Viele Mythen zu Süß-Alternativen

3 Minuten

Viele Mythen zu Süß-Alternativen

Süßstoffe begleiten viele Menschen mit Diabetes, da sie den Blutzucker nicht ansteigen lassen und keine Kalorien haben. Allerdings werden sie teils kontrovers diskutiert. Schaden sie der Gesundheit? Gibt es eine Begrenzung der Menge? Welcher der vielen Süßstoffe ist der beste? Wir klären auf, damit Sie wissen, was von den kalorienfreien Süßmachern zu halten ist.

Die Verunsicherung beginnt meistens schon damit, Süßstoffe und Zucker-Austauschstoffe zu unterscheiden. Süßstoffe sind Zusatzstoffe, die Lebensmittel süßen, aber im Gegensatz zu Zucker und Zucker-Austauschstoffen keine Energie liefern. Sie haben keine Auswirkungen auf den Blutzucker-Spiegel. Süßstoffe und Zucker-Austauschstoffe haben keine Auswirkungen auf die Gesundheit der Zähne.

Alle Zusatzstoffe müssen vor ihrer Verwendung ausführlich auf ihre Sicherheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit überprüft und zugelassen werden.In Europa und damit auch in Deutschland sind momentan 11 Süßstoffe zugelassen. Die europäische Behörde für Lebensmittel-Sicherheit (engl. European Food Safety Authority, EFSA) leitet daraus die jeweils akzeptable tägliche Aufnahme-Menge (ADI, engl. Acceptable Daily Intake) ab. Der ADI-Wert gibt die Menge eines Zusatzstoffs an, die täglich während des gesamten Lebens pro Kilogramm Körpergewicht gegessen werden kann, ohne dass es dabei zu gesundheitlichen Risiken kommt.

Süßstoffe sind chemische Verbindungen mit einer hohen Süßkraft. Es gibt sie in Tabletten-, Pulver- oder flüssiger Form. Häufig zu finden sind sie in Zero- oder Light-Getränken, aber auch in Joghurts, Desserts, Kaugummis, Würz-Mischungen, Müslis und Snacks.

Aktuelle Empfehlungen zu Süßstoffen

Süßstoffe können ein guter Ersatz in Getränken oder Süßspeisen sein, wenn Kalorien eingespart werden sollen, oder bei der Aufnahme größerer Mengen, wie es zum Beispiel bei Getränken der Fall ist. Hier können Süßstoffe helfen, einen schnellen und hohen Anstieg des Blutzuckers zu verhindern. Allerdings empfiehlt man heute einen eher sparsamen Umgang mit Süßstoffen. Zum einen sind nicht alle Wirkungen auf die Darmgesundheit restlos geklärt. Zum anderen ist es wichtig, seinen Süß-Geschmack empfindlich zu halten. Wer stets sehr süß konsumiert, braucht auf lange Sicht immer mehr an Menge, um seinen Süß-Geschmack zu befriedigen.

Mögliche und unwahrscheinliche Risiken

Nach derzeitigem Stand des Wissens gelten Süßstoffe als gesundheitlich unbedenklich. Aber verschiedene Risiken werden immer wieder diskutiert und die AID-Werte regelmäßig angepasst.

Süßstoffe und Krebs: Keine der neueren Studien mit Menschen haben einen Hinweis darauf gezeigt. Die Aussage, dass sich durch Süßstoff-Konsum das Krebs-Risiko erhöht, basiert auf alten Studien mit Tieren, bei denen Labor-Ratten unverhältnismäßig hohe Mengen verabreicht wurden. Für das mögliche Risiko von Zucker-Austauschstoffen im Hinblick auf Krebs-Erkrankungen gibt es bislang keine ausreichend aussagekräftigen Studien.

Süßstoffe und Gewichts-Zunahme: Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Studien-Ergebnisse. Ein direkter Zusammenhang ist aber auch hier eher unwahrscheinlich. Diskutiert werden die Prägung des Geschmacks auf süß, außerdem Auswirkungen auf die Darm-Besiedlung mit Kleinstlebewesen (Darm-Mikrobiom) und damit indirekte mögliche Verknüpfungen. Eine direkte Steigerung des Appetits zeigen Studien eher nicht.

Süßstoffe und Darmgesundheit: Daten hierzu sind aktuell noch nicht ausreichend aussagekräftig. Hier gilt es, nochauf weitere Studien zu warten.

Süßstoffe und Diabetes-Risiko: Aktuelle Studien zeigen hier keinen Zusammenhang. Süßstoffe können einen Energie-freien Genuss bieten. Sie sollten aber, ähnlich wie Zucker und Zucker-Austauschstoffe, nicht in größeren Mengen fester Bestandteil einer gesunden Lebensweise sein.

Süßstoffe und Zucker-Austauschstoffe

Zucker-Austauschstoffe werden auch als Zucker-Alkohole (mehrwertige Alkohole, Polyole) bezeichnet, obwohl sie völlig frei von Alkohol sind. In der Europäischen Union (EU) zugelassene sind: Sorbit (E 420), Isomalt (E 953), Mannit (E 421), Erythrit (E 968), Lactit (E 966), Maltit (E 965), Xylit (E 967) und Polyglycitolsirup (E 964). Diese enthalten zwischen 0 und 4 kcal pro Gramm.

Beim Genuss der Zucker-Austauschstoffe steigt der Blutzucker meist langsamer und weniger an als nach dem Konsum von herkömmlichem Zucker. Fruchtzucker hat eine Sonderstellung unter den Zucker-Austauschstoffen. Galt er früher, neben Süßstoffen, als die Süß-Alternative bei Diabetes, ist dies heute widerlegt. Fruchtzucker wird lediglich als natürlich vorkommender Bestandteil in Früchten empfohlen und nicht mehr zum Süßen. Denn der regelmäßige Konsum von isoliertem Fruchtzucker, zum Beispiel als Zucker-Alternative, kann die Entwicklung einer nicht durch Alkohol bedingten Fettleber fördern.


von Dr. oec. troph. Astrid Tombek

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (6) Seite 20-21

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Ernährungs-Alternativen: Viele Wege führen zum Wunschgewicht

Ernährungs-Alternativen: Viele Wege führen zum Wunschgewicht | Foto: Halfpoint – stock.adobe.com

2 Minuten

Beschränkungen der Lebensmittel-Werbung: Großbritannien macht’s vor

Beschränkungen der Lebensmittel-Werbung: Großbritannien macht's vor | Foto: Paul - stock.adobe.com

3 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • cesta postete ein Update vor 3 Tagen, 18 Stunden

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 2 Wochen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • mayhe antwortete vor 2 Wochen

      Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

Verbände