- Soziales und Recht
Inklusion: Die Politik ist am Zug
3 Minuten
Mediziner und Pädagogen sind sich einig: Der Einsatz von Gesundheits-Fachkräften in Deutschlands Schulen würde nicht nur Schülerinnen und Schülern helfen, sondern auch Eltern und Lehrkräfte entlasten. Insbesondere chronisch kranke Kinder erhielten dadurch bessere Chancen auf Bildung und Angehörige eine angemessene Unterstützung.
Bei einer Presse-Konferenz im Vorfeld des Weltkindertags am 20. September forderten Experten, dass Prävention und Gesundheitsförderung an Deutschlands Schulen gesundheitspolitisch vorangetrieben werden müssten. Der bundesweite Einsatz von Gesundheits-Fachkräften in Schulen könne die Inklusion von Kindern mit Typ-1-Diabetes möglich machen, Lehrkräfte im Schulbetrieb entlasten und Sicherheit für Eltern bieten. Pilotprojekte in Hessen und Brandenburg (www.schulgesundheits
fachkraft.de) erzielten Erfolge, dennoch fehle auf Bundesebene bei den politischen Entscheidern noch immer der Wille zur Durchsetzung. Was auch fehlt, sind bundesweit einheitliche Regelungen.
Gesundheits-Versorgung ist keine Aufgabe der Lehrkräfte
Kinder mit Typ-1-Diabetes sind, zumindest im Grundschulalter, mit dem Diabetes-Management überfordert, erläuterte Prof. Dr. Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Wenn sie in der Schule sind und Fragen dazu haben, können Lehrerinnen und Lehrer diese meist nicht beantworten, denn Gesundheits-Versorgung gehört nicht zu ihren Aufgaben und sie sind dafür nicht ausgebildet. “Es gibt hierzulande noch keine ausreichenden und flächendeckenden Maßnahmen zur Inklusion und Integration von Kindern mit der Diagnose Diabetes Typ 1 in Bildungs-Einrichtungen. Das führt dazu, dass die jungen Patientinnen und Patienten immer wieder vom Regelschulbesuch ausgeschlossen werden”, schilderte Neu.
Oft übernehmen die Eltern die Aufgabe, ihren Kindern in der Schule zu helfen. Das kann zu emotionalen und körperlichen Belastungen und Überforderung führen. “Um die Diskriminierung von chronisch Erkrankten zu beenden und Kindern mit Diabetes Typ 1 eine reguläre Beschulung zu ermöglichen, setzen wir uns für diese medizinisch ausgebildeten Fachkräfte an allen Grundschulen ein. Denn sie können Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen adäquat versorgen und Eltern sinnvoll unterstützen”, unterstrich Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Fast ein Viertel der Kinder benötigt medizinische Unterstützung
Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), ist davon überzeugt, dass neben Schülerinnen und Schülern mit chronischen Krankheiten auch Lehrkräfte von den Schulgesundheits-Fachkräften profitieren: “Aktuell benötigt fast ein Viertel der Kinder eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung.” Das hat eine Studie gezeigt, die das Modellprojekt “Schulgesundheitsfachkräfte” der AWO Potsdam begleitete. “Wir sprechen also nicht von Einzelfällen, die Förderbedarf in einem oder mehreren Förderschwerpunkten haben oder Assistenz bei der Medikamentengabe benötigen.” Die Verantwortung, Kindern mit chronischer Erkrankung den Schulbesuch zu ermöglichen, sieht der VBE deswegen nicht bei den Lehrkräften. “Die Politik ist in der Pflicht, die dafür notwendigen Bedingungen zu schaffen und ein professionelles Schulgesundheits-Management mit dafür ausgebildeten Schulgesundheits-Fachkräften zu etablieren und zu finanzieren”, forderte der VBE-Bundesvorsitzende.
“Erste Anlaufstelle”
Wie sinnvoll Schulgesundheits-Fachkräfte sind, schilderte Karen Kreutz-Dombrofski. Die Kinderkrankenschwester ist seit fünf Jahren eine von zehn Schulgesundheits-Fachkräften in Hessen. Sie sei “einfach so die erste Anlaufstelle für Schüler/Schülerinnen, genauso aber auch für Lehrer/Lehrerinnen, die mit Fragen kommen, mit Beratungsbedarf, wenn sie Schüler und Schülerinnen in der Klasse haben mit speziellen chronischen Erkrankungen”. Jeder ihrer Tage verläuft anders, neben Akutfällen gibt es z. B. auch Anfragen zu Präventions-Angeboten. Wenn Kinder mit Typ-1-Diabetes in die Schule kommen, führt sie zuerst ein Gespräch mit den Eltern und dem Kind über dessen Behandlung, um ihm im Bedarfsfall gut helfen zu können. Wenn das Kind es wünscht, macht sie auch mit ihm gemeinsam eine Informations-Veranstaltung für die Klasse über Typ-1-Diabetes. Den Eltern wird durch sie auch ermöglicht, zu arbeiten, denn wenn eine Situation zu lösen ist, bei der Kreutz-Dombrofski die Hilfe der Eltern braucht, ruft sie sie bei der Arbeit an und fragt nach: “Dann können die mir das kurz sagen und bleiben an ihrer Arbeitsstelle, wo sie sind, und müssen nicht mit wehenden Fahnen in die Schule kommen.”
Volkswirtschaftlich lohnend
Eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen hat den Einsatz von Schulgesundheits-Fachkräften evaluiert – mit einem eindeutigen Ergebnis: Das Implementieren von Schulgesundheits-Fachkräften ist sinnvoll, mach- und finanzierbar. Es fördert überdies die Inklusion von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Zusätzlich entlasten sie das Schulsystem und tragen zur finanziellen Sicherheit von Familien bei. Die Experten sind sich einig: “Auch volkswirtschaftlich sind Schulgesundheits-Fachkräfte eine lohnende Investition.”
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (11) Seite 48-49
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 23 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 6 Tagen, 18 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 18 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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