- Soziales und Recht
Keine Steuer auf Zucker, dafür Werbeverbot
3 Minuten
Wo ist die Zuckersteuer hin? Der Koalitionsvertrag des Ampelbündnisses sorgte im November 2021 für eine Überraschung. Denn eine wichtige Passage, die im Vorfeld schon als Zwischenergebnis durchgesickert war, flog kurz vor der Unterzeichnung wieder raus: die zur Zuckersteuer für Erfrischungsgetränke. Weiter enthalten ist das Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel.
Erinnern Sie sich an den Sommer 2020? Vor über anderthalb Jahren also, im Juli 2020, wurde bereits eine Nationale Diabetes-Strategie – nach zähem, langjährigem Ringen – im Bundestag verabschiedet. Die Strategie hatte auch schon im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von 2018 gestanden.
Keine Zuckersteuer, kein verbindlicher Nutri-Score
Jetzt wurden die Karten neu gemischt. Seit Anfang Dezember 2021 ist der Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung unterzeichnet. Das neue Vertragswerk berücksichtige zwar bestimmte Teilaspekte der Diabetes-Strategie, habe aber „keinerlei Fokus auf die Prävention, Früherkennung, Versorgung und Erforschung“ des Diabetes, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). „Besonders bedauerlich ist, dass keine Steuer auf stark gesüßte Erfrischungsgetränke, die sogenannte ‚Zuckersteuer‘, eingeführt wird“, so die DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer.
Noch im November hoffte sie hier auf einen „Meilenstein“, sollte sich die Ampel-Koalition tatsächlich auf eine „wirksame Zuckersteuer für Getränke“ einigen. Schon damals schränkte sie aber ein, dass „Gerüchte über ein Zwischenergebnis noch kein Koalitionsvertrag“ seien. Hier müsse die Ampel nun nachbessern, fordert sie, denn: „Die Zuckersteuer ist essenziell, um die Lebensmittelindustrie in die Pflicht zu nehmen.“ Den Nutri-Score, die viel diskutierte erweiterte Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel – sie wurde im November 2020 auch in Deutschland eingeführt – wolle man laut Vertrag zwar weiterentwickeln, diese bleibe aber unverbindlich, so die Fachgesellschaft.
Karl Lauterbach: „Keine Leistungskürzungen“

Karl Lauterbach heißt der neue Bundesgesundheitsminister. Die Ursache für Typ-2-Diabetes liege „in der Regel im schlechten Lebensstil der betroffenen Personen“, postete er im Januar 2021 auf Facebook.
„Wir werden das Gesundheitssystem stärken. Es wird keine Leistungskürzungen im Gesundheitswesen geben“, versprach der neue Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach aus Köln kurz vor seinem Amtsantritt im Dezember in Berlin. Seit Beginn der Pandemie ist der SPD-Gesundheitspolitiker häufiger Talkshow-Gast, gilt als Deutschlands „Corona-Mahner“. Nun wurde er Bundesgesundheitsminister und tritt die Nachfolge von Jens Spahn (CDU) an, der das Ministerium nach fast vierjähriger Amtszeit verlässt.
Manche dürften Karl Lauterbach auch noch aus den Zeiten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD, Amtszeit: 2001 – 2009) kennen. Er galt damals als ihr „Einflüsterer“, als Schmidts wichtigster Berater. Seinerzeit trug er auch noch sein Markenzeichen: die Fliege …
In einem Punkt waren sich die Koalitionäre einig: Beim Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel, das jetzt im Koalitionsvertrag steht. Diese Maßnahme findet die DDG zwar „sehr begrüßenswert“, aber auch hier: wenig Klarheit, dafür viel Handlungsspielraum. „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben“, heißt es unter dem Punkt „Ernährung“ des knapp 180 Seiten umfassenden Koalitionsvertrags, den SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gemeinsam geschlossen haben.
Auch andere Aussagen der Ampel-Koalitionäre blieben unklar, wie die Frage, was mit den „auf Zielgruppen abgestimmten Reduktionszielen für Zucker, Fett und Salz“ gemeint sei. Erwähnt sind jedenfalls die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die in der Gemeinschaftsverpflegung von Kita und Schulen künftig verbindlich etabliert werden sollen.
Digitalisierung und Forschung
Die angedachten Vorhaben bei der Digitalisierung und in der Forschungspolitik sieht die DDG positiv. Dazu der DDG-Präsident Prof. Dr. Andreas Neu: „Der Aufbau eines Diabetes-Registers sowie der Ausbau der Versorgungsforschung gehört zu einer der zentralen Forderungen im Rahmen der Nationalen Diabetes-Strategie.“
Nun werde sich zeigen müssen, ob die Ampel wirklich bereit sei, „im Interesse der Menschen mit Diabetes auch Entscheidungen zu treffen, die mehr sind als ein halbherziger Kompromiss“, so das Fazit von Barbara Bitzer, die hier gleich Unterstützung anbot – von der DDG und ihrem Netzwerk, aber auch von Patientenverbänden. Sie setzt zudem auf den angekündigten Nationalen Präventionsplan, der „inklusive konkreter Maßnahmenpakete auch zu Diabetes“ entstehen solle.
Autorin:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (1) Seite 44-45
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig