Umgang mit positiven Autoantikörpern

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Umgang mit positiven Autoantikörpern

Sie haben medizinische, psychosoziale und/oder rechtliche Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!

Die Frage von Familie R.:

Unser Sohn Leo (7) hat an der Fr1da-Studie teilgenommen.Das Ergebnis kam wie aus heiterem Himmel: er hat drei Autoantikörper, obwohl niemand in unserer Familie Typ-1-Diabetes hat. Im Gespräch mit dem Studienzentrum haben wir erfahren, dass das bedeutet, dass Leo in den nächsten Jahren Typ-1-Diabetes bekommen wird. Nun haben wir an einer Diabetes-Schulung teilgenommen und wissen, auf welche Anzeichen wir achten müssen. Leo geht es im Moment richtig gut, er ist im Herbst in die erste Klasse gekommen. Sollten wir die Klassenlehrerin über Leos “frühes” Diabetesstadium informieren?


Die Antwort von Prof. Dr. Lange:

Im Moment hat Leo noch keinerlei Diabetes-Symptome, und seine Blutzuckerwerte sind normal. Er ist damit ein Erstklässler wie alle anderen und benötigt wegen der Autoantikörper keine besondere Unterstützung durch die Lehrkräfte. Sie werden in der Diabetesschulung auch erfahren haben, dass Sie in dieser Phase nichts “falsch” machen können, z. B. beim Essen und Trinken. Das Fortschreiten des Diabetes lässt sich derzeit weder beschleunigen noch hinauszögern. Wenn der Typ 1 Diabetes bei Leo fortschreitet, dann geschieht dies recht langsam über Tage, Wochen oder Monate. Es kann nicht von einer Minute auf die andere zu einer bedrohlichen Situation oder einem Notfall kommen. Deshalb können Sie Leo beruhigt in die Schule gehen lassen.

Es liegt nun an Ihnen, ob Sie die Schule über Leos frühes Diabetesstadium informieren, z. B. um zu erklären, warum Sie mit Leo zu Kontrolluntersuchungen fahren. Hier müssten Sie vorher gut überleben, wie Sie das Screeningergebnis erklären wollen, ohne die Lehrkräfte zu verunsichern. Denn Leo soll ja nicht unnötig in eine Sonderrolle in der Klasse kommen. Das Ergebnis müssten Sie dann auch Leo erklären. Bedenken Sie dabei, dass 7-Jährige Zeit und Wahrscheinlichkeit noch nicht so verstehen, wie Erwachsene. Sie könnten sagen, “dass die Ärzte in seinem Blut etwas gefunden haben, was sie immer wieder kontrollieren, damit es Leo weiter gut geht”. Erst wenn Kinder ihren Diabetes praktisch behandeln müssen, können sie altersgemäß verstehen, was die Erkrankung bedeutet.

Sie können sich aber auch entscheiden, die Lehrkräfte erst zu informieren, wenn bei Leo der Diabetes mit Insulin behandelt werden muss und er auf die Unterstützung der Lehrkräfte, z. B. bei Unterzuckerungen oder bei der Insulintherapie, angewiesen ist. Das kann sich noch über Jahre hinziehen, bis Leo vielleicht schon eine weiterführende Schule besucht. Dann werden Sie die Diabetesberaterinnen der Kinderklinik dabei unterstützen, Lehrern alles Wichtige über den Diabetes und die dann moderene Behandlung zu erklären. Da sich die Diabetestherapie gerade rasant weiterentwickelt, kann heute niemand sicher sagen, wie Leo in ein paar Jahren behandelt werden wird, wenn er Insulin benötigt.

Bei Fragen an die DEJ-Experten schreiben Sie an: Dr. Mirjam Eiswirth (E-Mail: eiswirth@kirchheim-verlag.de
); sie leitet Ihr Anliegen umgehend weiter.

Autorin:

Prof. Dr. Karin Lange
Leiterin Medizinische Psychologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (4) Seite 19

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