Unter Druck – die Macht der Wörter!

3 Minuten

Community-Beitrag
Unter Druck – die Macht der Wörter!

Kennst du diese Stimmen?

Sie sind in meinem Kopf. Sie machen mir Vorwürfe, warum ich schon wieder nicht diszipliniert genug bin. Sie streiten mit mir, warum ich es nicht hinbekomme, denn ich weiß doch, wie es geht. Dabei will ich doch alles gut machen und  gute Blutzuckerwerte haben.

Der Druck wird größer. Der Ton schärfer. So, wie ich mit mir rede, würde ich noch nicht einmal mit einem Menschen reden, den ich überhaupt nicht leiden kann. Ich merke, dass ich es nicht alleine schaffe, da rauszukommen. Ich habe es mir immer wieder vorgenommen, es versucht, bin gescheitert, war traurig darüber und wütend auf mich.

Und dann sind da noch die anderen!

Eigentlich reicht schon der Druck, den ich mir selber mache. Und dann kommen noch die Stimmen von außen. Sicherlich gut gemeint, aber leider null motivierend für mich. Es ist eher so, wie noch eins draufzusetzen auf die Verzweiflung, die Wut, die Scham und die Traurigkeit.

Quelle: Ina Manthey

Da gibt es Sätze verschiedener Diabetologen:

„Was mache ich bloß mit Ihnen?“

„Wenn Sie Kinder wollen, muss Ihre Einstellung aber besser werden!“

„Das muss aber besser werden!“

Es gibt Sätze und Fragen aus meinem persönlichen Umfeld:

„Hast du gemessen?“

„Wie ist dein Zucker?“

„Das darfst du ja leider nicht.“

„Nimm doch noch ein Stück Kuchen.“

Ich war immer wieder verblüfft darüber, was ich mir selber und andere zu mir gesagt haben. Ich war traurig und wütend darüber, dass ich es nicht schaffe, meinen Diabetes gut zu managen. Schließlich habe ich vieles andere in meinem Leben sehr gut hinbekommen. Ich war verzweifelt, weil ich immer stärker gespürt habe, dass ich es alleine nicht schaffe. Ich war genervt von den guten Ratschlägen, die mir in dieser Situation nicht helfen. Und manchmal war ich auch einfach nur stumm.

Stopp! – Ich will das nicht mehr!

Gefühlt aus dem Nichts, kam kurz nach meinem Entschluss, dass es so nicht mehr weitergeht, ein Angebot meines Diabetologen um die Ecke. Psychologische Unterstützung – ob ich das nicht mal ausprobieren will? Rückblickend das Beste, was mir passieren konnte. In der Situation zunächst erst einmal Kopfkino – Waaaaaaaaas? Psychotherapie? Ich bin doch nicht verrückt. Ja, das war es, was ich im ersten Moment gedacht habe. Echt schlimm, denn heute bin ich sehr dankbar, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Und ich wünsche mir, dass wir alle offen mit diesen Themen umgehen können. Es ist überhaupt nichts Schlimmes dabei, sich professionell unterstützen zu lassen.

Quelle: Ina Manthey

Ich habe mich also intensiv mit meiner Diabetes-Akzeptanz und meinem Alltag mit Diabetes auseinandergesetzt. Das hat eine Menge ins Rollen gebracht. Eine intensive Erfahrung und nach all den Jahren, in denen der Diabetes so nebenbei lief, wirklich gut, hier mal aufzuräumen und neu zu sortieren. Natürlich gab es auch immer mal wieder Rückschläge und Sackgassen. Das ist ganz normal, aber die Richtung stimmte. Ein paar Jahre später habe ich dann eine Ausbildung zum Coach begonnen. Hier hat sich dann auch immer wieder die Möglichkeit ergeben, mein Verhältnis zu meinem Diabetes zu reflektieren und meinen Alltag und mein Umfeld für mich passend zu gestalten.

Heute sind diese Stimmen in meinem Kopf weg, die mir Vorwürfe machen. Und natürlich führe ich auch mal Zwiegespräche mit mir und meinem Diabetes. Völlig normal, aber ich mache mich nicht mehr fertig damit. Mit den Stimmen in meinem Umfeld kann ich jetzt auch gut umgehen, denn ich habe meine Position gefunden und ich achte auf mich. Eine wirkliche Erleichterung für meinen Alltag mit Diabetes. Rückblickend hat sich die ganze Anstrengung absolut gelohnt und ich bin schon auch stolz auf mich, welche Veränderung ich in meinem Leben geschafft habe.

Ich möchte euch Mut machen, euch zu entwickeln, wenn ihr mit der aktuellen Situation nicht zufrieden seid. Es ist nie zu spät, sich auf den Weg zu machen, um Herausforderungen zu bewältigen und zu wachsen. Es gibt wie immer im Leben kein Patentrezept, aber viele Möglichkeiten, mit einem ersten Schritt zu starten.


Inas Gedanken und Inspiration sind auch Teil unserer Monatsaktion im Mai: Erwartungsdruck – Livestream mit Ina

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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