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Unsere Leserin Susanne Papke aus Heiligenhaus hat uns diese unterhaltsame imaginäre Konversation mit ihrem „Diabetesteufel“ zugeschickt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollten.
Nachdem ich diesen Artikel meinen Sportskollegen vorgelesen hatte, meinten diese: “Behalte es nicht für dich, denn andere können hieraus sicherlich auch profitieren, um mit dieser Diagnose motivierter umzugehen.” Also überlegte ich, an wen ich mich wenden kann? Ich abonniere selbst seit Jahren das Diabetes-Journal … und dachte mir, dass dies die richtige Stelle sein könnte.
Susanne Papke
25 Jahre ist es nun schon her, dass Du 1990, ohne zu fragen, ob ich bereit bin, einfach hereinspaziert bist in mein Leben.
Oft machst Du das, was Du willst, und bringst mich damit ganz schön aus dem Lot, doch so schnell schaffst Du mich nicht. Es kostet mich oft viel Kraft, Dich wieder zu zähmen – aber dann freue ich mich, wenn wir gemeinsam den Weg aus dem Chaos finden. So einige Höhen und Tiefen haben wir während unserer gemeinsamen Zeit erlebt, aber immer wieder haben wir uns arrangiert und alles gemeinsam gemeistert.
Im Grunde hängen wir aneinander und müssen uns akzeptieren. Dies geht wie vieles im Leben mal leichter, mal schwerer – und nur wir wissen, wie es ist, einen unerwünschten Gast aufzunehmen und ihn sein ganzes Leben an seiner Seite zu haben, sich ständig um ihn zu kümmern.
Ich habe Dich nie versteckt, habe Dich an all meinen Lebenslagen teilhaben lassen. Dies hat mir beruflich manch schwere Stunde bereitet. Hier halfen mir sehr meine Familie, mein Freundeskreis. Und vor allem bei meinem Sport, wo wir mit Verständnis, Zuneigung und Akzeptanz die Achterbahn der Gefühle immer wieder in Einklang bringen konnten
So lade ich Dich ein, denn auswandern wirst Du ja wohl nicht (hätte ich zwar auch nichts gegen …), die nächsten Jahre in Harmonie mit mir zu verbringen, um gemeinsam meine Träume, Pläne zu verwirklichen; und auch die Höhen und Tiefen und die vielen Missverständnisse, die es immer wieder geben wird, zu meistern.
Eine kleine Bitte noch: Auch wenn Du es sehr aufregend findest und viel Spaß dabei hast, würde ich mich freuen, wenn Du Deine Kirmesbesuche reduzieren würdest: Denn es kostet mich sehr viel Kraft und Konzentration, hier wieder herauszukommen – besonders (wie Du ja schon oft mitbekommen hast) ist es gerade bei der Arbeit schwierig, die volle Konzentration zu behalten, wenn dann der Schädel brummt oder wir uns die ganze Nacht um die Ohren geschlagen haben.
Ich bemühe mich ja auch, Dir die beste Therapie zu ermöglichen, was eben auch anstrengend ist und viel Konzentration, Planung und Verwaltung mit sich bringt.
Dein Manager, Verwalter, Hotelier, Freizeitplaner und Partner
Susanne (Zuckersusi)
Hier spricht Dein kleiner Diabetesteufel, der vor 25 Jahren einfach eingedrungen ist. Ich gebe ja zu, dies war nicht gerade fair von mir – doch ich war mir sicher, dass Du mich nicht hereingelassen hättest, wenn ich vorher gefragt hätte.
Es war schon traurig zu sehen, wie schlapp und kraftlos Du geworden warst – ganze 10 kg hattest Du schon durch mich verloren. Eine gute medizinische Unterstützung hattest Du leider auch nicht und standest mehr oder weniger alleine da. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Du weinend auf dem Bett gesessen hattest … und die Spritze nicht in Deinen Bauch bekamst. Auch die Ernährungsumstellung war schon hart.
Ich fand es dann auch echt super, wie Du Dich entschieden hattest, Deine berufliche Laufbahn mit viel Arrangement weiterzuentwickeln, um anderen einen leichteren Umgang mit uns kleinen Zuckerteufeln zu ermöglichen. 2 Wochen nach meiner Entdeckung nahmst Du mich schon mit zu einem wunderschönen Sportevent, ich glaube, es heißt Deutsches Turnfest. Sogar den Wettkampf hattest Du bestritten und Dich von mir nicht abhalten lassen. Mir tat es gut – und mit Hilfe der netten Sportkameraden kamen wir uns näher, lernten uns gegenseitig zu akzeptieren.
Der Wahlspruch der Sportler heißt ja: “frisch, fromm, fröhlich, frei” – das hast Du mir beigebracht, und ich versuche, dies mit Dir als unser Lebensmotto umzusetzen. Manchmal fordert Dein Sporteifer mich schon sehr. Aber ich danke Dir, dass Du mich nicht hängenlässt und mir leckere Speisen gibst, um mich wieder auf Trab zu bringen – auch wenn Du eigentlich gerade gar nicht essen möchtest.
Es tut mir sehr leid, dass Du meinetwegen im Beruf so manchen Ärger und Missverständnisse immer wieder erfahren hast. Und dass sogar Deine Situation von Deiner Umgebung ausgenutzt wurde. Hier finde ich es besonders bewundernswert, woher Du die Kraft nimmst? Auch werde ich mich bemühen, meine Kirmesbesuche zu reduzieren. Auch wenn es mir schwerfällt, möchte ich Dir gerne helfen, mehr Ruhe zu finden und auch nachts meine Partys zu reduzieren.
Ich habe gehört, dass wir bald, wenn alles klappt, eine neue Pumpe bekommen mit neuen Möglichkeiten?! Das ist ja wieder sehr spannend und toll, wie Du Dich bemühst, mir die beste Therapie zu ermöglichen. Auch wenn es Dich viel Kraft, Mühe und Zeit kosten wird. Ich bin stolz auf Dich.
Du singst oft das Lied der Höhner “So’n kleiner Teufel steckt doch in jedem drin”: Ja, einer davon bin ich – und möchte es auch gerne bleiben.
Vielen Dank, Dein Diabetesteufelchen
P. S.: Hier ein kleines Mitbringsel von meinem letzten Kirmesbesuch, Haribo Waldgeister! Ich hoffe, Du brauchst sie nicht so schnell.
von unserer Leserin Susanne Papke aus Heiligenhaus
E-Mail: susanne.papke@online.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (12) Seite 44-45
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