„Mensch mit Diabetes“ oder „Diabetiker“? Das sagen unsere Leser…

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„Mensch mit Diabetes“ oder „Diabetiker“? Das sagen unsere Leser…

In der April-Ausgabe des Diabetes-Journals und parallel im Internet kamen Sie zu Wort: Sehen Sie sich als „Dia­betiker“ oder als „Mensch mit Diabetes“? 880 Teilnehmer haben bei der Umfrage mitgemacht. Lesen Sie, was dabei herauskam.

„Ich sage beides – mir ist es grundsätzlich nicht so wichtig. Solange man weiß, dass ich auch einen Namen habe“, sagt einer der Teilnehmer unserer Umfrage Diabetiker oder Mensch mit Diabetes? Recht hat er, eigentlich ist es egal. Ausgelöst wird diese Diskussion aber immer wieder gerade von Verbänden.

Klares Bild: „Diabetiker“

Fragt man die Betroffenen selbst, entsteht ein klares Bild: Von 880 Teilnehmern – 472 männlich, 408 weiblich – bezeichnen sich 71,8 Prozent als „Diabetiker“, 21,4 Prozent möchten lieber „Mensch mit Diabetes“ genannt werden. Es gibt auch ganz andere Bezeichnungen, wenn es um den Diabetes geht: „Zuckerteufel“ ist ein Beispiel oder „Patientin/Seniorin mit Diabetes“. „Von Natur aus süß“ lässt Interpretationsspielraum offen…

Die Antwort einer 63-Jährigen ist drastisch, aber deutlich: Sie bezeichnet sich als Diabetikerin, weil „ich ‚korrekt‘ auch nicht als Mensch mit Tod bezeichnet werden will“. Einher geht damit, dass 91,1 Prozent der Teilnehmer ihren Diabetes als Bestandteil ihres Lebens selbstverständlich akzeptieren.

Vor allem Insulintherapie

59,5 Prozent der Teilnehmer haben Typ-1-Diabetes, 37,8 Prozent geben an, einen Typ-2-Diabetes zu haben, 2,6 Prozent gehören zu einem anderen Diabetestyp; bei den beiden letztgenannten Gruppen behandelt sich die Mehrheit (wie alle Typ-1-Diabetiker sowieso) auch oder nur mit Insulin. Nicht jede Frage wurde von jedem Teilnehmer beantwortet, so dass die Zahl, auf die sich die Prozentzahlen beziehen, variiert.

Eher „Diabetiker“ bei Diabetesakzeptanz

Im Alter bis 20 Jahre wird „Diabetiker“ seltener benutzt – in dieser Altersgruppe wählen die Betroffenen gern selbst eine Bezeichnung. Danach dominiert „Diabetiker“ mit über 70 Prozent. Je länger der Diabetes besteht, desto eher wird er akzeptiert – was sich auch auf die Bezeichnung auswirkt: Bei einer Diabetesdauer bis zu fünf Jahren finden 69,5 Prozent „Diabetiker“ besser, besteht der Diabetes mehr als 60 Jahre, sind es 93,3 Prozent; geringere Zahlen gibt es bei einer Dauer von 11 bis 20 Jahren (64,7 Prozent) und 51 bis 60 Jahren (68,6 Prozent).

Die Diabetesakzeptanz wirkt sich auf die Wahl der Bezeichnung aus: Diejenigen, die den Diabetes als Bestandteil ihres Lebens akzeptieren, bezeichnen sich zu 72,8 Prozent als „Diabetiker“, bei Nichtakzeptanz sind es nur 61,3 Prozent.

Niedriger HbA1c-Wert erhöht ­Akzeptanz

Beim HbA1c ergibt sich: Bei niedrigeren Werten sind Akzeptanz und die Wahl des Begriffs „Diabetiker“ größer als bei hohen Werten. Bei der Therapie des Diabetes ist das Bild uneinheitlich. Eine kleine Tendenz zeichnet sich ab beim Diabetestyp: Während sich Typ-1-Diabetiker zu 73,6 Prozent lieber als „Diabetiker“ bezeichnen, sind es bei den Typ-2-Diabetikern nur 69,2 Prozent und bei Menschen mit einem anderen Diabetestyp 68,2 Prozent.

Freund Diabetes

Eine 73-Jährige mit einem Typ-1-Diabetes seit 61 Jahren bringt es auf den Punkt: Sie bezeichnet sich als „Diabetiker“, weil „… ich halt ein Diabetiker bin! Der Diabetes ist mein Freund und nicht mein Feind – und so wird er auch behandelt bis an mein Lebensende … nicht bekämpft, sondern mitgenommen und betreut!“


von Dr. med. Katrin Kraatz
Redaktion Diabetes-Journal, Kirchheim-Verlag,
Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (8) Seite 10-11

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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