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Diabetes-Kurzgeschichte: Der kleine Melli – fragwürdige Überraschung
4 Minuten
Überraschungen können sehr viel Freude bereiten – etwa wenn der Freundeskreis eine Geburtstagsparty schmeißt. Doch auch der Diabetes bietet immer wieder Überraschungen – auch unangenehme.
Ich drücke die Klingel und fange direkt an zu grinsen. Die Tür geht auf, David steht vor mir: „Nina, schön, dass du da bist. Jetzt sind wir vollzählig!“ Ich betrete die Wohnung und begrüße meine Freunde herzlich. Wochenlang haben wir alle zusammen diesen Abend vorbereitet.
Die Diabetes-Kurzgeschichten-Reihe „Der kleine Melli und ich“ – der Hintergrund
Melli ist ein kleiner Junge, der mit Nina, einer jungen erwachsenen Frau, zusammenlebt. Die beiden Protagonisten der Diabetes-Kurzgeschichtenreihe geraten im Alltag immer wieder in Konflikt: beim Essen, beim Sport etc.
Autorin Lena Schuster ist Psychologin und hat seit 2014 Typ-1-Diabetes. Ihr Bruder hat seit der Kindheit ebenfalls Typ-1-Diabetes, deshalb ist ihr auch der Einfluss der Stoffwechselerkrankung auf die Familie gut bekannt. Zu ihren Kurzgeschichten sagt sie: „Für mich ist der Diabetes vergleichbar mit dem kleinen Melli, den man oft zu gerne ignorieren möchte, doch das geht leider nicht. Denn ignoriert man den Diabetes, ist er wie ein schreiendes Kind, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Kümmert man sich jedoch um den Diabetes, so macht einen das stark – und man erkennt, dass man bereit ist, auch andere Probleme des Lebens zu bewältigen.“
➤ hier gibt es alle Diabetes-Kurzgeschichten mit Nina und dem kleinen Melli
„Ihr Lieben, gleich geht’s los!“
Heute ist der Geburtstag von Nora, eine meiner besten Freundinnen. Sie meinte dieses Jahr, dass sie durch den Umzugsstress keine Zeit hat, eine Feier zu organisieren. Da dachten wir uns – wir nehmen das in die Hand und bereiten eine Überraschungsfeier für sie vor! „Nina, du kannst noch den Kuchen aus der Küche holen und vorschneiden.“ Heitere Stimmung, alle freuen sich und sind gespannt, wie Nora reagieren wird.
Es war schwer genug, das alles geheim zu halten. Da bemerkt David: „Heute morgen kam sie auf die Idee, dass wir zusammen was essen gehen könnten, ganz gemütlich nur wir zwei. Es war echt schwierig, das Richtige zu sagen, ohne zu viel zu verraten.“ Nadine fügt hinzu: „Na, dann hoffen wir mal, dass sie nichts hiervon ahnt.“ Dann klingelt Davids Handy. Freudestrahlend springt er auf: „Ihr Lieben, gleich geht’s los! Nora ist auf dem Heimweg, sie müsste jeden Moment hier sein!“
Alle rennen wild durch die Gegend und verstecken sich hinter den Vorhängen oder dem Sofa. Dann ist alles still. Kurz danach hört man einen Schlüssel im Schloss. „David, ich bin zu Hause. Wo steckst du?“, ruft Nora durch den Flur. Da schlendert sie um die Ecke ins Wohnzimmer. In dem Moment kommen wir alle aus den Verstecken, stolpern auf sie zu, fallen ihr in die Arme. „Was macht ihr denn hier?“, stammelt Nora überrascht. Ich drücke sie fest und sage: „Du musst doch deinen Geburtstag feiern!“ Sina fügt hinzu: „Deinen Geburtstag nicht zu feiern, kam gar nicht in Frage!“
„So, jetzt lasst uns feiern!“, ruft David und dreht die Musik auf. Da fällt Noras Blick auf das Büffet. „Ich habe deine Lieblingszimtschnecken gebacken“, sage ich und zwinkere Nora zu. Ehrlich gesagt habe ich mich auch schon den ganzen Tag auf die Zimtschnecken gefreut. Und es gibt noch Nudelsalat, Frikadellen, Rotweinkuchen – und nicht zu vergessen das berühmt-berüchtigte Tiramisu von Dirk. Das darf wirklich auf keiner Feier fehlen!
„Lass mich in Ruhe! Du nervst!“
Gerade als ich mir Nudelsalat auf den Teller schöpfen will, zerrt mich Melli am Arm. Für ihn habe ich jetzt keine Nerven. Ich möchte doch einfach nur den Abend genießen. So versuche ich, ihn zu ignorieren, aber er zieht immer stärker an meinem Arm. „Nina, du kannst jetzt nichts essen. Du hast einen hohen Wert.“ Da drehe ich mich zu Melli und sage wütend: „Mach mir jetzt nicht den Abend kaputt. Ich will einfach mal die Zeit mit meinen Freunden genießen.“
So leicht lässt sich Melli nicht besänftigen. „Ich weiß, dass du dich schon die ganze Woche auf die Feier gefreut hast. Aber das hilft nichts, du darfst nichts essen.“ Da fange ich an, wild mit den Armen zu fuchteln. Meine Stimme wird immer lauter: „Lass mich in Ruhe! Du nervst!“
Doch da sind ja noch die Freunde
Inzwischen haben auch die anderen die Diskussion mitbekommen. David schaltet sich ein: „Nina, was ist denn los, kann man dir irgendwie helfen?“ Mit den Nerven am Ende antworte ich: „Melli verbietet mir zu essen.“ Fast kommen mir die Tränen. „Ich habe mich so sehr auf den Abend gefreut. Einfach mal keinen Stress. Einfach mal leben.“
Verständnisvoll antwortet David: „Ich weiß, Nina. Was hältst du davon, wenn du mit den Frikadellen anfängst? Die haben doch keine Kohlenhydrate. Und wir versprechen dir, dass wir dir von allem etwas übrig lassen.“
Kommentar der Autorin:
Überzuckerungen begegnen uns ständig und durchkreuzen plötzlich unsere Pläne. Sie überraschen uns in Situationen, in denen wir nicht damit rechnen. Es bedeutet, dass in dem Moment unser Körper nicht so funktioniert, wie wir es gern hätten. Leider treten Überzuckerungen auch häufig in schönen Situationen auf, in denen wir einfach sorgenfrei den Moment genießen möchten.
Nina hat sich schon lange auf die Zeit mit ihren Freunden gefreut und möchte einen Abend mal einfach leben. Die Pläne werden von Melli durchkreuzt. Wichtig ist, wie wir mit den Grenzen unseres Körpers umgehen. Kämpfen wir dagegen an? Oder bemühen wir uns um einen achtsamen Umgang mit unserem Körper?
Es ist schwer, dem Bedürfnis, sorglos leben zu wollen, nicht nachzugehen. Doch eines muss uns bewusst sein: Ohne unseren Körper können wir nicht leben, deshalb müssen wir auf ihn Acht geben!
➤ weitere Diabetes-Kurzgeschichten mit Nina und dem kleinen Melli
von Lena Schuster
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (2) Seite 38-39
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gingergirl postete ein Update vor 4 Tagen, 21 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Tag, 11 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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hexle postete ein Update vor 6 Tagen, 1 Stunde
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 1 Stunde
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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