- Soziales und Recht
Digital-Turbo oder Rohrkrepierer?
3 Minuten
Für das Bundesgesundheitsministerium ist die Sache klar: Das derzeitgeplante Digital-Gesetz soll den Behandlungsalltag für Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten mit digitalen Lösungen vereinfachen. Zentraler Bestandteil des Gesetzes ist die Einrichtung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle. Sie soll den Austausch und die Nutzung von Gesundheitsdaten vorantreiben und so die Versorgung unterstützen. Mit dem Gesetzesvorhaben sollen auch das E-Rezept zum verbindlichen Standard in der Versorgung mit Arzneimittelnund die Nutzung per elektronischer Gesundheitskarte und ePA-App stark vereinfacht werden – und das schon zum 1. Januar 2024. Bisher war das Einlösen der E-Rezepte schon über eine eigene Smartphone-App möglich, die Anmeldung dazu aber kompliziert. Alternativ wurde es für die Patientinnen und Patienten als eine Art QR-Code auf Papier gedruckt – was bei einem Digitalisierungs-Projekt zu einigem Spott geführt hat. Das seit Juli ebenfalls mögliche Verfahren mit Nutzung der Versichertenkarte – ohne Extra-PIN – war beim Praxistest in den Modellregionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe noch wegen Datenschutzbedenken abgebrochen worden, nun wurde es überarbeitet: Krankenkassen senden Prüfnachweise, die die Karte bestätigen.
Im Juli wurde der Referenten-Entwurf des Digital-Gesetzes veröffentlicht. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) lobte in einer Stellungnahme dazu die Ziele des Gesetzes. Sie hält es für möglich, dass sich mit den aktuellen Gesetzesvorhaben die Versorgung der Menschen mit Diabetes deutlich verbessern kann. Die DDG bezieht dabei das "Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung" (GVSG) und das "Gesetz zur verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten" (GDNG) mit ein, zu beiden wurden im Juni ebenfalls Entwürfe vorgelegt.
Da die ePA als "Austauschplattform"für die Gesundheitsversorgung dienen soll, hält die DDG bei den Zugriffsberechtigten auf die elektronische Akte eine explizite Listung der nicht ärztlichen Gesundheitsfachberufe für essenziell. Diese seien direkt in den medizinischen Versorgungspfad eingebunden, für die Diabetologie gelte dies für die Diabetesassistenz und Diabetesberatung, die integrale Bestandteile des Behandlungsteams seien.
Im Digital-Gesetz sind auch Neuerungen zu den digitalen Gesundheitsanwendungen geplant, den DiGAs. Solche qualitätsgeprüften Apps auf Rezept gibt es mittlerweile auch für Diabetes oder Adipositas. Die DDG mahnt in ihrer Stellungnahme, dass eine Abkopplung der DiGAs vom integrierten Versorgungsprozess aus medizinischer Sicht weder zielführend noch effektiv sei. Die im Gesetz auch angedachte Erweiterung der DiGAs auf Software, die auch bei ernsthaften Erkrankungen oder zur Entscheidungsfindung in kritischen Situationen eingesetzt werden dürfen ("Medizinprodukte der Risiko-Klasse IIb"), nennt die Fachgesellschaft angemessen: Insbesondere Clinical-Decision-Support-Systeme könnten für Leistungserbringer und Betroffene von großer Hilfe sein. Diese Art von Software unterstützt Therapie-Entscheidungen, zum Beispiel das Bestimmen einer Insulindosis, durch die Analyse von Daten. "Wir betonen jedoch auch hier ganz deutlich, dass die DiGAs den Versorgungsprozess integrativ und nicht davon ‚losgelöst‘ ergänzen sollen", so die DDG. Anders gesagt: Digitale Lösungen sollen wie bisher Medikamente vom Arzt als Werkzeug eingesetzt werden und kein Eigenleben als "Dr. Google" entwickeln.
DMPs digital verbessern statt Parallelstrukturen schaffen
Die im Digital-Gesetz vorgesehene Einführung von digitalisierten Versorgungsprozessen in den strukturierten Behandlungsprogrammen (Disease-Management-Programmen, DMPs) für Diabetes begrüßt die DDG. Auch hier schaut die Fachgesellschaft allerdings kritisch auf die tatsächliche Umsetzung der Pläne: "Digitale DMPs sollten aus unserer Sicht in die bereits etablierten und gut evaluierten DMP-Programme integriert werden und diese nicht als mögliche ‚Doppel- beziehungsweise Parallelstrukturen‘ aushöhlen", mahnt sie. Digitalisierte Prozesse in den DMPs sollten vor allem das Zusammenführen von Daten unterschiedlicher Versorgungsebenen und diverser technischer Systeme erleichtern. Dazu bedarf es laut DDG einererheblichen Weiterentwicklung der Interoperabilität, also der reibungslosen Verständigung der Geräte und Software-Codes, und eines strukturierten Behandlungs-Datensatzes.
Regeln gegen Cloud-Zwang vermisst
Der im Mai frisch gewählte Vorsitzende des Berufsverbands Niedergelassener Diabetologen (BVND) Toralf Schwarz kritisierte im Interview mit DiabetesNews, dass im Gesetzentwurf zu eben jener Interoperabilität von Medizinprodukten nichts zu finden ist.Dringend regelungsbedürftig sei der quasi bestehende Zwang der Nutzung der Hersteller-Cloud für Patienten mit System zum kontinuierlichen Glukose-Monitoring (CGM) oder Insulinpumpe, um diese Geräte optimal zu nutzen. "Es ist nicht möglich, die Daten eines CGM-Gerätes lokal in der Praxis auszuwerten, ohne den Umweg über die Hersteller-Clouds zu gehen – ein Ding der Unmöglichkeit!", befand Schwarz.
Zu den Digital-DMPs warnte Schwarz, dass der Gesetzentwurf auch die Möglichkeit offenlasse, Programme zu etablieren, die zum Beispiel von Drittanbietern auf rein elektronischem Weg angeboten werden. "Ein Angriff auf die konventionellen DMPs würde ganz klar die Existenzgrundlage der Diabetes-Schwerpunktpraxen gefährden, weil die auf dem DMP fußenden Diabetes-Verträge letztendlich die wirtschaftliche Grundlage der Schwerpunktpraxen sind", sagte der in Zwenkau niedergelassene Diabetologe ganz klar. "Das Interesse der Krankenkassen ist im Zweifelsfall, DMPs möglichst billig zu haben", fürchtet er.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig