Die Krise digital nutzen

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Die Krise digital nutzen

Die Digitalisierung ist seit der Corona-Pandemie so präsent wie noch nie. Vor allem im Schulungsbereich diskutieren Dia­betes-Experten derzeit, welche neuen digitalen Formate es gibt, wie etwa die Online-Gruppenschulung (DJ 6/2020).

Aus der Krise lernen: Digitalisierung und Telemedizin nutzen – das war auch das Thema der Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) im Mai. Dieser Pressetermin lag sonst in jedem Jahr im Vorfeld des Diabetes Kongresses und fand direkt vor Ort in Berlin statt. Doch auch die Jahrestagung der DDG musste coronabedingt abgesagt werden.

Ab Mitte März hätte sich die Diabetesversorgung in Diabetes-Praxen und Kliniken „abrupt und dramatisch reduziert“, berichtete die DDG-Präsidentin Prof. Dr. Monika Kellerer. Wegen des Infektionsschutzes mussten die Schwerpunktpraxen in den letzten Wochen u. a. ihre Gruppenschulungen aussetzen.

Wie geht es weiter? Sorge um Schulungen

Dies betraf vor allem auch Diabetespatienten, die in ein Disease-Management-Programm (DMP) eingeschrieben sind (Typ 1 oder Typ 2) und die laut Gesetz eigentlich geschult werden müssen. Mit dem neuartigen Virus trat jedoch eine befristete Sonderregelung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) am 8. April in Kraft: für Schulungen und Dokumentationen im Rahmen der DMPs. Die darin eigentlich verpflichtend verankerten Schulungen wurden durch den G-BA für 2020 ausgesetzt, um mögliche Ansteckungen der Patienten mit SARS-CoV-2 zu verhindern und Arztpraxen so zu entlasten.

Diese Ausnahmeregelung traf die Diabetes-Schulung empfindlich. Die Sorge war also groß, dass Diabetes-Schwerpunktpraxen keine Schulungsleistungen im herkömmlichen Sinn mehr anbieten könnten – vor allem, weil bis vor Kurzem auch nicht klar geregelt war, ob statt der sonst üblichen (Gruppen- und Einzel-)Präsenzschulung in der Praxis auch Online-Gruppenschulungen (Videoschulungen) stattfinden dürfen.

„Es gibt dringenden Schulungsbedarf, wie etwa bei Neumanifestationen bei Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, schweren Unter- oder Überzuckerungen“, äußerte sich Diplom-Psychologe Prof. Dr. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der AG „Diabetes und Psychologie“, im April in einem Interview auf diabetologie-online.de und im Diabetes-Journal. In dem G-BA-Beschluss gebe es jedoch keinen Hinweis auf die Möglichkeit einer digitalen Schulung.

Online-Gruppenschulungen

Bei den Online-Gruppenschulungen für Menschen mit Diabetes hat sich seither aber einiges getan. Denn: Die DMP-Verträge werden regional zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) der Länder und den Krankenkassen verhandelt und darin auch die Regelungen zu den Schulungen festgelegt. In vielen KV-Bezirken wie in Nordrhein, Westfalen-Lippe, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Thüringen sind Video- statt der üblichen Präsenzgruppenschulungen bereits genehmigt und werden honoriert.

Weitere Infos
Eine aktuelle Liste der digitalen Angebote aller Kassenärztlichen Vereinigungen finden Sie unter: www.diabetologie-online.de.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung aller relevanten Player aus dem Diabetesbereich – DDG, Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und diabetesDE – begrüßen sie die ersten Regelungen der KVen zur Videoschulung während der COVID-19-Pandemie. Die DDG nennt sie „Initiativen im Sinne der Patienten“ und fordert „die anderen KV-Bezirke auf, ebenfalls Übergangsregelungen für Diabetespatienten zu verabschieden. Denn wir dürfen Menschen mit Diabetes nicht mit ihren Fragen, Ängsten und Sorgen alleinlassen“, so DDG-Präsidentin Kellerer in der Presseinformation.

Daten auswerten, Muster erkennen

Und Dr. Karin Schlecht, Diabetologin aus Eisenach, sagte in der DDG-Online-Pressekonferenz: „Die Diabetologie ist die Steilvorlage für die Telemedizin – Videosprechstunde, Telemonitoring, Telekonsile.“ Mehr als in anderen Medizinbereichen würden Patienten von modernen Technologien (Insulinpumpen, CGM) im Alltag unterstützt.

„Hier gilt es, komplexe (cloudbasierte) Daten auszuwerten, Muster zu erkennen, diese gemeinsam mit den Patienten zu besprechen und Therapieunterstützung zu geben“, betonte sie. Im Fokus stehe die „sprechende Medizin“. Wichtig sei aber immer – und darin sind sich die Diabetesexperten einig: Die Patienten behalten die Entscheidung über die Verwendung ihrer Daten!


von Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke,
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin,
E-Mail: angelamonecke@aol.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (7) Seite 48-49

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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