Mit Diabetes in der Ausbildung

3 Minuten

Community-Beitrag
Mit Diabetes in der Ausbildung

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt!

Aufregung pur: Endlich hat für mich ein neuer Lebensabschnitt begonnen – die Ausbildung zur MTRA (Medizinisch-Technische Radiologieassistentin).
Nach einigen Versuchen, andere berufliche Richtungen einzuschlagen, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Kindheitstraum wahr zu machen und in die Medizin zu gehen. Vor einem Medizinstudium wollte und brauche ich in jedem Fall aber eine Ausbildung, und da meine Mutter selbst MTRA ist, bin ich wohl so etwas wie genetisch vorbelastet 😉

Muss ich den Diabetes im Bewerbungsgespräch erwähnen?

Denken, nachdenken

Schon im Bewerbertest war ich super aufgeregt, im anschließenden Bewerbungsgespräch lief alles wie am Schnürchen und ich verließ meinen zukünftigen Ausbildungsplatz mit einem dicken Grinsen im Gesicht.
Erst zu Hause fiel mir auf: Ich hatte gar nichts von meinem Diabetes gesagt!
Zweifel plagten mich… sollte ich der Schulleitung im Nachhinein vor Ausbildungsbeginn eine E-Mail schreiben? Ich überlegte hin und her und entschied letztendlich: Nein.
Letztendlich würde alles wie eine Rechtfertigung klingen und für meine Krankheit brauche ich mich überhaupt nicht zu rechtfertigen.

Die Aufregung vor dem Neuen hat Einfluss auf meine Werte!

Am ersten Schultag vor zwei Wochen war die Aufregung riesig! Ich wachte morgens bereits mit einem Wert von über 300 mg/dl (16,7 mmol/l) auf und stellte fest, dass sich mein Katheter über Nacht anscheinend verabschiedet hatte. Ketone lassen grüßen!
Super… Doch gleich am ersten Tag fehlen? Geht gar nicht!
Als ich schließlich mit reichlich Verspätung in die Klasse stolperte, fühlte ich mich wie eine Mischung aus „kopfüber in den Mixer gesteckt“, „in der Sahara ausgesetzt“ und „vom LKW überrollt“.
Nun gut – Augen zu und durch. Dank Enlite Sensor hatte ich meine Werte ganz gut im Blick und so spritzte ich in der Schule direkt 4 Einheiten hinterher.

Jetzt ist Aufklärungsarbeit nötig!

Wie aufs Stichwort meldete sich da meine Schulleitung vor der Klasse zu Wort: „Handys im Unterricht sind übrigens absolut unerwünscht. Wir möchten auch nicht, dass Sie ein Handy auf dem Tisch liegen haben – also stellen Sie es bitte möglichst ganz aus.“
Wenn das nicht die perfekte Gelegenheit für ein bisschen Aufklärung war!
In der anschließenden Pause ging ich also schnurstracks zu ihr und zückte meine Pumpe. Ich erklärte, dass ich eine Insulinpumpe trage, da ich Typ 1 Diabetikerin bin und es deshalb sein kann, dass ich während des Unterrichts mal auf das kleine Gerät schaue, es vibriert oder im schlechtesten Fall auch mal klingelt – dass ich auf jeden Fall nicht auf mein Handy starre, wenn ich etwas in der Hand habe.

Offenheit kann sich auszahlen!

Gedankenaustausch, Teamarbeit

Ich hatte mindestens so etwas wie Irritation erwartet, doch das strahlende Lächeln und den herzlichen Dank für diese Offenheit ließ mich nicht nur perplex, sondern auch extrem erleichtert zurück.
Am nächsten Tag folgte gleich die nächste Überraschung:
Bei der ersten praktischen Unterrichtseinheit fragte ich vorsichtshalber, ob an einem der Geräte irgendetwas magnetisch sei. Meine Frage wurde verneint und meine Lehrerin glänzte mit „Fachwissen“: Ob ich auf Pens umsteigen würde, wenn wir am MRT arbeiten oder ob ich meine Pumpe dann einfach im Vorraum deponieren wolle.
Zack – wieder war ich perplex und freute mich über so viel Beistand.
Deshalb kann ich auch nur jedem raten, offen mit seinem Diabetes umzugehen. Ohne ein schlechtes Gewissen oder zumindest Hemmungen seinen Diabeteskram machen zu können, ist sehr erleichternd und sorgt deshalb auch dafür, dass man sich wohler fühlt.

Im Notfall sollte jemand bescheid wissen!

Außerdem ist es wichtig, dass im Notfall wenigstens der Lehrer weiß, wann und warum er einen Notarzt rufen sollte.
Doch auch zumindest die Sitznachbarn kurz zu informieren, ist keine schlechte Idee. Ich hatte zwar Bedenken, auf Ablehnung zu stoßen – doch auch hier war wieder das Gegenteil der Fall: ein neugieriger Blick, vorsichtige Fragen und generell ein ehrliches, unaufdringliches Interesse, das war es!
Meinem Blutzucker tut der strukturierte Alltag übrigens super gut. Wenige Schwankungen, generell ein ausgeglicheneres Blutzucker-Level und hin und wieder mal ein Wert unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) machen nicht nur mir Freude, sondern fordern endlich auch mal meinen kleinen Pumpenfreund, der seine Fähigkeiten in Sachen Hypo-Abschaltung zeigen kann;)
Also, ihr Lieben: Freut euch auf eure Ausbildung, habt keine Hemmungen, über euren Diabetes zu sprechen, und genießt diesen neuen Lebensabschnitt!

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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