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Lehrkräfte sind zunehmend überfordert. Sie sind für medizinische Themen weder ausgebildet noch zuständig", sagt Prof. Dr. Andreas Neu, Past Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Kinderdiabetologe. Denn 15 Prozent der Kinder leben mit chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen. Dazu gehören Verhaltensstörungen, Allergien oder Diabetes mellitus.
Dass Schulgesundheitsfachkräfte Schule, Eltern und Kinder erheblich entlasten, zeigen Modellprojekte, Erfahrungen anderer Länder und Studien, wie Neu erläutert: "Einerseits können sie sich um die einfache medizinische Grundversorgung (…) kümmern und für Gesundheitsaufklärung sorgen. Andererseits leisten sie einen wertvollen und kompetenten Beitrag für Kinder mit täglichem Unterstützungsbedarf (…) und verhindern damit die Diskriminierung von chronisch kranken Kindern."
Von medizinisch ausgebildetem Personal an Schulen profitieren ganz besonders Kinder, die durch ihre chronische Erkrankung besondere Hilfestellung im Alltag benötigen. Untersuchungen zeigen, dass aktuell fast ein Viertel der Schulkinder eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung benötigt. "Bei einem Diabetes Typ 1 muss beispielsweise die Insulindosierung und die körperliche Bewegung exakt aufeinander abgestimmt werden, um gesundheitliche Komplikationen wie eine lebensgefährliche Unterzuckerung zu vermeiden", erklärt PD Dr. Thomas Kapellen von der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD). Trotz der zunehmenden Technologisierung in der Therapie seien Grundschulkinder in der Regel mit den Anforderungen ihrer Erkrankung überlastet. "Sie können ihren Diabetes nicht vollständig allein managen, weil sie komplexe Zusammenhänge nicht allein überblicken können – ebenso wenig das Lehrpersonal."
Je weniger sich chronische Erkrankungen in die Lebenswirklichkeit der Schulen einbinden lassen, desto größer ist die Gefahr, dass die Kinder schulische Ausgrenzung erleben. "Schlimmstenfalls müssen sie entgegen ihren Fähigkeiten auf den Besuch von Regelschulen verzichten, nur weil niemand sich für ihre Gesundheits-Fürsorge zuständig fühlt", warnt Kapellen.
Um ihren Kindern den Besuch einer Regelschule zu ermöglichen, springen häufig die Mütter ein, wie die AMBA-Studie zeigte. In dieser Studie wurden die Alltags-Belastungen der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes, ihre Auswirkungen auf die Berufstätigkeit und der Bedarf an Unterstützungs-Leistungen im Alltag untersucht. "Die von uns unterstützte AMBA-Studie belegt, dass 39 Prozent der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes den Umfang ihrer Arbeitszeit reduzieren. 10 Prozent gaben nach der Diabetesdiagnose ihres Kindes ihre Berufstätigkeit sogar gänzlich auf, um das Kind in Kita und Schule mitzuversorgen. Es darf nicht sein, dass eine Diabetesdiagnose insbesondere bei Müttern mit Karriere-Knick und Armuts-Risiko einhergeht. Schulgesundheitsfachkräfte würden dies ändern", sagt Dr. Jens Kröger, Diabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Noch immer aber fehlen ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille seitens der Politik, medizinisches Fachpersonal an Schulen einzusetzen und Kinder mit chronischen Erkrankungen besser in die Regelschulen zu integrieren – trotz der offensichtlichen Vorteile von Gesundheitsfachkräften. Deshalb starten DDG, AGPD, diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE), Diabetes-Kids.de, Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD) und Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) eine Online-Kampagne, um mehr Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu lenken. Unter #InklusionStattAusgrenzung können Interessierte auf X, LinkedIn und Facebook die Kampagne verfolgen und unterstützen.
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