU hat gerade mit der Änderung der EU-Mehrwertsteuer-Rahmenrichtlinie den Weg dafür frei gemacht, einen ermäßigten Steuersatz von unter fünf Prozent anzuwenden. Es kommt also auf den Willen der Ampelregierung an.“ [2]

Weitere Informationen zur Digitalen Allianz Typ 2 und der Awareness-Kampagne finden Interessierte unter:

Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe | Redaktion

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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