- Behandlung
Führerschein behalten und am Straßenverkehr teilnehmen
3 Minuten
Menschen mit Diabetes bauen nicht mehr Unfälle als Menschen ohne Diabetes. Allerdings gibt es ein paar Dinge, auf die sie vor Fahrantritt achten sollten – vor allem, wenn sie ihren Diabetes mit Insulin behandeln. Hier findest du Tipps zum Thema Fahrerlaubnis, Führerschein und Autofahren.
Im Sommer 2012 sorgte der Fall des Fußballprofis Boris Vukcevic für große öffentliche Aufregung und Schlagzeilen: Wegen seines Typ-1-Diabetes kam es bei einer Autofahrt zu einer Unterzuckerung. Der Fußballer verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte frontal mit einem Lastwagen. Der damals 22-jährige Kicker erlitt schwerste Kopfverletzungen und musste nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzt werden. In solchen Fällen stellt sich manch einer die Frage, ob Menschen mit Diabetes überhaupt einen Führerschein haben sollten und Auto fahren dürfen.
Entzug der Fahrerlaubnis kann berufliche Existenz gefährden
Dabei geht von den schätzungsweise sechs Millionen Menschen in Deutschland, die Diabetes und einen Führerschein haben, im Straßenverkehr keine grundsätzliche Gefahr aus. Das gilt auch für Menschen mit Diabetes, die beruflich Busse, Taxis oder Lastwagen fahren. Allerdings gab es in der Vergangenheit in dieser Frage immer wieder Missverständnisse und Fehleinschätzungen. In letzter Konsequenz entzogen die Behörden Betroffenen allzu häufig ihre Fahrerlaubnis und gefährdeten damit auch berufliche Existenzen.
Weniger Diskriminierung – mehr Orientierung
Im Jahr 2018 hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) daher Leitlinien zu diesem Thema herausgegeben. Sie sollen helfen, die Diskriminierung von Menschen mit Diabetes zu reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit im Straßenverkehr zu verbessern. An diesen wissenschaftlich abgesicherten Empfehlungen können sich Menschen mit Diabetes, Ärzt*innen, Beratungsteams in den Diabetespraxen, Psycholog*innen, Behörden und politische Gremien sowie sozialmedizinische Beratungsstellen orientieren.
Diabetes und Führerschein: das ist wichtig
Hier ein Überblick über die zentralen Empfehlungen aus der DDG-Leitlinie:
- Recht auf Mobilität: Autofahren bedeutet Mobilität und damit auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Viele Menschen können nur mit dem Auto ihren Arbeitsplatz erreichen. Für Menschen, die von Berufs wegen Busse, Taxis oder Lastwagen steuern, ist das Kraftfahrzeug der Arbeitsplatz. Ein generelles Fahrverbot für Menschen mit Diabetes wäre unverhältnismäßig und lässt sich auch nicht wissenschaftlich begründen. Deshalb muss jeder Einzelfall individuell betrachtet und ggf. mit einem verkehrsmedizinischen Gutachten untersucht werden.
- Hypoglykämien: Wenn der Blutzuckerspiegel sinkt, leidet die Konzentrationsfähigkeit. Bei gefährlich niedrigen Glukosewerten kann es sogar zu plötzlicher Bewusstlosigkeit kommen. Deshalb sollten Menschen mit Diabetes eine Therapieform nutzen, bei der das Risiko für Hypoglykämien möglichst gering ist. Wer Insulin spritzt oder Medikamente einnimmt, die das Hyporisiko erhöhen, sollte vor jeder Autofahrt sicherstellen, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu niedrig ist. Bei längeren Fahrten sollte man zwischendurch anhalten und erneut den Blutzucker messen – außerdem sollten kohlenhydrathaltige Snacks im Auto immer griffbereit sein. Menschen mit Diabetes, die ihre Hypoglykämien nicht zuverlässig selbst wahrnehmen, haben u. U. Anspruch auf technische Hilfsmittel wie eine Insulinpumpe oder ein CGM-System, das sie bei sinkenden Glukosewerten warnt.
- Hyperglykämien: Auch zu hohe Zuckerwerte können die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen. Sie machen müde, benommen und schläfrig. Anders als bei Hypoglykämien gibt es bei Hyperglykämien keine klar definierte Grenze, ab der Experten vom Autofahren abraten.
- Folgeerkrankungen: Wenn infolge des Diabetes das Sehvermögen Schaden genommen hat, sollten Menschen mit Diabetes kein Fahrzeug mehr führen. Gleiches gilt, wenn sie aufgrund von Nervenschäden an den Füßen (diabetische Neuropathie) das Gas- und Bremspedal nicht mehr betätigen können. In manchen Fällen kann das Auto zur Wiederherstellung der Fahrsicherheit aber technisch umgerüstet werden.
- Begleiterkrankungen: Statistisch gesehen haben Menschen mit Diabetes häufiger Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression, Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Demenz. Dann kommt es auf die individuellen Umstände, das Ausmaß der Beeinträchtigung der Fahrsicherheit und die Nebenwirkungen der erforderlichen Medikamente an, ob sie weiterhin aktiv am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.
- Jugendliche Fahranfänger: Junge Menschen mit Diabetes sollten sich möglichst noch vor Beginn der Fahrschule schlau machen, welche Rolle der Diabetes beim Autofahren spielt. Stabile Glukoseverläufe erleichtern die Fahrstunden – ebenso wie ein Fahrlehrer, der von Anfang an über den Diabetes Bescheid weiß.
von Antje Thiel
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gingergirl postete ein Update vor 5 Tagen, 10 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 6 Tagen, 14 Stunden
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 14 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra