Diabetes-Kompass neu ausrichten (3) – Soziale Kontakte und Austausch

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Diabetes-Kompass neu ausrichten (3) – Soziale Kontakte und Austausch

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Soziale Kontakte und Austausch haben einen großen Einfluss auf unser seelisches Wohlbefinden. Wie intensiv die Kontakte sein sollen, damit es einem gut geht, ist eine Frage, die sich nur jeder selbst beantworten kann.

Nach der Diagnose Diabetes dreht sich erst einmal alles um den Diabetes. Eine ganze Menge Neues stürmt auf uns ein. Kontakte mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder sich gerade in einer ähnlichen Situation befinden, fühlen sich gut an, entlasten und unterstützen uns. Wir fühlen uns zugehörig und nicht allein in schwierigen, aber auch in schönen Situationen. Denn tatsächlich gibt es auch immer mal wieder etwas zu feiern. Das sollten wir nicht vergessen.

Kontakte gestern und heute – Fluch und Segen zugleich!

Wo treffen wir sie, die anderen Menschen mit Diabetes? Während früher die Klassiker doch die gemeinsame Schulung, der Klinikaufenthalt oder die Selbsthilfegruppe vor Ort waren, ist es heute mit dem Internet in vielen Fällen einfacher geworden, Kontakte zu knüpfen. Es gibt eine Vielzahl an Foren und Gruppen, um sich über das Thema Diabetes auszutauschen und andere Menschen zu treffen. Sicherlich habt ihr alle damit bereits gute und nicht so gute Erfahrungen gemacht.

Quelle: Ina Manthey

Für mich ist es immer noch der persönliche Kontakt, der mir am besten gefällt und mich am meisten motiviert. Das Internet ist mir dabei eine große Hilfe. So habe ich z.B. durch einen Aufruf in einer Gruppe andere Menschen mit Diabetes an meinem neuen Wohnort gefunden. Vor der Pandemie haben wir uns regelmäßig zu einem Restaurantbesuch getroffen. Ein lockerer Austausch und einfach Wohlfühlzeit. Und wenn ich heute mal Hilfe brauche, weiß ich, wo ich sie sehr schnell finden kann. Und natürlich würde es Plattformen wie z.B. die Blood Sugar Lounge ohne das Internet nicht geben. Hier kommen Menschen virtuell und persönlich zusammen. Es ist für mich immer noch ein ganz besonderes Gefühl, wenn 100 Menschen in einem Raum sind und der Diabetes das normalste Thema der Welt ist. Es gibt viele Beispiele und Möglichkeiten, Kontakte mit anderen Menschen mit Diabetes zu knüpfen. Legt einfach los und schaut, was euch gut tut.

Austausch – eine Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern!

Unterschiedliche Interessen und Erfahrungen bringen frischen Wind in unser Leben. Über den Austausch mit Anderen können wir Ideen für unseren eigenen Umgang mit dem Diabetes im Alltag bekommen. Z.B.: Wie machst du das bei der Arbeit? Hast du schon das neue Insulin ausprobiert? Ich überlege, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen, welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Wichtig ist, im Hinterkopf zu behalten, dass es sich dabei um Ideen und Vorschläge handelt. Ihr seid diejenigen, die entscheiden, was sie ausprobieren oder umsetzen wollen. Der Ton in den Social-Media-Kanälen ist leider in manchen Fällen schon oft rauh und übergriffig. Daher kann es nicht schaden, die Intensität und die Qualität von Zeit zu Zeit für sich zu überprüfen.

Diabetes-Freundschaften – was macht sie aus?

Wie auch sonst im Alltag können sich aus losen Kontakten Freundschaften entwickeln, wenn wir gemeinsame Interessen und Ansichten teilen. „Nur“ der Diabetes reicht sicherlich nicht aus, dass eine Freundschaft entsteht. Aber Freunde und Freundinnen mit Diabetes sind schon eine tolle Sache, denn in vielen Alltagssituationen bedarf es einfach keiner Erklärung bzw. keiner langen Erklärung, was gerade los ist. Der Diabetes ist ein Teil von uns und es ist sehr schön, jemanden an seiner Seite zu haben, der mit diesem Teil auch persönliche Erfahrungen hat.

Und natürlich spielt auch unser soziales Umfeld ohne Diabetes eine wichtige Rolle. Aber sind sie tatsächlich „ohne Diabetes“? Der Begriff Typ F (Freunde und Familie) drückt für mich sehr schön aus, dass auch unsere engen Freunde und Familienmitglieder einen Bezug zum Diabetes haben. Sie unterstützen uns, machen sich auch manchmal Sorgen, freuen sich mit uns, wenn es gut klappt, und nehmen uns so, wie wir sind mit unserem Diabetes, denn der Diabetes ist wie gesagt einfach ein Teil von uns. Das ist sicherlich auch nicht immer so einfach, wie es hier steht, denn der Diabetes kann schon ein gewisses Konfliktpotenzial in unseren Beziehungen bieten. Das bedeutet manchmal auch Diskussionen und Tränen, doch wenn ihr im Gespräch bleibt und versucht, einander zu verstehen, ist schon ein großer Schritt getan.

Quelle: Ina Manthey

Und nun könnt ihr mal für euch überprüfen, was euch wichtig ist und wie es bei euch so läuft mit den sozialen Kontakten und dem Austausch.

Check it!

Wie sieht es bei dir aus in puncto soziale Kontakte und Austausch?  

  • Kenne ich andere Menschen mit Diabetes?
  • Wie viel Austausch habe ich?
  • Wie viel Austausch brauche bzw. möchte ich?
  • Worüber möchte ich mich austauschen?
  • Kann ich mit Menschen in meinem Umfeld über den Diabetes sprechen?
  • Wie viel „Diabetes“ brauche ich in meinem sozialen Umfeld?
  • Was tut mir gut?
  • Wer tut mir gut?
  • Was fehlt mir vielleicht?
  • Welche Angebote habe ich schon mal ausprobiert, um mich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen?
  • Was hat mir gut gefallen?
  • Wie machen mir soziale Kontakte und Austausch am meisten Spaß?
  • Wann fühle ich mich gut unterstützt und verstanden?
  • Was ist mir an sozialen Kontakten wichtig?
  • Welche Rolle spielen meine Familie und Freunde in meinem Alltag mit Diabetes?
  • Was möchte ich unbedingt mal ausprobieren?
  • Mit wem würde ich mich gerne mal bzw. mehr austauschen?
  • Wie zufrieden bin ich auf einer Skala von 1-10 (10: sehr zufrieden) mit meinen sozialen Kontakten und meinem Austausch?

Scheut euch nicht, Kontakte zu knüpfen und den Austausch zu suchen. Es gibt so vielfältige Möglichkeiten, aus denen ihr euch das Passende aussuchen könnt. Wir sind viele! Das ist für mich ein gutes Gefühl, das mich motiviert. Und wenn ihr eine eigene Idee habt, dann setzt sie einfach um. Was bedeuten euch soziale Kontakte und Austausch im Zusammenhang mit dem Diabetes? Ich bin gespannt auf eure Kommentare.


Mehr aus Inas Reihe „Diabetes-Kompass neu ausrichten“:

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  • tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 15 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 23 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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