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Es begann Anfang Januar mit Berichten über ein neues Virus in China. Damals erschien mir alles noch weit weg. Jetzt bestimmt das Coronavirus meinen Alltag in Innsbruck in Österreich. Am 16. März wurde ich als Schulassistentin in Kurzarbeit nach Hause geschickt. Mein Mann als Servicemitarbeiter ist ebenfalls zu Hause. Der Kindergarten meiner Tochter hat im Notbetrieb geöffnet und die Kinder sollten nach Möglichkeit zu Hause bleiben. Nun sitzen wir seit über 4 Wochen überwiegend zu Hause.
Als Diabetikerin hatte ich seit Beginn der Krise nie große Sorgen über meinen Diabetes. Es gab nur innerliche Befürchtungen, ob noch alle Verbrauchsmaterialien für meinen Diabetes wie Blutzucker-Teststreifen, Katheter oder Reservoire für die Pumpe weiter so verlässlich zur Verfügung stehen. Diese Ängste haben etwas mit einem Kontrollverlust zu tun, der zumindest für meinen Diabetes sehr charakteristisch ist. Denn Medikamente oder Hilfsmittel sind nur bei der Apotheke oder beim Pumpenunternehmen erhältlich. Mittlerweile bin ich ruhiger geworden, denn alle benötigten Diabetes-Materialien sind – wenn auch mit Wartezeit wie bei meinen Kathetern – zuverlässig erhältlich.
Was tun mit der vielen freien Zeit? Mein Diabetes hat mich in der Vergangenheit gelehrt, in einer relativ festen Struktur mit Blutzucker-Messungen oder Katheter-Wechseln zu leben. Dasselbe Prinzip habe ich für das aktuelle Zu-Hause-Bleiben übernommen.
Nach dem Frühstück wird bei uns zuerst Flöte und Gitarre geübt. Meine Tochter und ich lernen beide diese Instrumente. Da ich ein Bewegungsmensch bin und zu unserer Familie auch unser Diabetes-Warnhund Daphne gehört, gehe ich am Morgen gemeinsam mit meiner Tochter und Daphne für zwei Stunden zu einem ausgiebigen Spaziergang in die Natur. Daphne ist in dieser Zeit unser großes Glück! Denn nur mit Hund sind in Tirol größere Spaziergänge erlaubt.
Am Nachmittag sind dann jeden Tag zahlreiche Bastelarbeiten, Skypen oder Hausarbeiten angesagt.
Mein Mann hat die Einkäufe und das Putzen übernommen. Ich bin ihm dafür sehr dankbar, denn so habe ich mehr Zeit für meine Spaziergänge und das Basteln.
Was mir die letzten Wochen bewusst wurde, ist, wie sehr mir Netzwerke oder Austausch für meinen Diabetes fehlen. Ich habe nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass ich keine Mütter mit Typ-1-Diabetes in meiner näheren Umgebung persönlich kenne. Es ist ein großer Unterschied, ob man selbst Diabetes hat oder ob das eigene Kind Diabetes hat. Auf meinem Terminplaner stehen jetzt regelmäßige Skype-Termine mit Freunden.
Ein großer Vorteil ist, dass seit der Krise jeden Tag ein selbstgekochtes, frisches Mittagessen mit regionalen Produkten auf dem Tisch steht. Ich selbst achte jetzt noch mehr auf meine Blutzuckerwerte und esse nicht mehr im Stress gedankenlos zu viele Kohlenhydrate.
Die morgendliche Bewegung stabilisiert meinen Blutzucker und tut besonders meiner Psyche sehr gut.
Durch eine neuentdeckte Vogel-App (NATURBLICK), erkunden meine Tochter und ich zahlreiche neue Vögel. Wir nehmen während unseres Morgenspaziergangs die Stimmen der Vögel auf und dann zwitschern wir gemeinsam mit den Vögeln.
Seit dem Beginn der Krise gehe ich gemeinsam mit meiner Tochter jeden Tag zu einem kleinen Tümpel mit Froschlaich, wo nun bereits die ersten Kaulquappen entstanden sind. Dieses direkte Erleben der Natur ist in diesen schwierigen Zeiten für mich besonders sinnerfüllend.
Ich bin die letzten Wochen extrem offen geworden und meine Ungeduld hat sich verflüchtigt. Eben in dieser unsicheren Zeit finde ich die Sicherheit bei einer regelmäßigen, selbst gekochten Mahlzeit oder beim Erleben in der Natur. Momente, die ich ohne diese Krise nie erlebt hätte.
Verratet uns in unserer aktuellen Monatsaktion, wie ihr diese Zeit gerade am besten übersteht: Was ist euer Krisen-Werkzeug?
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