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Diabetes! – Was wäre, wenn ich morgen wieder kerngesund wäre?
5 Minuten
Was wäre, wenn… Ich habe mal gelernt, dass man so nicht denken soll. „Was wäre, wenn ich Sänger/Fußball Profi oder ‚einfach nur‘ kerngesund wäre?“ So von heute auf morgen, einfach weg mit dem Diabetes. Den ganzen schweren Ballast und den Rucksack voller blöder Blutzuckerwerte und verzweifelnder Momente abwerfen und so leben, als wäre nie etwas gewesen. Ein ganz normales Leben eben. Ohne diese 24/7 Kontrolle, ohne Messen, Stechen, Piksen, ungewolltes Essen und Trinken.
Darf man sich darüber schon Gedanken machen, oder eher weniger? Das habe ich mich gefragt…
Wenn man die neusten Geschehnisse in Sachen Diabetes Entwicklung betrachtet, gibt es definitiv Entdeckungs- und Forschungs-Versuche, die hoffen lassen, noch in diesem Leben einmal wieder „kerngesund“ (frei vom Diabetes) zu sein. Doch wie soll das dann gehen? Kann ich die ganzen letzten Jahre einfach so vergessen und kann ich überhaupt noch „normal“ sein? Da gibt es auch die große Frage: Will ich das überhaupt? Das klingt absurd, ich weiß. Allerdings weiß ich auch, dass niemand von uns sich die Krankheit Diabetes (egal welcher Typ) freiwillig ausgesucht hat. Doch so ein Forschungs-Ergebnis bringt ja auch immer einen Haken mit sich. Die wären im „schlimmsten“ Fall das ewige Tablettenschlucken und ungewollte Nebenwirkungen. Ist einem das dann immer noch „lieber“, als bis an sein Lebensende mit der Krankheit Diabetes zu leben? Also möchte ich lieber viele Tabletten am Tag schlucken, um dafür „frei/kerngesund“ zu sein? Oder doch lieber mit der gewohnten Routine weitermachen und mich einfach bestmöglich mit meiner Krankheit „anfreunden“?
Ich weiß, dass viele Mamas + Papas, Geschwister, Verwandte, Bekannte und Freunde, die diesen Text hier lesen, alles dafür tun würden, damit der blöde Diabetes endlich wieder verschwindet. Jedoch kann ich sagen, dass nach den ersten Wochen und Jahren aus der schrecklichen Diagnose ein Alltag wird. Nicht, dass ich meinen Diabetes liebe (oh nein, wirklich nicht), aber der Diabetes gehört nun einmal zu meinem Leben. Und so blöd die Krankheit auch ist bzw. so blöd es ist, dass man überhaupt krank ist, man lernt, damit umzugehen. Jeder lernt, damit umzugehen, und da stellt man sich die Frage: „Kann ich überhaupt noch anders? Könnte ich jemals wieder leben wie ein „kerngesunder“ Mensch (Mensch ohne Diabetes)?“
Und was genau würde ich an mir oder meinem Leben/Alltag verändern, wenn eine Möglichkeit besteht, ab morgen wieder „kerngesund“ zu leben?
Ich denke, ich wäre weiterhin ich, die Olli.
Natürlich eine andere Olli als die, die damals mit 11 Jahren Diabetes bekommen hat, aber ich würde keine 180 Grad Wende machen. Ich würde weiterhin auf meine Ernährung achten, auf Kohlenhydrate und die Nährwert Tabellen. Außerdem würde ich (wahrscheinlich) weiterhin schlagartig an meine Hosentasche greifen, weil meine Pumpe dort immer verstaut ist.
Und ich würde mehr reisen. Auch wenn mir bewusst ist, dass das Reisen mit Diabetes heutzutage kein Akt der Verzweiflung ist, allerdings fühle ich mich mit der Krankheit und der notwendigen Kontrolle und Versorgung eingeschränkt. Schon allein der freie Platz im Koffer würde mich glücklich machen. ☺
Außerdem würde ich mit Sicherheit zu einer Person werden, die öfter raus geht, da ich dann keine Tasche inkl. Messgerät usw. mit mir herum tragen müsste. Ich müsste mir keine Gedanken machen, welche Auswirkungen eine lange Party Nacht auf meinen Blutzucker hat. Zudem wären diese blöden Kopfschmerzen bei hohen Blutzuckerwerten ein für alle Mal vergessen. Genauso wie das Gefühl nach einer etwas tieferen Hypoglykämie noch Tage danach, sich irgendwie „fertig“ zu fühlen. Sport wäre auch ein ganz tolles Thema, wo ich mich sehr drüber freuen würde, wenn ich mal „kerngesund“ wäre. Denn Sport ohne großartige Vor- oder Nachkontrolle muss doch einfach nur super spannend sein.
Ja, ich denke, ich würde anders werden.
Nicht viel, aber doch schon ein bisschen. Eben freier, wilder und abenteuerlustiger (was meine Eltern mit Sicherheit nicht so toll finden würden). 😀
Doch was ich in den Jahren mit der lebenslangen Krankheit gelernt habe, sind Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen sowie Flexibilität und Kampfgeist. Es gibt, denke ich, kein größeres Projekt in meinem Leben, wo ich Tag für Tag den nötigen Kampfgeist mitbringen muss und kann.
Es ist ein ganz tolles Gefühl, zu wissen, dass immer weitergeforscht wird und sich mehr Möglichkeiten bieten.
Allerdings, so denke ich, darf man sich nicht zwanghaft an den Gedanken klammern, noch in diesem Leben wieder vollständig gesund zu werden. Entweder müssen wir Tabletten schlucken, um ein „fast“ normales Leben zu führen, oder wir „schlagen“ uns weiter mit unserem Diabetes durch das wilde Leben. So oder so wird es immer eine „Einschränkung“ in unserem Leben geben, es sei denn, es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Mein Fazit
Ich denke, ich wäre ein guter Kandidat für den Test, wieder „kerngesund“ zu werden.
Allerdings müsste ich natürlich vorher wissen, was ich mir dann alles zufügen muss, um den Status „gesunder Mensch“ aufrechtzuerhalten. Würde ich beispielsweise von verschriebenen Tabletten sehr viel zunehmen oder andere körperliche Einschränkungen haben, könnte ich mir nicht vorstellen, dass ich noch daran Spaß habe, „gesund“ zu sein. Dafür habe ich mich zu sehr an meinen Diabetes gewöhnt. Wir haben eine Routine mit mehr oder weniger kleinen Berg- und Talfahrten, aber an sich sind wir ein eingespieltes Team. Ich mag mein Leben mit Diabetes, genauso wie ich es ohne Diabetes mögen würde. Dennoch hoffe ich, für alle Menschen, die in Zukunft noch Diabetes bekommen und aktuell bekommen haben, dass wir vielleicht eines Tages (peu à peu) ein Stückchen weiter kommen. Weiter in der Entwicklung, weiter im „normalen“ Leben und weiter mit Heilungs- und Verbesserungschancen. ☺
Und was denkst du darüber?
Wie siehst du das denn, das ganze Projekt „Was wäre, wenn ich eines Tages wieder kerngesund wäre?“?
Gerne kannst du deine Meinung mit mir und allen anderen in einem Kommentar hier unter diesem Beitrag teilen und uns schreiben, wie du darüber denkst.
Außerdem kannst du sehr gerne den Satz „Wenn ich wieder kerngesund wäre, dann würde ich…“ vervollständigen.
Zum Beispiel: Wenn ich wieder kerngesund wäre, dann würde ich… erst einmal all die Dinge essen, bei denen ich mich in den letzten Jahren (wegen meines Diabetes) eingeschränkt habe.“ Oder: „… dann würde ich mir einen Kurzurlaub buchen, um die neu gewonnene Freiheit (ohne Pumpe, Pen, Nadeln, Messgerät…) am Strand auszukosten.“
Ich freue mich jetzt schon darauf, viele solcher Sätze zu lesen! ☺
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 13 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 8 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig