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Das kleine Wörtchen „trotz“ kann viele Aussagen verändern. Scheinbar harmlose Sätze wie „Das kann ich machen TROTZ Diabetes“ sind die eine Sache, die durch die gewählte Formulierung nicht jeder Person zusagt. Wenn es aber um zwischenmenschliche Beziehungen geht, ist es noch schlimmer und „trotz“ – abgesehen von ganz anderen dummen Kommentaren – eine der für mich größten Beleidigungen. Was ich damit meine? Aussagen, mit denen ich beim Dating konfrontiert wurde.
Dass Online-Dating eine ganz eigene Welt ist, stellt man schnell fest: Seltsame Profilbilder, noch seltsamere Anfragen nach bestimmten Fotos von einem Selbst, mangelnde Kommunikationsfähigkeit und ein teils respektloses Benehmen, das im „Real Life“ hoffentlich niemandem in den Sinn käme. Und genau dieses Verhalten scheine ich durch einen offenen Umgang mit meinem Typ-1-Diabetes zu forcieren.
Zum einen gibt es die Art Personen, die absolut Wert darauf legen, wie „Open Minded“ sie sind. Was schön und gut ist, im Allgemeinen aber an dem Punkt endet, an dem die Stigmata-Klappe einmal gefallen ist. Ich empfinde es tatsächlich als relativ kompliziert, einen angemessenen Rahmen zu finden, den Diabetes zu thematisieren. Ich möchte das Ganze früh erwähnen, weil es – privat und beruflich – in meinem Leben viel darum geht und weil ich mit offenen Karten spielen will. Das Problem dabei ist, dass ich nicht weiß, wie viel ich drüber sprechen soll. Ich möchte klarstellen, dass ich diese Krankheit nicht wegen zu großen Süßigkeitenkonsums bekommen habe. Aber auch nicht so viel erzählen, dass mein Gegenüber denkt, wir wären auf einem Fachkongress. Auf der Suche nach dem passenden Mittelweg begegnet mir dann häufig das: „Dein Lebensstil passt nicht zu mir!“ Und zwar nicht, weil ich Vegetarierin bin, nicht so sehr auf gemeinsames Horrorfilme-Gucken oder Bungeejumping stehe, sondern weil ich Diabetes habe. Nicht mehr und nicht weniger.
Es gab eine Zeit, da habe ich mir das noch deutlich mehr zu Herzen genommen als heute. Habe versucht, zu erklären, dass mein Diabetes – im Idealfall – keine Auswirkungen auf meine Tagesplanung hat und Diabetes (egal welchen Typs) nicht bedeutet, dass die Person, die damit lebt, dick, faul und motivationslos ist. Aber in Wahrheit interessiert das an diesem Punkt schon niemanden mehr.
Hätte ich also lieber einfach die Klappe gehalten? Vielleicht. Wäre ich dann aber unauthentisch gewesen? 100-prozentig.
Die andere – mir bisher begegnete – Kategorie Dating-Williger findet dieses Diabetes-Ding erstmal total unproblematisch. Ein, zwei Sätze dazu und die Sache ist erst einmal geklärt. Was cool ist und mit Glück auch genauso bleibt. Aber manchmal kommt der Moment, an dem andere Eigenschaften, Ansichten oder gar Oberflächlichkeiten der Grund dafür sind, dass es keine weiteren Treffen gibt. Der Moment, in dem ich es wage, „nein“ zu sagen, obwohl ich chronisch krank bin. Denn plötzlich wird aus der Bedeutungslosigkeit meines Diabetes etwas anderes: mein Makel. Und alles, was ein Makel hat, sollte sich jetzt wirklich mal zusammenreißen und froh sein, dass es trotzdem für irgendwen noch gut genug ist. „Ich würde dich nehmen – TROTZ Diabetes“, sagte jemand plötzlich zu mir, „denk gut drüber nach, das macht nicht jeder.“
Solche Erlebnisse hatte ich zum Glück schon länger nicht mehr. Aber eine Unsicherheit haben sie trotzdem bei mir hinterlassen.
In den verschiedensten Erfahrungsberichten geht es immer wieder darum, dass der Diabetes einen nahezu zwingt, selbstbewusst zu werden. Man hat keine Wahl. Man muss für sich selbst einstehen – man muss sich selbst zu schätzen wissen. Eine gesunde Portion Selbstliebe muss antrainiert werden, um zu sehen, dass man MIT oder OHNE Diabetes absolut „datebar“ ist – wenn man es denn will.
Dann begegnet man wie von selbst auch den richtigen Menschen.
Dating mit Diabetes – auch Kathy hat damit ihre Erfahrungen gemacht: Du bist nicht allein! – Von zufälligen Diabetes-Begegnungen
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