- Soziales und Recht
Die Angst vor dem dicken Ende
3 Minuten
Klare – und altbekannte – Forderungen an die Politik stellen die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und das Else Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin angesichts der Ergebnisse einer repräsentativen Eltern-Umfrage, die beide Institutionen Ende Mai vorgestellt haben: Sie fordern einen "Marshall-Plan für die Kindergesundheit", um die Folgen der Corona-Pandemie aufzufangen. Als Sofortmaßnahmen empfehlen die Experten eine Besteuerung von Zucker-Getränken, Werbeschranken für ungesunde Lebensmittel und eine Stärkung der Adipositas-Therapie, die in Deutschland chronisch unterfinanziert sei.
Bedenkliche Tendenzen in Folge von Corona
Für die Studie hat das Meinungs-Forschungs-Institut Forsa im März und April 2022 insgesamt 1004 Eltern mit Kindern im Alter von 3 bis 17 Jahren befragt. Nach den Ergebnissen der Umfrage sind 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie dicker geworden, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 32 Prozent. Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen sind mit 23 Prozent doppelt so häufig von einer ungesunden Gewichts-Zunahme betroffen wie Kinder und Jugendliche aus Einkommensstarken Familien.
44 Prozent der Kinder und Jugendlichen bewegen sich laut der Umfrage weniger als vor der Pandemie, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 57 Prozent. Bei 33 Prozent der Kinder und Jugendlichen hat sich die körperlich-sportliche Fitness verschlechtert, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 48 Prozent. Bei 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen belastet die Pandemie die seelische Stabilität nach Einschätzung der Eltern "mittel" oder "stark". 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben die Medien-Nutzung gesteigert, 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen greifen häufiger zu Süßwaren als zuvor.
"Eine Gewichts-Zunahme in dem Ausmaß wie seit Beginn der Pandemie haben wir zuvor noch nie gesehen. Das ist alarmierend, denn Übergewicht kann schon bei Kindern und Jugendlichen zu Bluthochdruck, einer Fettleber oder Diabetes führen. Schon vor Corona waren 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen, 6 Prozent sogar von starkem Übergewicht", erklärt Dr. Susann Weihrauch-Blüher, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter der DAG. "Die Folgen der Pandemie müssen aufgefangen werden, sonst werden die ‚Corona-Kilos‘ zum Bumerang für die Gesundheit einer ganzen Generation. Die Stärkung geeigneter Therapie-Angebote, die alle Gruppen gleichermaßen erreicht, ist nun von enormer Bedeutung", fordert Prof. Dr. Hans Hauner, Direktor des EKFZ für Ernährungsmedizin.
Überfällige Verbote oder auf gutem Weg?
Die Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) Barbara Bitzer kommentierte die Umfrage-Ergebnisse ganz ähnlich: "Die Corona-Kilos werden zu einer schweren Hypothek für eine ganze Generation. Die Ergebnisse der DAG-Elternbefragung sind alarmierend. Wie viele Studien, Umfragen und Fakten braucht es noch, damit die Politik gegensteuert und die Hersteller fettiger, süßer und salziger Produkte endlich in die Pflicht nimmt? Eine Hersteller-Abgabe auf stark zuckerhaltige Getränke und ein Werbeverbot für ungesunde Produkte, die sich an Kinder richten, sind längst überfällig. Im Gegenzug sollten gesunde Lebensmittel komplett von der Mehrwertsteuer befreit werden. Wir appellieren an die Bundesregierung, ernährungspolitisch nicht länger in der Warteschleife zu verharren, sondern schnelle und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, von denen auch diese Generation noch profitiert."
Christoph Minhoff, der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, der Branchen-Organisation der Lebensmittelhersteller, bezog deutlich defensiver Stellung zu den Ergebnissen: "Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und appellieren, dass es andere genauso tun. Wir brauchen mehr Bewegungs-Angebote, auch kostenfreie für Menschen mit schmalerem Geldbeutel. Wir brauchen niedrigschwellige und Zielgruppen-gerechte Angebote in der Adipositas-Therapie und wir brauchen Maßnahmen, um junge Menschen mit ihren seelischen Problemen zu unterstützen."
Als Beleg für die Aktivitäten der Lebensmittelindustrie verwies Minhoff auf den Bericht "Produktmonitoring 2021", den das Max-Rubner-Institut (MRI) im Rahmen der Reduktions- und Innovationsstrategie der Bundesregierung im Mai vorgelegt hat. Hier hätten insbesondere Produkte, die sich in ihrer Aufmachung an Kinder richten, positive Ergebnisse verzeichnet, so der Verbands-Geschäftsführer. Das liest sich im Bericht des staatlichen Instituts deutlich weniger euphorisch. Insgesamt wurden für den Bericht fast 4500 Produkte untersucht. Über die Produktgruppen hinweg zeigt sich, dass Produkt-Untergruppen mit Kinderoptikim Vergleich zur jeweiligen Gesamtstichprobe bzw. zu entsprechenden Produkt-Untergruppen ohne Kinderoptik mehrheitlich niedrigere Energie- und Nährstoffgehalteaufweisen. Einige Produkt-Untergruppen mit Kinderoptik fallen jedoch laut MRI auch durch niedrige Gehalte an einem Nährstoff und gleichzeitig hohe Gehalte eines anderen Nährstoffs im Vergleich zu Produkten ohne Kinderoptik auf. So zeigen beispielsweise Nudelsoßen mit Kinderoptik den niedrigsten medianen Salzgehalt, aber den höchsten medianen Zuckergehalt innerhalb der Nudelsoßen. Ein Vergleich der Energie- und Nährstoffgehalte von Produkten mit Kinderoptik zwischen der Basiserhebung 2016 und der Folgeerhebung 2021 sei aufgrund der Stichproben-Größen nur für die Produktgruppen kalte Soßen und Feingebäck möglich. Auf Ebene der Gesamtstichproben der Produkte mit Kinderoptik zeigen sich signifikante Verringerungen der Gehalte an Energie und Fett (kalte Soßen) bzw. gesättigten Fettsäuren und Zucker (Feingebäck). Waffelgebäck mit Kinderoptik falle allerdings durch vergleichsweise hohe Fettgehalte auf, mahnt das MRI sogar in seiner Presse-Meldung zum Monitoring-Bericht.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig