Experten fordern AMNOG-Verbesserung

2 Minuten

© vegefox.com - Fotolia
Experten fordern AMNOG-Verbesserung

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) fordern eine Reform des Verfahrens der frühen Nutzenbewertung von Medikamenten.

Eine frühzeitige Einbindung der Fachgesellschaften in die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln schätzen Experten als positiv und machbar ein. Dies ist Ergebnis der Veranstaltung AWMF im Dialog mit dem Titel „Wissenschaftliche Medizin und die frühe Nutzenbewertung neuer Medikamente“.

Dazu kamen in Frankfurt Vertreter von Fachgesellschaften, des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG), der forschenden Arzneimittelhersteller und der Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zusammen. Ziel ist die Verbesserung des im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) festgelegten Verfahrens der Nutzenbewertung.

AWMF: „Nutzenbewertungsverfahren weist Mängel auf“

Denn das Verfahren weist Mängel auf, so die AWMF und ihre Fachgesellschaften. Sechs Vorschläge zur Optimierung legte die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) deshalb bereits im März 2015 vor. Besonderer Verbesserungsbedarf wird hinsichtlich der frühen Einbeziehung des wissenschaftlichen medizinischen Sachverstands gesehen, um Fehleinschätzungen des patientenrelevanten Nutzens eines neuen Arzneimittels zu vermeiden.

Als wesentlich stellten die Experten in Frankfurt das Ziel der AWMF heraus, Fachgesellschaften zukünftig früher in die Bewertungsverfahren einzubinden. Der G-BA sollte diese bereits anhören, bevor ein neues Arzneimittel auf den Bewertungsprüfstand kommt.

„Klinisch-wissenschaftliche Expertise ist maßgeblich“

„Sowohl bei der Festlegung der zweckmäßigen Vergleichstherapie und der sinnvollen Therapieziele für die Bewertung als auch bei der Beurteilung, ob spezielle Patientenuntergruppen von einer neuen Therapie profitieren oder nicht, ist klinisch-wissenschaftliche Expertise maßgeblich“, so Professor Dr. med. Focke-Ziemssen von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und Mitglied der AG Frühe Nutzenbewertung der AWMF.

„Um frühzeitiger in den Dialog mit dem G-BA eintreten zu können, ist es notwendig, Arzneimittel systematisch zu identifizieren, die in Kürze eine Nutzenbewertung des G-BA durchlaufen werden und darüber die Fachgesellschaften zu informieren“, so Ziemssen. Geplant ist zudem, dass die Stellungnahmen der Fachgesellschaften zukünftig weitgehend einheitlich angelegt sein sollen.

Bei chronischen Erkrankungen ist die Frühe Nutzenbewertung vorläufig

Im Hinblick auf die Wahl der Therapieziele für die Nutzenbewertung machte Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der AG Frühe Nutzenbewertung der AWMF auf die chronischen Erkrankungen aufmerksam. Hier sind patientenrelevante Therapieziele oder unerwünschte Wirkungen oft erst nach vielen Jahren zu beobachten: „In diesen Situationen muss jede Frühe Nutzenbewertung als vorläufig angesehen werden“.

Zudem soll der Stellenwert der Erhebung so genannter Surrogat-Endpunkte stärker beforscht werden. Bei der Einteilung von Patienten in Untergruppen, die besonders von den neuen Arzneimitteln profitieren, mahnten die Experten zur Vorsicht. Zum einen sei die Ergebnissicherheit für solche Gruppen oft wegen kleiner Gruppengrößen zu gering.

Zum anderen müsste geprüft werden, ob in der Praxis aussagekräftige, sichere Testverfahren zur Identifizierung dieser Patientengruppen vorhanden seien. Auch bekräftigten die Experten in Frankfurt die Berücksichtigung aktueller evidenzbasierter Leitlinien, die den aktuellen Stand des Wissens und zudem Forschungsfragen abbilden.

Forderung: AMNOG-Verfahren sollen transparenter werden

Eine weitere Herausforderung ist die steigende Zahl von Verfahren für Orphan Drugs, Medikamente für seltene Erkrankungen. „Hier ist eine Vereinheitlichung der Bewertung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben erforderlich“, so Professor Dr. med. Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und Mitglied der AG Frühe Nutzenbewertung der AWMF.

Verbessern sollte sich auch die „Buchführung“, waren sich die Experten in Frankfurt einig. Denn der G-BA archiviert Stellungnahmen von Fachgesellschaften zu AMNOG-Verfahren bisher nicht ausreichend transparent. Die AWMF und die Fachgesellschaften befürworten deshalb ein Register aller von ihnen abgegebenen Stellungnahmen.


Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen

Lange hat Nina Joachim ihren Typ-1-Diabetes versteckt. Doch als junge Erwachsene beginnt sie, offener mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit ihrer Tätigkeit als „Insulencerin“, durch die sie anderen helfen kann, hat sie ihren Traumjob gefunden.
Insulencerin Nina Joachim: Offen sein und Mut machen | Foto: Nina Sanchez/MedTriX

11 Minuten

Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025

Die neue Magazin-Ausgabe ist ab sofort erhältlich: Dr. Katrin Kraatz/Prof. Dr. Thomas Haak aus der Chefredaktion stellt die Themen des Diabetes-Anker-Magazins 11/2025 vor. U.a. geht es um Wochen-Insuline, die nun auf den Markt kommen, den Schutz der Nieren bei Diabetes und um blutzuckerfreundliches Backen für die Adventszeit.
Druckfrisch: die Themen im Diabetes-Anker 11/2025 | Foto: MedTriX

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände