Vegane Ernährung und Diabetes?

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Vegane Ernährung und Diabetes?

Vegane Ernährung und Diabetes? Geht das denn überhaupt?

Diese Frage wird mir tatsächlich oft gestellt. Und bevor ich weiter ins Detail gehe, möchte ich die Frage kurz und knapp beantworten: Natürlich geht das. Warum auch nicht? Ich denke, dass die Frage vor allem implizieren soll, dass eine vegane Ernährung nicht gesund sei. In diesem Artikel möchte ich über Vorurteile aufklären und oft gestellte Fragen beantworten.

Vor 4 Jahren habe ich mich dazu entschlossen, vegan zu leben. Auslöser war unter anderem der Film „Earthlings“. Andere interessante Filme sind zum Beispiel „Gabel statt Skalpell“ und „What the Health“. Letzteren kann man auch bei Netflix und Amazon Prime Video anschauen. In diesem Beitrag soll es jedoch nicht darum gehen, warum ich vegan lebe und es für eine der besten Entscheidungen meines Lebens halte. Auch möchte ich mit diesem Beitrag niemanden überzeugen, vegan zu leben. Wer sich für das Thema interessiert, findet in den Weiten des Internets sicher genügend passende Literatur. Natürlich dürft ihr mich aber gern auch privat anschreiben, wenn es noch weitere Fragen gibt.

Vegan mit Diabetes – kein Problem! / Quelle: Lea Raak

Die erste Frage, die mir oft gestellt wird, dreht sich um meine Gesundheit mit der veganen Ernährung.

Fühle ich mich fitter, seitdem ich mich vegan ernähre? Habe ich mehr Energie?

Bevor ich vegan geworden bin, hatte ich oft Bauchschmerzen oder ein unangenehmes Völlegefühl nach dem Essen. Ich habe mich nach einer Mahlzeit oft schlapp gefühlt. Milch- oder sehr fettige Produkte habe ich nicht gut vertragen.
Mit der Umstellung zur veganen Ernährung habe ich auch versucht, nicht mehr so „schwere“ Sachen zu mir zu nehmen. Natürlich esse ich auch öfter mal Burger und Pizza, aber es muss ein gesundes Maß haben. Weiterhin esse ich eher kleinere Hauptmahlzeiten und Snacks über den Tag verteilt als viel auf einmal.
Seitdem ich so esse, kann ich auf jeden Fall sagen, dass mein Energielevel höher ist und ich mich wacher und kraftvoller fühle. Ich denke, dass das nicht nur an der veganen Ernährung liegt, sondern an der gesamten Umstellung hin zu einer sehr bewussten Nahrungsaufnahme. Eine ausgewogene Ernährung ist natürlicherweise gesünder.

Wie reagiert dein Blutzucker auf die vegane Ernährung? Ist dein HbA1c besser geworden?

Die vegane Ernährung wird als kohlenhydratreicher angesehen, dennoch kann ich sagen, dass meine Werte stabiler geworden sind und die Verläufe meiner Blutzuckerkurven meistens nicht mehr aussehen wie eine abenteuerliche Achterbahnfahrt. Mein HbA1c hat sich nicht großartig verändert, ich schwanke zwischen 6,8% und 7,4% hin und her, je nachdem, wie stressig die letzten drei Monate eben waren.

Wie sieht es mit der Gesundheit aus? Hast du schlechtere Blutwerte als vorher?

Meine Blutwerte sind immer sehr gut. Ich habe keine Mängel. Zusätzlich nehme ich nur Vitamin B12 zu mir, welches der Mensch bei einer nicht-veganen Ernährung aus tierischen Produkten erhält. Tatsächlich enthalten auch einige Algenarten Vitamin B12, aber in den Genuss kommt man wohl nicht regelmäßig genug.

Mir wird außerdem oft gesagt, dass eine vegane Ernährung kohlenhydratreicher sei und daher schlecht für den Blutzucker. Meine Mahlzeiten enthalten oft Kartoffeln, Getreide, Nudeln oder Reis – aber auch eine große Portion an Gemüse oder Nüssen, für die ich nichts berechnen muss. Zudem halte ich immer einen Spritz-Ess-Abstand ein und fahre damit sehr gut.
Oft wird auch behauptet, dass man als Veganer nicht genügend Proteine bekomme – dem kann ich widersprechen. Davon abgesehen, dass der tägliche Proteinbedarf eines Menschen nicht besonders hoch liegt, ist zum Beispiel Tofu eine gute Proteinquelle.

Was würdest du jemandem raten, der seine Ernährung vegan umstellen möchte?

Zuallererst sollte die Umstellung kein Zwang sein. Es geht nicht darum, sich etwas zu verbieten und Dinge nicht mehr essen zu dürfen. In einer veganen Ernährung darf man alles essen, worauf man Lust hast. Man kann auch fast alles „veganisieren“. Wenn mir Leute von tierischen Produkten vorschwärmen und dann sagen: „Aber ach ja, das darfst du ja nicht essen!“, entgegne ich immer, dass ich alles essen darf, es aber nicht möchte. Es ist kein selbstauferlegtes Verbot, sondern meine freie Entscheidung. Das heißt auch, dass man in der Anfangszeit Ausnahmen machen darf und sich nicht schlecht dafür fühlen sollte. Eine Umstellung dauert einfach etwas, und es kann am Anfang schwer sein, wenn man sich noch nicht gut auskennt. Das ist wie mit dem Diabetes. Nach einer Eingewöhnungsphase klappt es immer besser und irgendwann ist man Profi im Messen und Spritzen. Genauso ist das mit der veganen Ernährung.

Das Internet macht alles etwas einfacher – es gibt viele Artikel zum Thema “Vegan im Supermarkt”, einfache vegane Rezepte oder Projekte wie die Vegan Taste Week der Albert Schweitzer Stiftung, bei der man eine Woche lange vegane Rezepte und Ernährungstipps per E-Mail-Verteiler erhält. Um eine ausgewogene und gesunde vegane Ernährung zu sich zu nehmen, sollte man sich am Anfang etwas einlesen. Dafür empfehle ich das kostenlose E-Book  Vegan Klischee Ade von Niko Rittenauer.


Wer mal ein veganes Rezept ausprobieren möchte, wird hier fündig:

Alle drei Rezepte stammen von Stefanie Hertel. Hier könnt ihr nachlesen, wie Stefanies erste vegane Woche verlaufen ist. Außerdem hat sie noch viele Tipps parat, wie sich Einsteiger an die vegane Ernährung herantasten können. 

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  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 5 Tagen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • mayhe antwortete vor 4 Tagen

      Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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